# taz.de -- Rechtsextreme Demo am 1. Mai in Berlin: Gegenprotest hinter Gleise … | |
> Der S-Bahn-Ring soll am 1. Mai Nazis und Gegendemonstranten in | |
> Berlin-Prenzlauer Berg trennen. Gericht gestattet Verlegung von zwei | |
> Protestkundgebungen. Rechtsextreme verbreiten ihre Sicht per Twitter | |
Bild: Alle Jahre wieder: Demo gegen die NPD am 1. Mai 2009 in Berlin-Köpenick | |
Nazis und Gegendemonstranten sollen am Samstag in Prenzlauer Berg durch den | |
S-Bahn-Ring getrennt werden. Das geht aus einer Eilentscheidung des | |
Verwaltungsgerichts Berlin hervor. Angesichts der mit hoher | |
Wahrscheinlichkeit drohenden massiven Blockaden und gewalttätiger Angriffe | |
auf den rechtsextremen Aufzug sei es nicht zu beanstanden, dass die Polizei | |
einen räumliche Trennung zwischen beiden Gruppen diesseits und jenseits der | |
S-Bahntrasse vornehme, heißt es in einer [1][Mitteilung des Gerichts] vom | |
Freitag. | |
Damit bestätigte das Gericht die Auflagen der Polizei für zwei geplante | |
Gegendemonstrationen. Die hatten die jeweiligen Veranstalter für die | |
Kreuzung Ostseestraße, Prenzlauer Allee, sowie am S-Bahnhof Greifswalder | |
Straße angemeldet. Beide dürfen nun nur südlich des S-Bahn-Rings | |
stattfinden. | |
Geklagt hatten die Anmelder der Gegenkundgebungen. Theoretisch könnte sie | |
noch vor die nächst höhere Instanz, das Oberverwaltungsgericht gehen. Dort | |
war aber bis Freitagnachmittag kein entsprechender Antrag eingegangen. | |
Die Nazis mobilisieren für Samstag 12 Uhr zum S-Bahnhof Bornholmer Straße. | |
Laut Verwaltungsgericht wurde die rechtsextreme Demonstration bereits am | |
12. August 2009 unter dem Motto "Unserem Volk eine Zukunft - Den | |
bestehenden Verhältnissen den Kampf ansagen - Nationaler Sozialismus jetzt" | |
angemeldet. Innensenator Ehrhart Körting (SPD) rechnet mit bis zu 3.000 | |
Teilnehmern. Den genauen Verlauf der Route gibt die Polizei nicht bekannt, | |
um Blockaden zu erschweren. Im nördlichen Prenzlauer Berg stehen jedoch | |
bereit seit Donnerstag stapelweise rot-weiße Absperrgitter am Straßenrand. | |
Genaueres könnte durch die zeitgemäße Kommunikationsstrategie der | |
Rechtsextremen bekannt werden. Der Anmelder der Demo [2][twittert] seit | |
Freitagmittag. | |
Das Bündnis "[3][1. Mai-nazifrei"] will dennoch versuchen, den | |
Nazi-Aufmarsch zu blockieren. Genehmigte Protestkundgebungen sind dabei nur | |
ein Teil der Strategie. Gegendemonstranten sollen sich nach Plänen des | |
Bündnisses zur gemeinsamen Anreise um 9 Uhr am Bahnsteig der U-Bahnlinie 2 | |
am Alexanderplatz beziehungsweise am S-Bahnhof Ostkreuz treffen. | |
Laut Polizeiangaben von Freitagmittag sind im nördlichen Prenzlauer Berg | |
noch folgende drei Kundgebungen gegen die Nazis offiziell angemeldet: "Bunt | |
und tolerant in den 1. Mai", von 8 bis 18 Uhr an der Kreuzung Schönhauser | |
Allee und Bornholmer Straße, "Wir sind Pankow" von der Linkspartei am | |
S-Bahnhof Prenzlauer Allee, sowie eine Kundgebung der SPD zum "Tag der | |
Arbeit" von 9 bis 24 Uhr am S-Bahnhof Pankow. | |
Innensenator Körting (SPD) wies unterdessen den Vorwurf zurück, die | |
Behörden würden den Protest gegen die geplante Neonazi-Demonstration | |
behindern, weil sie deren Route nicht bekannt gäben. "Wir haben bei solchen | |
Demonstrationen gewalttätige Gegendemonstranten, die früher Dächer | |
präpariert haben mit Ziegelsteinen und Ähnlichem, um sie auf Polizisten und | |
andere herabzuschmeißen", sagte Körting. Da seien ihm die Gesundheit und | |
das Leben der Mitarbeiter und der übrigen Menschen wichtiger als die Frage, | |
"ob nun im Detail jedes Haus bekannt ist, an dem der Aufzug vorbeigeht". | |
Zugleich warnte Körting davor, Gewaltausbrüche herbeizureden. | |
Ein klares Zeichen aus Berlin gegen Rechts hat unterdessen der | |
Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning (FDP), | |
gefordert. Er rief dazu auf, sich am 1. Mai dem Neonazi-Aufmarsch friedlich | |
entgegen zu stellen. Die Berliner sollten in einem breiten Bündnis zeigen, | |
dass sie menschenverachtende und rassistische Parolen sowie Antisemitismus | |
ablehnten. Löning ist Unterzeichner einer Erklärung des "Berliner | |
Ratschlags für Demokratie", in der Vertreter aus Kultur, Wirtschaft, | |
Medien, Politik und Wirtschaft sich gegen Versuche von Neonazis wehren, am | |
1. Mai auf den Straßen der Hauptstadt Angst zu verbreiten. | |
taz.de wird am Freitag ab 17 Uhr und am 1. Mai den ganzen Tag per | |
LIVETICKER von den Demonstrationen in Berlin, Hamburg und Rostock | |
berichten. | |
30 Apr 2010 | |
## LINKS | |
[1] http://www.berlin.de/sen/justiz/gerichte/vg/presse/archiv/20100430.1245.294… | |
[2] http://twitter.com/demoberlin | |
[3] http://www.1-mai-nazifrei.tk | |
## AUTOREN | |
Gereon Asmuth | |
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