| # taz.de -- 1. MAI: Rechte in der Sackgasse | |
| > Neonazi-Demo in Prenzlauer Berg muss nach wenigen hundert Metern | |
| > umkehren. 10.000 Gegendemonstranten. Rechter Auflauf auf dem Kudamm. | |
| Bild: Protest gegen Rechtsextreme - hier auf einer Gewerkschaftsdemo. | |
| Um halb sechs war es so weit: "Nazidemo für beendet erklärt - voller Erfolg | |
| für GegendemonstrantInnen" twitterte das Infobüro, bei dem die | |
| Blockadeinformationen zusammenliefen. Wer sich jetzt noch sitzend auf dem | |
| Asphalt befand, durfte Isomatte und Thermosflasche wieder einpacken - und | |
| zur nächsten Demo nach Kreuzberg fahren. | |
| Rund 10.000 Menschen haben am Samstag den geplanten Aufmarsch von | |
| Rechtsextremisten in Prenzlauer Berg zumindest weitgehend verhindert. | |
| Ursprünglich wollten die rechten Demonstranten vom S-Bahnhof Bornholmer | |
| Straße nach Osten in Richtung Landsberger Allee laufen. Endpunkt war jedoch | |
| nach knapp drei Stunden Stehens und rund anderthalb Stunden schrittweisen | |
| Vorankommens bereits an der Bornholmer Straße Ecke Schönhauser Allee, wo | |
| der Zug umkehrte. Zu der vom stellvertretenden Landesvorsitzenden der NPD | |
| Sebastian Schmidtke angemeldeten Veranstaltung kamen statt der ursprünglich | |
| angenommenen bis zu 3.000 Demonstranten nach Polizeiangaben lediglich rund | |
| 700 Teilnehmer. | |
| Während die Polizei ein "Kooperationsgespräch" als Anstoß für den Abbruch | |
| der Demonstration anführte, gab Anmelder Schmidtke an, die Veranstaltung | |
| aus eigenem Entschluss vorzeitig beendet zu haben. Das Bündnis, das zur | |
| Blockade des Neonazi-Aufmarsches aufrief, nannte als Grund hingegen das | |
| zivilgesellschaftliche Engagement: "Trotz der schwierigen Ausgangslage, der | |
| kurzen Zeit, die wir für die Mobilisierung hatten, und der unbekannten | |
| Route konnten wir den Aufmarsch stoppen", sagte Sprecher Kim Böhmer. An | |
| einer Blockade beteiligten sich auch mehrere Politiker, darunter | |
| Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD). Zu den Protesten hatten | |
| Antifa-Gruppierungen, Parteien und Gewerkschaften aufgerufen. | |
| Ein Teil der rechtsextremen Demonstranten schaffte es gar nicht bis zur | |
| Bornholmer Straße. Nach Polizeiangaben stiegen gegen 13 Uhr 10 exakt 286 | |
| Neonazis am S-Bahnhof Halensee aus und versuchten, auf dem Kudamm eine | |
| unangemeldete Demonstration zu veranstalten. "Durch konsequentes | |
| Einschreiten", so die Polizei, sei die Gruppe gestoppt und die Teilnehmer | |
| in Gewahrsam genommen worden. Gegen sie wurden Ermittlungsverfahren wegen | |
| Verdachts des Landfriedensbruchs eingeleitet. | |
| Nach Angaben verschiedener Beobachter begleiteten die Polizisten allerdings | |
| mindestens eine Viertelstunde den Aufmarsch, ehe sie die unangemeldete | |
| Demonstration abbrachen. Ein Polizeisprecher erklärt das mit dem | |
| Versammlungsrecht. So müsse zunächst geprüft werden, ob es eine spontane | |
| Anmeldung für eine Demonstration gebe und Rücksprache mit dem Veranstalter | |
| gehalten werden. "Das kann gut und gern zehn Minuten oder eine | |
| Viertelstunde in Anspruch nehmen." So lange werde eine Gruppe zunächst | |
| begleitet, danach sei "zügig eingeschritten" worden. | |
| 3 May 2010 | |
| ## AUTOREN | |
| Svenja Bergt | |
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