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# taz.de -- Mai-Ticker - Erster Teil bis 17 Uhr: Polizei schickt Nazis zurück
> Gewerkschaften, Rechtsextreme, Antifas und bürgerliche Protestgruppen
> ziehen am 1. Mai auf die Straßen. Die taz berichtet live aus Berlin,
> Hamburg und Rostock.
Bild: Tausende blockieren die Wisbyer Straße in Prenzlauer Berg
Der aktuelle LIVE-TICKER wird hier im [1][Zweiten Teil] fortgesetzt.
+++
17:00 Berlin-Prenzlauer Berg Der Nazi-Demozug steht weiter auf der
Bornholmer Straße. Vorne im Block ist ein bengalisches Feuer gezündet
worden. Auf Anordnung der Polizei wurde es auf den Boden geworfen, wo es
jetzt weiterkokelt. Am Rand lässt sich ein Polizist von Journalisten die
Zwischenstände der Bundesliga durchgeben: Schalke liegt zurück. "Oh nein,
schon wieder die Bayern Meister!"
16:47, Berlin-Prenzlauer Berg: Ein Polizeisprecher vor Ort bestätigt, es
sei beabsichtigt, die rechtsextremen Demonstranten zurück zum S-Bahnhof
Bornholmer Straße zu schicken. Ein Teilerfolg scheint erzielt: die Nazis
kamen nicht bis zur Schönhauser Allee vor. Dort waren die Routen blockiert.
Die Wasserwerfer haben kehrt gemacht und sind in die entgegengesetzte
Richtung abgezogen. Die Situation ist ruhig aber unübersichtlich, die Nazis
sind mittlerweile umringt von Gegendemonstranten. Es geht weder vor noch
zurück.
16:41 Berlin-Wedding Die Blockierer von der Weddinger Seite der Bornholmer
Straße hatten ihre Position bereits verlassen und waren am S-Bahnhof
Gesundbrunnen angekommen. Dort erreicht sie aus Prenzlauer Berg die
Nachricht, dass die Nazis zur Bösebrücke zurücklaufen werden. Alle sprinten
zurück, so schnell sie können.
16:40, Berlin-Prenzlauer Berg, Bornholmer Straße: Die Nazi-Demo dreht ab.
Der Lautsprecherwagen hat schon umgedreht. Noch verhandelt der
Polizeieinsatzleiter mit dem Demoanmelder. Die Demonstranten haben bisher
maximal 800 Meter der Wegstrecke absolviert.
16.31 Berlin-Prenzlauer Berg Wisbyer Straße: Die Polizei steht in zwei
Reihen vor den friedlichen Demonstranten, die hinter Absperrgitter fröhlich
feiern. In der ersten Reihe stehen behelmte Polizisten, in der zweiten
Reihe stehen Beamte mit Polizeihunden, die Maulkörbe sind ab. Journalisten,
die zu den Demonstranten wollen, werden zurückgewiesen.
16:25 Berlin-Prenzlauer Berg Die Polizei verhandelt gerade nach eigenen
Angaben mit dem Nazidemo-Anmelder Sebastian Schmidtke über den weiteren
Verlauf der Demo: Der Durchgang zu Wisbyer Straße ist von Demonstranten
blockiert. Die Polizei fordert diese auf, die "nicht angemeldete
Demonstration" zu beenden und die Kreuzung zu räumen.
16:21, Berlin-Prenzlauer Berg Während die Nazidemo nur langsam vorwärts
kommt und sich der Schönhauser aller nähert, stehen tausende Demonstranten
in der Wisbyer Straße hinter Polizeiblockaden. Die Polizei hat mit einigem
Abstand zur Schönhauser Allee Absperrgitter aufgebaut, die Menschen allen
Alters sind laut, bunt, munter. Sie stehen den Nazis entgegen. Allerdings
mit der Distanz, die die Staatsmacht ihnen verordnet hat. In der
Schönhauser Allee hat die Polizei mehrere Dächer geräumt, auf denen sich
Gegendemonstranten befanden.
16:15, Rostock Das Rostocker Bündnis "1. Mai nazifrei" ist zu frieden. Über
700 Personen beteiligten sie an den Blockaden. "Unser Konzept der
friedlichen Massenblockaden ging auf. Die NPD konnte nicht wie geplant
durch Lütten Klein marschieren", erklärt Christine Lehnert vom Bündnis. Sie
betont "Aber wir haben neben den lachenden Auge auch ein weinendes Auge.
Wir waren zu wenig um auch in Groß Klein die neue Route zu blockieren".
Zudem hat die Polizei aber auch genau dort versucht keinen Gegenprotest
hinkommen zu lassen.
16:10, Berlin- Prenzlauer Berg Frage an Wolfgang Thierse (SPD): War seine
Sitzblockade das richtige Mittel? Antwort: "Ich weiß es nicht, aber es war
in jedem Fall ein Zeichen gegen die Rechtsextremen. Es richtete sich ja
nicht gegen die Polizei, sondern gegen die Neonazis. Es ist unsere Pflicht,
Gesicht zu zeigen, und es ist traurig, dass viele andere nicht die
Möglichkeit dazu hatten, weil ihre Gegenkundgebung verboten wurde." Ob er
sich noch mal hinsetzen wird? "Für heute reicht's dann wohl. Ich bin ja
auch schon ein älterer Mann."
16:07, Berlin- Prenzlauer Berg Bornholmer Der Demozug auf der Bornholmer
Straße gerät immer wieder ins Stocken und ist erst an der Ecke Seelower
Straße angekommen. Auf den Balkonen machen Anwohner Rabatz, schlagen mit
Stöcken gegen die Balkongeländer und trommeln auf Töpfe. Es herrscht ein
Riesenlärm.
16:05 Hamburg Die Euro-Mayday-Parade ist inzwischen im Portugiesenviertel
am Hafen angekommen und auf rund 2.500 Menschen angewachsen. Die Stimmung
ist gut, allerdings fängt es jetzt an zu regnen. Die Forderungen der
Demonstranten: Schulreform, 1.500 Euro Grundeinkommen und bezahlbare Mieten
für alle.
16:05, Berlin, Gefangenensammelstelle Kruppstraße "Das sind hier
katastrophale Zustände", sagt Dietmar Sasse vom Anwaltsnotdienst an der
Gefangenensammelstelle Kruppstraße. Der Anwaltsnotdienst hat vor dem
Gebäude einen Tisch errichtet. "Uns wurde verwehrt, unter anderen
Bedingungen zu arbeiten." Sasse berichtet, dass die Festgenommenen nicht
ihr recht in Anspruch nehmen dürften, einen Anwalt zu kontaktieren. Die
Festgenommenen haben nur Aussicht auf anwaltliche Hilfe, wenn wir zufällig
von ihnen wissen, dass sie hier sind." Auch seien die zuständigen Richter
nicht verbindlich zu erreichen. Eingereichte Beschwerdeanträge der Anwälte
seien teils gar nicht bei den Richtern angekommen.
15:38, Berlin-Prenzlauer Berg Bornholmer, Schönfließer Die Polizei beginnt
die Prominentenblockade abzuräumen. Als erstes wird Bundestagsvizepräsident
zur Seite gebracht. Er geht erst, als ihn die Polizei hochzerrt. "Thierse
blockier se!", ruft die applaudierende Menge. Der Rest der Blockade wird
nach und nach geräumt. Die Nazis stehen ein paar hundert Meter weiter fest.
15:25, Berlin-Prenzlauer Berg Bornholmer, Schönfließer
Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse, Wieland und Köhne und andere
sitzen auf der Straße. Sie werden persönlich per Polizeilautsprecher
aufgefordert, die Straße frei zu machen. Blieben aber sitzen.
15:18 Berlin-Prenzlauer Berg Auf der Bornholmer Straße Ecke Driesener
Straße hat es einen Zwischenfall gegeben: 30 Leute befinden sich in einem
Hinterhof, die Polizei hat sich mit zwei Hunden ohne Maulkorb davor
postiert. Als die Leute den Hof verlassen, beißt einer der Hund eine Frau
ins Gesicht.
15:15 Berlin-Wedding Auf der Weddinger Seite der Bornholmer Straße hat es
eine Auseinandersetzung zwischen Antifas und einem Rechten gegeben, der
offenbar von dieser Seite aus zur Nazidemo wollte. Behelmte Polizisten
haben die Hälfte der Demo abgeriegelt, manche sprechen von einer Räumung.
Die Stimmung beginnt kurz zu kippen, beruhigt sich dann aber wieder.
15:13 Rostock-Lütten Klein Der Neonazi-Aufmarsch ist offiziell beendet. Die
landesweit Opferberatung hat genau gezählt: über 600 Neonazis waren da.
15:12, Berlin-Prenzlauer Berg, Bornholmer Straße Die Demospitze der Nazis
kommt nur sehr langsam voran. An der Ecke Malmöer Straße fliegt ein rohes
Ei aus einem Haus auf die Marschierer, trifft aber nicht. Auf einem Balkon
stehen Menschen, die in Trillerpfeifen blasen und auf Töpfe trommeln. Die
Nazis skandieren derweil "Nationaler Sozialismus, jetzt, jetzt, jetzt". Es
sind rund 600, die zwischen behelmten Polizisten in Richtung Schönhauser
Allee marschieren. Gegendemonstranten dürfen nur hinter Absperrgitter
einige hundert Meter entfernt ihren Unmut kundtun. Dennoch sind sie
deutlich zu hören.
15:03, Berlin-Prenzlauer Berg Bornholmer Ecke Malmöer: Die Nazis passieren
die Kreuzung, die heute morgen noch blockiert war. Die Polizei hatte sie
geräumt. Aus den Seitenstraßen ertönt Protest gegen die Wirren, die sich
selbst als "die nationale Elite der Straße" bezeichnen.
14:59, Berlin-Prenzlauer Berg Bornholmer Straße Skurriler Demo-Beginn bei
den Nazis: vor dem Protestzug stehen zwei Wasserwerfer, die im Zweifel den
Weg frei räumen sollen. Alle warten darauf, dass es losgeht. Doch es bewegt
sich nichts. "Die Wasserwerfer sind weder per Funk noch per Telefon zu
erreichen", sagt ein Polizist. Deshalb gibt die Polizei ihre Order an die
Kollegen nun per Lautsprecherdurchsage. Auch zunächst ohne Erfolg. Ein
Polizist witzelt: "Jetzt geht's karrieretechnisch für den Kollegen im
Wasserwerfer wohl bergab". Oder sitzt da ein sehr effektiver Blockierer am
Steuer?
14:50 Berlin-Prenzlauer Berg, S-Bhf. Bornholmer Straße Die Demonstration
der Nazis hat nun begonnen. Ein Redner warnt die Teilnehmer davor, dass die
Demonstranten mit Wurfgeschossen zu rechnen hätten. Außerdem könnten auch
Dinge von den Dächern geworfen werden. Die Teilnehmer skandierten Parolen
wie "1. Mai - seit ,33 arbeitsfrei" und "nationaler Sozialismus jetzt".
14:40 Hamburg-St. Pauli Die Demonstranten auf dem Euro-Mayday sammeln sich
am Park Fiction. Gut 300 Leute mögen es sein, als sich der Zug in Richtung
Zentrum in Bewegung setzt. Auf den Wagen stehen Sprüche wie "Das Grrrinsen
der Prekarität lauert überall", "Reiche Eltern für alle" und "The only good
system is the sound system" - hier wird sehr laute Musik aufgelegt. Es
werden Grinsekatzen-Masken verteilt.
14:38 Berlin-Wedding Auf der Weddinger Seite der Bornholmer Straße gibt es
jetzt Livemusik. Gespielt wird der "antifaschistische Bommerlunder", in
einer Pause wendet sich der Sänger an die BlockiererInnen: "Es ist doch
eine Schande", sagt er, "dass ein sogenannter rot-roter Senat nicht in der
Lage ist, diesen Spuk dahinten zu beenden."
14:30, Berlin-Prenzlauer Berg, S-Bhf. Bornholmer Straße Die stellen sich in
Formation zum Abmarsch auf. Die Polizei öffnet das Gitter vom Sammelplatz
zur Bornholmer Straße. Der Start der Demonstration steht offenbar
unmittelbar bevor. Es werden kaum mehr als 600 Teilnehmer gezählt.
14:26 Berlin-Pankow Auf der Berliner Straße/Ecke Thulestraße steht ein
Wagen, an dem zu lesen ist "Der Rechtsweg ist ausgeschlossen". Darauf
spielt die Folkband "Der singende Tresen".
14:26, Berlin-Prenzlauer Berg, Schönhauser Allee, Bornholmer Straße Zwei
Wasserwerfer werden in Stellung gebracht. Redner fordern auf, die Blockaden
in der Thulastraße und Berliner Straße zu unterstützen. Die umliegenden
Dächer sind voller Menschen
14:25, Berlin, Kurfüstendamm Laut Polizei wurden einzelne Personen und
kleine Grüppchen aus dem rechtsextremen Spektrum auf dem Ku'damm
angetroffen. Einen geschlossenen Demonstrationszug der Nazis gebe es dort
nicht, sagte ein Polizeisprecher. Was die Rechtsextremen dort wollen oder
machen, sei unklar. "Wir beschäftigen uns mit denen gerade".
14:20, Berlin-Prenzlauer Berg, Schönhauser Allee, Schonensche Straße Der
Imbiss Forum Allee Bistro hat seinen Laden in einem von der Polizei
gesperrten Bereich. Das Geschäft lässt er sich dennoch nicht vermiesen. Er
hat einen Bestell- und Bringservice für die mehreren Hundert
Gegendemonstranten eingerichtet und bringt Pizza oder Döner an die hinter
der Absperrung Demonstrierenden.
14:10 Rostock Lutz Gießen, Freier Nationalist, ist bei der NPD-Demo als
Redner auftreten. In Berlin sucht die Polizei ihn, weil er auf einem
Neonazimarsch im Oktober Adressen von "politischen Gegner" verkündete, mit
dem Zusatz: "Wir kriegen euch alle". Anzeigen liegen vor. Die Polizei fand
ihn aber nicht. Auf dem Marsch durch den Stadtteil erhielten Redebeiträge
Beifall von den Balkonen. Aber auch Widerspruch: Am Straßenrand schimpfen
vereinzelt Jugendliche "Nazis haut ab". Am Bahnhof Lichtenhagen trennte die
Demonstranten nur eine Fußgängerbrücke von jenem Haus, das 1992 tagelang
von Neonazis und Anwohner belagert worden war, um Asylsuchende zu
vertreiben.
14:08, Berlin-Prenzlauer Berg, S-Bhf. Bornholmer Straße Auf dem
Aufmarschplatz der Nazis singt ein Barde "Deutsches Volk steh auf".
Holländische Nazis entrollen ein Transparent. Nichts deutet auf einen
baldigen Beginn der Demonstration hin.
14:05, Berlin-Kreuzberg, Oranienstraße Der CDU-Abgeordnete Kurt Wansner
verteilt Flugblätter gegen Linksextremismus. "Die Erfahrung der letzten
Jahre hat gezeigt, dass die Gefahr in Kreuzberg von Linksextremen ausgeht",
sagt Wanser. Er will etwa eine Stunde lang auf dem MyFest Präsenz zeigen.
Die Reaktionen der Passanten seien bisher überwiegend positiv. Auf dem
MyFest-Gelände flanieren bereits zahlreiche Menschen. Touristen
fotografieren sich gegenseitig.
13:57 Hamburg Auf der DGB-Kundgebung spricht DGB-Landeschef Uwe Grund über
die Wirtschaftskrise in Griechenland: "Der Zusammenbruch ganzer Staaten
würde im Exportland Deutschland hundert tausende Arbeitsplätze kosten.
Deshalb müssen endlich die Banken und Geldinstitute für ihre
Risikobereitschaft und Machtgier zur Verantwortung gezogen werden."
13:54 Berlin-Prenzlauer Berg Offenbar sind 250 Nazis auf dem Ku'damm
eingekesselt worden und werden gerade abgeführt. Grünen-Fraktionschef
Volker Ratzmann, der an der Bornholmer Straße steht, sagt: "Als
Innensenator würde ich diese Gelegenheit dazu nutzen, den Aufmarsch hier zu
verbieten - weil die Anmelder an anderer Stelle illegal demonstrieren
lassen."
13:50, Berlin-Kreuzberg, Oranienplatz Die revolutionäre 1.
Mai-Demonstration setzt sich mit gerade mal 50 Teilnehmern in Bewegung. Die
ursprünglich geplante Wegstrecke soll deutlich abgekürzt werden. Man werde
über die Manteuffelstraße direkt zum Kottbusser Tor laufen und sich
anschließend den Protesten in Prenzlauer Berg anschließen, sagt ein
Sprecher.
13:46, Berlin, Brandenburger Tor Auf seiner Berliner Mai-Kundgebung hat der
Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) am Samstag vor allem bessere
Einkommensbedingungen gefordert. Jeder habe "das Recht, von seiner Arbeit
leben zu können", sagte DGB-Landeschefin Doro Zinke. Gebraucht würden
Mindestlöhne, die lebenstauglich seien. Allein in 69 Branchen der Berliner
Wirtschaft würden weniger als 7,50 Euro pro Stunde bezahlt, sagte Zinke.
Wer europäisch denke, müsse endlich den Mindestlohn einführen - wie es
bereits 21 EU-Staaten vorgemacht hätten. Nach Gewerkschafterangaben nahmen
an der Kundgebung am Brandenburger Tor über 10 000 Menschen teil.
Anschließend sollte bis zum Abend ein Kinder- und Familienfest gefeiert
werden.
13:46 Berlin-Prenzlauer Berg, Wichertstraße In der Wicherstraße sind
inzwischen rund 1.500 Blockierer versammelt. Der erste Live-Act spielt vom
Lautsprecherwagen, an die 30 Leute fangen an zu tanzen. Andere spielen
Karten, es herrscht Volksfeststimmung. Regelmäßig wird durchgesagt, wie
viele Nazis sich an der Bornholmer Straße gesammelt haben - und dass doch
bitte noch niemand nach Hause gehen soll.
13:45, Berlin-Prenzlauer Berg, Bornholmer Straße Eine Kette aus rund 80
Polizisten zieht quer über die immens breite Straße Richtung Schönhauser
Allee und scheucht die wenigen Passanten von dannen. Vor der Kette radelt
Christian Ströbele (Grüne) lässig vorbei.
13:40, Berlin-Prenzlauer Berg, Bornholmer Straße Als erster Redner der
Nazis fordert Christian Worch eine "Reconquista unserer Städte für die
Deutschen". Auf den umliegenden Balkonen trommeln protestierende Anwohner
lautstark auf Kochtöpfe.
13:30 Berlin, Prenzlauer Berg Es geht das Gerücht um, dass sich 300 Nazis
auf dem Ku'damm versammelt haben sollen. An der Bornholmer Straße sind es
jetzt an die 600 Nazis, es scheint hier langsam loszugehen. Der Polizei ist
die Meldung bekannt. "Wir prüfen gerade, ob das stimmt", sagt ein
Polizeisprecher der taz.
13:20 Berlin-Kreuzberg, Oranienplatz Eine Handvoll Maoisten hat sich auf
dem Oranienplatz versammelt. "Sonst war hier viel mehr los", sagt eine
Anwohnerin, die im Bioladen an der Ecke arbeitet, "heute ist es höchstens
ein Bruchteil. Nicht einmal die Wiese ist voll." Die Maoisten wollen
anschließend zum Kottbusser Tor laufen.
13.30, Rostock. Auf dem Schiffbauerring findet die NPD-Zwischenkundgebung
statt. Udo Pastörs wettert: "Die Demokraten bringen den Volkstod!".Die
gesamte Landtagsfraktion ist beim Marsch. Die Polizei meint es seien an die
400 Rechte auf der Straße. Das darf bezweifelt werden. "Granaten auf
Demokraten" wird skandiert. Viele Anwohner scheinen von den Balkonen und
Fenster interessiert zu zuhören. Derweil versuchen Teilnehmer der Blockaden
sich erneut den Neonazis entgegen zu stellen.
13:20, Berlin-Prenzlauer Berg, Schönhauser Allee Auf der Kreuzung zur
Bornholmer Straße setzen sich rund 20 Anwohner nieder. "Setzt euch her",
rufen sie den Zuschauern zu. Die Polizei fordert sie auf die Straße zu
verlassen. Buhrufe.
13:20, Berlin-Prenzlauer Berg S-Bhf. Bornholmer Rund 100 aus dem Bahnhof
kommende halten sich nicht an den von der Polizei vorgegebene Weg zum
Sammelplatz. Stattdessen rufen sie "Straße frei für die deutsche Jugend"
und stürmen auf die Bösebrücke, die sie besetzt halten. Schließlich lassen
sie sich von einer riesigen Polizeikette doch zum Sammelplatz führen.
13:18, Berlin-Prenzlauer Berg, Bornholmer Straße Aus einem Polizeifunkgerät
ist zu hören, dass in Kürze nochmal 360 Nazis mit der S-Bahn eintreffen
sollen.
13:10 Berlin-Wedding, Bornholmer Straße Unter den Blockierern sind zwei
Nazis aufgetaucht, die auf den ersten Blick nicht als solche zu erkennen
waren. Als sich ihre Anwesenheit herumgesprochen hat, springen viele aus
der Menge auf, schreien "Nazis raus" und rennen den beiden hinterher. Die
werden von Polizisten an der S-Bahn-Linie entlang in Richtung Gesundbrunnen
eskortiert.
13:03 Berlin-Prenzlauer Berg, Bornholmer Straße Auf den Nazi-Sammelplatz
ziehen jetzt 30 bis 40 Brandenburger Rechte mit schwarzen Fahnen in
Dreierreihen ein. "Uckermark" steht darauf, "Erkner", "Frankfurt (Oder)".
Auch rotweiße Fahnen mit dem Brandenburg-Adler sind zu sehen. Auf den
T-Shirts der Nazis stehen Dinge wie "Müritzer Patrioten" oder "Kraft für
Deutschland". Eine Polizeisprecherin bestätigt die Information, dass sich
noch mehrere hundert Nazis auf der Anreise befinden. Bislang sind erst
knapp hundert versammelt. Von einem Balkon in der Nähe schallt Bob Marley
herüber.
12:48 Berlin-Prenzlauer Berg, Bornholmer Straße Gerade hat ein Mitarbeiter
der Polizeiseelsorge den Nazi-Sammelplatz betreten. An seiner leuchtend
gelben Weste ist er gut erkennbar. Will er dem immer noch sehr kleinen
Grüppchen von Rechten Mut zusprechen? Nein: Er stellt sich am Klo an.
12:45, Rostock Trotz aller Blockaden ist der Neonazimarsch nicht gestoppt.
Nach Lütten Klein konnte die NPD zwar nicht. Stattdessen marschiert sie
jetzt durch Groß Klein - der Stadtteil liegt direkt gegenüber, getrennt
durch die Stadtautobahn. Mit Fahnen und Trommel an der Spitze hat sich der
Neonazimarsch in Bewegung gesetzt. In den ersten Reihen: Udo Pastörs,
NPD-Fraktionschef in Schwerin. Ein kleiner schwarzer Block in der braunen
Truppe skandiert: "Nationaler Sozialismus jetzt!".
12:42 Berlin-Wedding, Bösebrücke Westseite Ein Blockierer steht der
Polizeikette gegenüber und sagt: "Früher hat man sich auf einer Brücke
getroffen, um zu schauen, wer der Stärkere ist. Heute riegelt die Polizei
die Brücke ab." Auf der Weddinger Seite des S-Bahnhofs Bornholmer Straße
fluktuiert die Zahl der Blockierer ein wenig, tendenziell werden es mehr.
Die Stimmung ist fröhlich bis ausgelassen, vielleicht ein bisschen zu
ausgelassen: Aus dem Lautsprecherwagen kommt die Bitte, den Alkohol- und
Drogenkonsum einzuschränken.
12:40, Berlin, Schöneberg In der Nähe des S-Bahnhofs Priesterweg wurden
laut Polizei Reifen in Brand gesetzt. Dadurch ist derzeit der
S-Bahn-Verkehr auf der Nord-Süd-Strecke auch Richtung Bornholmer Straße
unterbrochen.
12:30 Berlin. S-Bahnhof Bornholmer Straße Auch eine halbe Stunde nach dem
offiziellen Beginn herrscht immer noch gähnende Langeweile beim
Aufmarschpunkt der Neonazis. Gerade mal 50 Demonstranten lehnen an den
Gittern, die den Platz absperren. Sonst ist nur Polizei da. Offenbar sind
aber noch weitere potenzielle Teilnehmer auf dem Weg. Immerhin ist gerade
ein Lautsprecherwagen eingetroffen. Auf den Balkonen der Nachbarhäuser
hängen viele Transparente. "National ist asozial" steht auf einem, von
einem anderen erklingt Klezmer-Musik.
12:15, Hamburg, Mühlendamm Gelassen spazieren Sozialdemokraten und Linke
hintereinander her. Einer trägt etwas verlassen eine Transnet-Flagge. "Die
SPD wollen wir hier nicht haben", sagte ein am Rande stehende Passantin und
richtet ihre Kamera auf den internationalen Block, der vom Banner "Klasse
gegen Klasse - enjoy the revolution" angeführt wird.
12:13 Berlin-Wedding, Bornholmer Straße Auf der Weddinger Seite des
S-Bahnhofs Bornholmer Straße sind rund 500 Menschen versammelt. Zu wenig,
finden die Veranstalter und sagen wiederholt durch, es solle bitte niemand
weggehen. Es geht das Gerücht um, dass die Nazis auf der Weddinger Seite
laufen könnten, weil die Polizei dort weniger Aufwand hätte, die Blockierer
aus dem Weg zu räumen.
12:35 Berlin-Prenzlauer Berg, Bornholmer Straße Auf dem Sammelplatz der
Rechten knarzt eine erste Nachricht aus dem Lautsprecherwagen: "Wir bitten
um Geduld, es sind noch Kameraden auf der Anreise." Von den Nazis, die an
den Absperrgittern lehnen, kommt ein lascher Applaus. Hinten am
Lautsprecherwagen hängt ein Transparent mit der Aufschrift "Unserem Volk
eine Zukunft".
12:26 Berlin-Prenzlauer Berg Wolfgang Thierse sitzt unweit der Bösebrücke
an der Malmöer Straße auf einem Mäuerchen in der Sonne. Er vermutet, dass
mehr taz-Journalisten anwesend seien als Nazis. "Möglich, dass wir hier
noch Stunden sitzen und es passiert nichts", sagt er, "aber das ist dann
auch in Ordnung."
12:23, Berlin, S-Bhf. Gesundbrunnen: Auf Berlins nördlichem Knotenbahnhof
Gesundbrunnen herrscht Normalbetrieb. Ein paar Polizisten, keine
Demonstranten irgendeiner Art. Das verwundert: von hier geht es in einer
Station zur S-Bahn Bornholmer, wo die Neonazis ihre Demo angemeldet haben.
12:10, Berlin, Brandenburger Tor Der DGB-Vorsitzende ruft zunächst zum
Widerstand gegen die Rechtsextremen auf. Später sagt sie, sie hoffe, dass
doch ein paar Gewerkschafter am Brandenburger Tor blieben, um den Tag der
Arbeit zu feiern.
12:05, Rostock Über dem Stadtteil steht eine große Rauchwolke. Eine Wiese
an der Stadtautobahn zwischen einen Toom-Markt und eine Schnellrestaurant
soll brennen. Die Ursache ist unbekannt, so de Polizei. Der Rauch weht auch
über die Autobahn auf jene Seite wo die Neonazis sich versammeln. A n die
300 Neonazis sind bereits angekommen. Zwischen den Blockaden auf der
Brücken und der Kreuzung wird hin und her flaniert. Ein paar Jugendlichen
kicken einen Ball über die blockierte Neonaziroute. Ein Pärchen kuschelt
auf der Straße. Neonazimusik dröhnt am Parkplatz des S-Bahnhofes. Hier
kommen die Rechten mehr und mehr zusammen.
12:04 Berlin-Prenzlauer Berg, Bornholmer/Ecke Malmöer Straße Matthias
Köhne, der SPD-Bezirksbürgermeister von Pankow, verfolgt das
Demonstrations-Geschehen live vom taz-Ticker. "Ich freue mich", sagt er,
"dass an der Bornholmer Straße so viele Transparente hängen. Es sind so
viele Leute auf der Straße und so wenig Nazis da, dass es wohl nicht zur
Nazidemo kommen wird."
11.57, Berlin-Prenzlauer Berg, Björnsonstraße In der Björnsonstraße wird
ein dunkelhäutiger Mann festgenommen. Er ruft: "Ich möchte einfach nur
gegen Nazis demonstrieren". Die Polizei geht rigide gegen ihn vor, drückt
ihn mit dem Gesicht auf die Straße, legt ihm Handschellen ab. Umherstehende
fragen: "Hat der Mann die falsche Hautfarbe?"
11:51 Berlin-Prenzlauer Berg, Wichert-/Ecke Greifenhagener Straße Rund
1.000 Menschen haben sich inzwischen auf der Wichertstraße zur Blockade
eingefunden - mit Luftballons, Seifenblasen und Housemusik. Die Stimmung
ist weiterhin friedlich.
11.50, Berlin, Brandenburg Tor Die Berliner DGB-Vorsitzende Doro Zinke
fordert ein NPD-Verbot. "Es kann nicht angehen, dass diese Nazis das
Parteienprivileg für sich in Anspruch nehmen und dann auch noch aus
Steuergeldern finanziert werden", sagt sie zu Beginn ihrer Rede am
Brandenburger Tor. Sie ruft zum Protest gegen die geplante Nazi-Kundgebung
im Prenzlauer Berg auf. "Es ist an uns, zu zeigen, dass Nazis unerwünscht
sind."
11.50, Rostock, Blockaden mit Volksfeststimmung Der Stadtteil Klein Lütten
ist seit spätestens seit 11.30 für die Neonazis nicht mehr zugänglich. Nur
wenn die Polizei die Blockaden räumt wäre die angemeldete Neonaziroute
zugänglich. "Nein, dazu kann ich ihnen noch nichts sagen", erklärt eine
Sprecherin der Polizei. Die NPD betont per Pressemitteilung vor Beginn
ihres Marsches: "Auch friedliche Blockaden stellen ein Bruch geltendes
Rechts dar". Die Partei fordert, das die Polizei "also guten Gewissens
durchgreifen". Auf der Warnowalle, Höhe St. Petersburger Straße, ist die
Kreuzung durch Gegendemonstranten blockiert. Musik schallt von einem
Lautsprecherwagen. Etwa 500 Meter hoch ist die Brücke, wo auch schon
Menschen weiterhin eine Blockade halten
11.47, Berlin, Bornholmer Straße Am Straßenrand sitzen zwei Männer auf
einer Mauer und trinken Kaffee. Auf der Mauer haben sie das Schild
"Antifaschistischer Schutzwall" angebracht.
11.45, Berlin, S-Bahnhof Bornholmer Straße Auf dem Aufmarschplatz der
Rechtsextremen stehen exakt 42 Nazis. Auf die Frage, warum das so wenig
seien, orakelt Sebastian Schmidtke, Anmelder der Demo: "Weil wir das
demonstrationstaktisch genau so geplant haben". Mehr will er nicht sagen.
11:40, Berlin, Brandenburger Tor Der DGB kündigt an, dass ab 12 Uhr Busse
bereitstünden, um die Teilnehmer des Gewerkschaftszuges zur Bornholmer
Straße zu fahren, damit sie dort den Protest gegen die Nazis unterstützen
können.
11:37 Berlin-Prenzlauer Berg An der Bornholmer-/Ecke Björnsonstraße wird
die Blockade von der Polizei in Richtung Ibsenstraße geräumt, weg von der
Bornholmer Straße. Einsatzkräfte tragen zu viert einzelne Demonstranten
weg, manche werden über den Bürgersteig geschleift. Die Stimmung ist
gereizt. Es wird skandiert: "Wir sind friedlich, was seid ihr?" Der
Einsatzleiter sagt zum Ansprechpartner der Blockierer: "Sie sind zu dicht
dran. Wenn die anderen vorbeiziehen, wäre das unverantwortlich."
11.35 Berlin-Prenzlauer Berg, Schönhauser Allee Auch die CDU ist präsent.
Vor der Shoppingmall Allee Arcaden läuft ein halbes Dutzend
Christdemokraten mit orangenen T-Shirts rum. "Gegen Gewalt von links und
rechts", steht da drauf. Ansonsten ist hier bei einer der offiziellen
Gegenkundgebungen außer ein paar Infoständen wenig los.
11:30 Berlin Brandenburger Tor Die DGB-Demonstration ist am Ziel
angekommen. Auch 20 Skater sind dabei. Thomas Diessler vom
DGB-Bundesvorstand erklärt die mangelnde Präsenz von Jugendlichen: Die
DGB-Demo habe von vornherin dazu aufgerufen, sich den Nazis in Prenzlauer
Berg entgegenzustellen. Dann folgt das offizielle Redenprogramm.
11:27 Berlin-Prenzlauer Berg, Bornholmer Straße Der Bundestagsvizepräsident
und Prenzelberger Wolfgang Thierse (SPD) ist an der Bösebrücke
eingetroffen. Sein Genosse, Innensenator Ehrhart Körting, begrüßt ihn
scherzhaft mit den Worten: "Wehe, du setzt dich auf die Straße - dann
geht's rund!" Thierse wendet sich an die anwesenden Pressevertreter: Die
Leute seien friedlich, wenn auch aufgeregt, sagt er. Sie könnten nicht
verstehen, dass das eine erlaubt ist und das andere nicht. Es sei enorm
wichtig, so Thierse, dass man heute nicht schweige, denn Schweigen könne
als Zustimmung missverstanden werden. Es gelte die Losung von ,89: Keine
Gewalt!
11:22 Berlin-Prenzlauer Berg, Gotland-/Ecke Ibsenstraße Die Blockierer auf
der Ibsenstraße werden von der Polizei in die Gotlandstraße Richtung Norden
weggedrängt. Ein Polizist sagt: Hier soll alles leer geräumt werden, es
handelt sich um einen Gefahrenbereich. Offenbar soll verhindert werden,
dass die Blockierer über die Seitenstraßen wieder zur Bornholmer Straße
durchkommen.
11:20 Berlin-Prenzlauer Berg, Bornholmer Straße Zu den sechs ersten Nazis
auf dem Ex-Grenzübergangs-Parkplatz kommt ein frischer Schwung von 15 oder
20 weiteren - auch sie in schwarzen Pullovern. Sie begrüßen die ersten
sechs mit Handschlag, einer fragt: Hier sollen 3.000 Leute hinpassen? Zwei
machen sich gleich auf den Weg zum Dixiklo. Die Nazis kommen eng beschirmt
von Polizeibeamten. Offenbar versammelt die Polizei die nationalistischen
Demonstranten an einer anderen stelle und führt sie dann begleitet zur
Bornholmer Straße, wo die Demonstration beginnen soll. 11:20
Hamburg-Gewerkschaftshaus Mit gewerkschaftlicher Pünktlichkeit hat sich die
traditionelle DGB-Demo in Bewegung Richtung Museum der Arbeit in Barmbek
gesetzt. Es sind rund 3.000 Leute da, viele Verdi-Fahnen wehen im Wind.
Auch der internationale Block , der die Ausländerinitiativen vereint, hat
sich in die Demo eingereiht.
11.20 Berlin, Schönhauser Allee: Polizei räumt Sofa Auf einer Verkehrsinsel
an der Kreuzung zur Bornholmer saßen den ganzen Morgen zwei Jungs mit einem
Sofa, Ghettobluster und Sonnenbrillen. Jetzt werden sei von der Polizei
geräumt, samt Sofa, Ghettobluster und Sonnenbrillen.
11.10 Rostock, Blockaden und freundliche Polizisten Am Bahnhof des
Stadtteil treffen die ersten Neonazis ein. Die meisten im Chic der
"Autonomen Nationalisten". Unter den bisher etwa 40 Neonazis sind
auffallend viele Mädchen und Frauen. Am Kiosk des Bahnhofs kaufen sie
einige Rechte ein Bier. Gleich auf der Brücke vom Bahnhof zum Stadtteil
sitzen an die 120 Gegendemonstranten. Völlig friedlich wird mit den Beamten
geredet. "Gehen sie doch bitte alle zu der zweiten Blockade, die doch nur
ein paar Meter die Straße runter ist", fordert eine Konfliktmanagerin der
Polizei die Gruppe auf. "Ach nein, hier sind wir doch gleich ganz nah an
dem Aufmarschpunkt", lehnt eine junge Frau höflich für die Blockadegruppe
ab. Auf der Brücke über die Stadtautobahn erklärt Polizeisprecherin Yvonne
Burand: "Bisher ist alles friedlich verlaufen. Wir rechnen das jetzt aber
noch mehr Gegendemonstranten anreisen werden". Zwei Polizistinnen überlegen
auf der Brücke schon was sie nach dem Dienst machen werden. "Geht ihr
essen?" "Wissen wir noch nicht, aber auf alle Fälle später in die Kneipe".
den. Über 300 Personen sollen auf der Route sitzen.
11.05 Berlin-Prenzlauer Berg, Schönhauser Allee Auch die Piratenpartei
zeigt Flagge gegen die Nazis. An der Ecke zur Wisbyer stehen ein paar
Piraten und schwenken ihre Parteifahne.
11.05 Berlin-Prenzlauer Berg, Bornholmer Straße An der Kreuzung zur
Stavanger Straße greift die Polizei hart durch. Offenbar wahllos werden
Einzelne Gegendemonstranten aus der Menge gegriffen. Es gibt mehrere
Festnahmen. Sehr aggressiv mit Knüppeln gehen Beamte gegen einige Menschen
vor, die einen Hauseingang verlassen wollen. Eine Festnahme bringt hunderte
von Antifas auf die Palme. Barrikaden werden gebaut. Wenig später beruhigt
sich die Lage wieder. Die Menschenmenge wächst auf über 1.000.
11.00 Berlin-Prenzlauer Berg, S-Bahnhof Bornholmer Straße Der Innensenator
Ehrhart Körting (SPD) steht auf dem Betonplatz, auf dem einst die
DDR-Grenzer den Ost-West-Verkehr kontrollierte. Heute ist er von
Polizeifahrzeugen umstellt und soll als Sammelplatz für die Nazis dienen.
"ich bin überrascht, dass noch niemand hier ist", sagt Körting. Insgesamt
sei die Lage entspannt. Er hoffe, dass das so bleibe.
10:55 Berlin-Prenzlauer Berg , Bösebrücke Die ersten sechs
Nazi-Demonstranten sind mit der S-Bahn angekommen: jung, schwarz gekleidet,
mit Basecaps - im "national-autonomen" Style. Zuerst wollen sie irrtümlich
in Richtung Wedding laufen, dort sammeln sich aber die Blockierer. Sie
werden schließlich durch ein Polizeispalier zu einem grünen Zelt geleitet,
wo sie durchsucht werden, dann gelangen sie weiter auf einen großen
Parkplatz südlich der Bornholmer Straße. Auf der Bösebrücke über dem
S-Bahnhof steht, umringt von Pressefotografen, Berlins Innensenator Ehrhart
Körting (SPD). Gerade war er bei der Räumung einer Blockade: "Es hat von
einigen den Versuch gegeben, die Straße zu blockieren", sagt er trocken.
Nun will er den Nazi-Treffpunkt inspizieren. Für eine politische
Einschätzung sei es noch zu früh.
10:53 Berlin-Prenzlauer Berg, Schönhauser Allee An Übergang zur Berliner
Straße stehen junge Männer in Holzfällerhemden. Sie haben eine
Spielzeugmotorsäge dabei und ein Schild, auf dem steht: "Holzfäller gegen
Nazis". In den Hemden stecken türkische, schwedische und deutsche
Studenten.
10:50 Berlin-Schöneberg, Potsdamer Straße Der DGB-Zug ist inzwischen auf
rund 5.000 Menschen angewachsen. Auf der Höhe der Lützowstraße stoppt er.
Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit bittet das Schalmeienorchester
nach vorn: Er möchte unterhalten werden.
10:45 Berlin-Wedding, Bornholmer Straße Ein kleines Kind, zirka 3 Jahre
alt, läuft auf einen Polizeiwagen zu und fängt an, auf das Nummernschild zu
trommeln. Die Umstehenden lachen und freuen sich mit dem Kleinen über das
lustige Geräusch. Schließlich wird es von seiner Mutter zurückgerufen.
10:40, Berlin, Bornholmer Straße Die Blockade ist jetzt geräumt. Die
Polizei ging hart und zügig gegen die Blockierer vor, dutzende wurden
abgeführt. Die Kreuzung wäre nun bis auf weiteres für den Nazi-Aufmarsch
frei.
10:39 Berlin - Wedding Westlich der Bornholmer Straße, auf Weddinger Seite,
sammeln sich immer mehr Demonstranten, die nicht dem Antifaspektrum
zuzurechnen sind: ältere Leute mit Nelken in der Hand, Studierende, auch
Familien mit Kindern. Alle sitzen auf dem Asphalt, einige schlafen auf der
Straße, andere picknicken. Aus dem Lautsprecher kommt die Ansage: Leute,
wir werden einen netten Tag in der Sonne verbringen. Viele Leute haben
einen Besen dabei, etwa Karl. Den brauchen ich zum Ausfegen der Nazis, wenn
sie denn tatsächlich hier vorbeikommen, sagt er.
10:36 Berlin - Prenzlauer Berg An der Ecke Wichert-/Scherenbergstraße hat
sich eine Blockade formiert. Ungefähr 150 bis 200 Leute sitzen auf der
Straße, es kommen weiterhin welche dazu. Die Idee ist, den Verlauf der
Ausweichroute zu blockieren. Autos kommen nicht mehr durch.
10:25 Berlin - Prenzlauer Berg, Bornholmer Straße Noch hält die S-Bahn auf
dem Bahnhof Bornholmer Straße. Die Polizisten verscheuchen alle Ankommenden
aber sofort von der Bornholmer Brücke über dem Bahnhof. Selbst
Pressevertreter dürfen sich dort nicht mehr aufhalten und werden zu den
Blockieren geschickt. Lediglich Anwohner, die sich mit ihrem
Personalausweis identifizieren können, kommen durch. Auf der östlichen
Seite der Bornholmer Brücke, an der Ecke Malmöer Straße, ist die Stimmung
unter den Blockierern noch sehr ruhig, man könnte sagen: schläfrig. Ein
Autonomer schläft tatsächlich am Straßenrand, den Kopf auf ein Handtuch
gebettet. Ein Akkordeonspieler sitzt auf dem Tramgeländer, an der
Shell-Tankstelle stehen Autonome und Polizisten gemeinsam an den Toiletten
an.
10:20, Rostock Seit 10 Uhr läuft das Bürgerfest gegen den Neonazimarsch in
Evershäger Fischerdorf. Vom Aufmarschort der NPD sind es knapp 2 Kilometer.
Auf der Route haben sich zur Zeit zwei Blockaden gebildet. Die Polizei
hatte zuvor signalisert, es würde in jedem Einzelfall entschieden, ob die
Blockaden geräumt würden. Die NPD-Landtagsfraktion um Udo Pastörs erwartet
bis zu 400 Teilnehmer für ihren Aufzug. Unter dem Motto " Freiheit statt
BRD" will die NPD unterstütz von den Freien Kameradschaften vom S-Bahnhof
Lüttem-Klein losmarschieren.
10:15, Berlin, Bornholmer Str., Björnsonstraße Die Polizei beginnt mit der
Räumung der rund 200 Blockierer auf der Kreuzung. Mindestens 12 Menschen
wurden bereits abgeführt. Ein Wasserwerfer steht bereit. Die Menschen
rufen: "wir sind friedlich! Was seid ihr?"
10:12 Berlin, Bornholmer Straße, westlich der Brücke Auf der Weddinger
Seite verteilt die Polizei Flugblätter an die Demonstranten. Darauf steht:
"Nehmen Sie an einer Blockade teil und verhindern dadurch den "rechten"
Aufzug, begehen Sie einen Rechtsverstoß, den wir als Polizei verpflichtet
sind, zu verfolgen." Zudem werden Demonstranten vor möglichen Folgekosten
gewarnt.
10:10, Berlin, Wittenbergplatz, DGB-Demo Rund 2.000 Menschen haben sich zur
DGB-Kundgebung eingefunden. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit
steht an der Spitze des Zuges. Ein Mann hält ihm ein Schild vor die Nase,
auf dem steht: "Wir gehen vor und schicken Wowereit nach hause". "Der hat
hier nichts zu suchen", schimpft der Metaller, "der soll erstmal Sarrazin
aus seiner Partei ausschließen".
10:00 B, Bornholmer Straße, westlich der Brücke Auf der Weddinger Seite der
Bösebrücke hat die Polizei die Straße abgeriegelt. Davor stehen rund 200
Menschen. Auf ihren Transparenten steht: "Berlin gegen Nazis. Blockieren
ist unser Recht". Ein Mann spielt Akkordeon. Es sind Fahnen der Grünen und
vom SDS zu sehen.
10:00, Berlin, Berliner Straße An der Ecke zur Wisbyer Straße haben Antifas
Reifen in Brand gesteckt
9:55, Berlin, Bornholmer Str., Björnsonstraße Nur gut 200 Meter östlich der
Bösebrücke stürmen etwa 200 Antifas auf die dort postierten Polizeiketten
zu. Die reagiert mit einem Pfeffersprayeinsatz. Kurz darauf sitzen rund 100
BlockiererInnen auf der Kreuzung. Sie rufen "1. Mai -nazifrei!" Etwa 100
Polizisten stehen ihnen entgegen.
9:50, Berlin, Schönhauser Allee, Bornholmer Straße Die Kreuzung, auf der
das Bündnis "1.Mai-nazifrei" einen Kundgebung angemeldet hat, ist von der
Polizei abgesperrt. Rund 500 Antifas ziehen weiter Richtung Norden.
9.29 Berlin, U-Bahnhof Schönhauser Allee gesperrt Gedränge in der U2: Drei
Cops wollen zusteigen. Keine Chance. Der Zug ist voll. Dabei waren die
Demonstranten nicht einmal aggressiv. Der Bahnhof selbst ist von der
Polizei dicht gemacht worden. Offensichtlich sollen die Demonstranten sich
alle nördlich der Ringbahn aufhalten.
9:23 Berlin-Prenzlauer Berg: Böse-Brücke gesperrt Die Polizei hat die
Bösebrücke gesperrt, auf der sich heute die Neonazis versammeln wollen.
Passanten haben keinen Zutritt mehr. An den umliegenden Bahnhöfen
patrouillieren Polizisten. Am Gesundbrunnen werden einzelne dunkel
gekleidete Personen abgewiesen. Die Sorge: sie könnten mit öffentlichen
Verkehrsmitteln zur Bornholmer Straße fahren. Auf der Böse-Brücke stehen
auch einige schwarz gekleidete Männer herum. Ein Passant: "Man kann nicht
erkennen, ob es Nazis, Antifa-Leute oder sehr dunkel gekleidete Freunde von
der Zivilpolizei sind."
9:21, B-Prenzlauer Berg, Wichertstraße Geisterstimmung in der
Wichertstraße, durch die heute die Nazis ziehen könnten. Auf den
Seitenstreifen stehen kaum noch Autos, nur ein paar hartgesottene haben
ihre Wagen stehen lassen. Quer auf die Straße hat jemand einen Spruch
geschrieben: "Nazis? Gibt es da nicht was von Ratiopharm?"
9:13, Berlin-Alexanderplatz: U-Bahnhof überfüllt "Ob Ost ob West nieder mit
der Nazipest", brüllen mehrere hundert Punks. Auf dem Bahnsteig der Linie
U2 in Richtung Norden gibt es fast kein Durchkommen mehr. Alles ist voll
von Demonstranten. Die U-Bahnstation wird zum Kundgebungsort.
9:00, Berlin, U-Bahnlinie 8 Kreuzberger und Neuköllner zeigen sich mobil:
mehrere hundert Nazi-Gegner machen sich auf den Weg zum Alexanderplatz und
folgen dem Aufruf, sich von dort aus gemeinsam auf den Weg zu den
vorgesehenen Blockadepunkten zu machen. Viele haben Isomatten dabei. "Eine
Gelegenheit mal wieder nach Prenzlberg zu fahren", sagt eine 42jährige
Kreuzbergerin.
8.55, Rostock: Antifa steht früh auf Schon um 8.00 Uhr hat auf der
Helsinkier Straße die erste Kundgebung des Bündnis "1. Mai nazifrei -
Vielfalt statt NPD". An die 200 Personen haben den Aufruf zu den
friedlichen Blockaden unterzeichnet. Der Kundgebungsort ist keine 500 Meter
vom der Route der NPD entfernt. Bei strahlenden Sonnenschein treffen die
ersten Gegendemonstranten in dem Stadtteil Lütten-Klein gut gelaunt ein.
MITARBEIT: Gereon Asmuth, Kai von Appen, Svenja Bergt, Lena Kaiser, Martin
Kaul, Felix Lee, Konrad Litschko, Kristina Pezzei, Claudius Prößer, Uwe
Rada, Julia Seeliger, Bert Schulz, Andreas Speit, Carl Ziegner
1 May 2010
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