# taz.de -- Ticker Castor-Proteste: Bewegung feiert, Polizei ist frustriert | |
> Der Castor-Transport ist im Zwischenlager Gorleben eingetroffen - nach 92 | |
> Stunden. Die Anti-Atomkraftbewegung feiert ihre Proteste als "großen | |
> Erfolg". Die Polizeigewerkschaft spricht von Irrfahrt. | |
Bild: Hier gibt die Polizei mal ein ganz anderes Bild ab | |
13.42 Uhr: Ende des Live-Tickers | |
Hiermit beendet der Live-Tickerdienst die Berichterstattung von den | |
Protesten gegen den Castor-Transport im Wendland. Wir bedanken uns bei | |
allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die für uns in Dannenberg, | |
Leitstade, Trebel, Laase, Dünsche und Gorleben unterwegs waren und dafür | |
sorgten, dass der Live-Ticker die Leserinnen und Leser ständig auf dem | |
Laufenden halten konnten. Weitere Nachrichten, Analysen und Kommentare gibt | |
es ab sofort auf taz.de. | |
13.06 Uhr: Castor-Sanitäter erheben Vorwürfe gegen Polizisten | |
Die ehrenamtlichen Sanitäter, die für die Atomkraftgegner bei den | |
Castor-Transporten im Einsatz waren, haben schwere Vorwürfe gegen | |
Polizisten erhoben. Bei einer Protestaktion in Leitstade hätten Polizisten | |
verhindert, dass eine schwerverletzte Frau mit einem Oberschenkelbruch | |
abtransportiert werden konnte, sagte die Sprecherin der Sanitäter, Gabriele | |
Pelce, am Dienstag auf der Abschlusspressekonferenz der Bürgerinitiativen | |
in Trebel. In derselben Gegend seien in Verbindung mit Aktionen der Gruppe | |
"Castor schottern" Sanitäter, die deutlich kenntlich Verletzte versorgt | |
hätten, selbst mit Polizeiknüppeln attackiert worden. | |
Am Dienstag seien zwei Kletterer, die sich nahe der Ortschaft Gorleben von | |
Bäumen abgeseilt hatten, mit Pfefferspray heruntergeholt worden und dann | |
noch am Boden mit Knüppeln traktiert worden, sagte Pelce gestützt auf | |
Berichte der eingesetzten Sanitäter weiter. Sie kritisierte zudem den | |
"inzwischen fast routinemäßigen Einsatz von CS-Gas und Pfefferspray", was | |
Augenverletzungen hervorrufe. Insgesamt bewerteten Sprecher der | |
Anti-Atom-Initiativen das Vorgehen der Polizei gleichwohl als in den | |
meisten Fällen verhältnismäßig. (sfp) | |
12.54 Uhr: Landesinnenminister beklagt kräftezehrenden Polizeieinsatz | |
Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) hat den Polizeieinsatz | |
beim Castor-Transport im Wendland als äußerst schwierig und kräftezehrend | |
bezeichnet. "Die Polizisten sind bis an die Grenzen ihrer Belastung | |
gekommen", sagte er laut Nachrichtenagentur dpa am Dienstag in einer Bilanz | |
des Einsatzes. | |
Bei den Protesten sowie Blockadeaktionen wurden nach Schünemanns Angaben | |
acht Menschen fest- und rund 1300 weitere in Gewahrsam genommen. 172 | |
Strafverfahren seien eingeleitet worden, sagte der Minister laut der | |
Nachrichtenagentur afp. Die Gesamtzahl der Demonstranten in der Region | |
bezifferte er auf 20.000 bis 25.000. Von diesen hätten sich etwa 4000 bis | |
5000 als "eventorientiert" gezeigt und an Störaktionen beteiligen wollen. | |
Darunter seien auch etwa 300 "gewaltbereite Autonome aus dem linken | |
Spektrum" gewesen. | |
Es habe auf der Transportstrecke mehr Blockaden gegeben als in der | |
Vergangenheit. Insgesamt seien 131 Polizisten im Einsatz verletzt worden, | |
unter durch anderem durch Steinwürfe und Flaschen. Schünemann verteidigte | |
den von Atomkraftgegnern kritisierten Schlagstock-Einsatz bei anfänglichen | |
Krawallen. "Das ist richtig und angemessen gewesen."(dpa/afp) | |
12.51 Uhr: Polizei zieht Bilanz | |
Fast 20.000 Polizisten haben den zwölften Castor-Transport in das | |
niedersächsische Atommüll-Zwischenlager Gorleben geschützt. Bei den | |
viertägigen Castor-Protesten seien bundesweit 11.836 Beamte der | |
Länderpolizeien und 8.156 Bundespolizisten eingesetzt worden, teilte die | |
Einsatzleitung am Dienstag in Lüchow mit. Im Einsatzgeschehen seien | |
insgesamt 131 Polizisten verletzt worden, so die Einsatzleitung, davon 78 | |
durch Castor-Gegner. | |
Während der Protestaktionen nahm die Polizei nach eigenen Angaben 1.316 | |
Atomkraftgegner in Gewahrsam und erteilte 306 Paltzverweise. Außerdem | |
stellte sie 117 Traktoren von protestierenden Bauern sicher. Die | |
Einsatzleitung betonte, die Dauer des Transportes habe für sie keine Rolle | |
gespielt. Dass Ziel, die Behälter sicher in das Zwischenlager zu bringen, | |
habe man trotz massiver Proteste, Störungen und Sabotageaktionen erreicht, | |
schloss Einsatzleiter Friedrich Niehörster ab. (dapd) | |
12.30 Uhr: Greenpeace-Sprecher: "Merkel ist eine Kanzlerin ohne Volk" | |
Auf ihrer Pressekonferenz im wendländischen Trebel zeigten sich die | |
Vertreterinnen und Vertreter der Anti-Atomkraft-Bewegung erfreut über die | |
Stärke des Widerstands gegen den Castor-Transport. Dass der Transport das | |
Zwischenlager Gorleben erreicht hat, empfindet Jochen Stay von | |
„Ausgestrahlt“ wegen der vielfältigen Proteste „nicht als Niederlage, | |
sondern als großen Erfolg. Für die kommenden Monate kündigte er weitere | |
Aktionen der Anti-Atomkraft-Bewegung an - unter anderem gegen die für | |
Januar geplante Wiederinbetriebnahme des Atomkraftwerk Krümmel in | |
Schleswig-Holstein sowie zum 25. Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe im | |
April. | |
Mathias Edler von Greenpeace, sagte, die Umweltorganisation sei „stolz | |
darauf, Teil des Widerstandes im Wendland zu sein“. Die Proteste hätten | |
gezeigt, „dass die Menschen die verlogene Atompolitik satt haben“. Angela | |
Merkel sei „eine Kanzlerin ohne Volk“. Jens Magerl erklärte für die | |
Initiative "Widersetzen": „Wir haben die Proteste von Tausenden sichtbar | |
gemacht und haben dies für Hunderttausende getan“. Die Gruppe hatte die | |
große Schienenblockade bei Harlingen organisiert. | |
Carsten Niemann von der Bäuerlichen Notgemeinschaft sagte, die Landwirte | |
aus dem Wendland hätten „höchsten Respekt“ vor allen Umweltschützern, die | |
bei Minustemperaturen und für viele Stunden Schienen und Straßen blockiert | |
hätten. „Den Atommüll hier einfach in der Prärie abstellen, kann so nicht | |
mehr gehen“, erklärte Niemann. Die Produktion von Atommüll müsse sofort | |
beendet werden. Nach Angaben der Notgemeinschaft haben die Bauern am | |
Wochenende mit mehr als 600 Bauern demonstriert. Es habe insgesamt rund 50 | |
Treckerblockaden gegeben. (taz) | |
12.19 Uhr: Polizeigewerkschaft GDP kritisiert Schwarz-Gelbe Regierung | |
Die Polizeigewerkschaft GDP kritisiert die Regierung und spricht von einer | |
politischen Irrfahrt. Die Polizei sehe sich immer mehr als | |
Erfüllungsgehilfe zum politischen Machterhalt, sagte GDP-Chef Konrad | |
Freiberg gegenüber der Nachrichtenagentur reuters. "Es war ein politischer | |
Fehler den mühsam errungenen Atomkonsens aufzukündigen." Zudem sei die | |
Polizei in den vergangenen Jahren personell geschwächt worden. "Ich fordere | |
die Bundesregierung und die Länder auf, diese fatalen Irrfahrten zu | |
korrigieren." Ein Einsatz in dieser Größenordnung müsse einmalig bleiben. | |
(rtr) | |
12.11 Uhr: Blök-Blockade in Dünsche | |
Alle Blockaden sind vorbei. Alle Blockaden? Im kleinen Örtchen Dünsche | |
läuft gerade wieder die große Schafs- und Ziegenherde, die schon am | |
Wochenende auf der Castor-Strecke für Wirbel gesorgt hatte, auf die Straße | |
und blockiert den Verkehr. Allerdings wohl nicht aus politischen Gründen. | |
Sie ist schlichtweg auf dem Weg zu einer Wiese. Die Straßenränder im | |
Wendland sind gesäumt von Resten der Widerstandsblockaden gegen den | |
Castor-Transport: Man sieht Überbleibsel der Erdwälle, beiseite geräumte | |
Baumstämme und Trecker. (taz) | |
11.54 Uhr: Demonstrant vom Baum gefallen und schwer verletzt | |
Bei den Protesten gegen den Castor-Transport ist in der Nähe von Gorleben | |
ein Demonstrant aus größerer Höhe von einem Baum gefallen und hat sich | |
schwer verletzt. Der Mann wurde am Dienstagmorgen mit einem | |
Rettungshubschrauber in eine Klinik gebracht, sagte ein Polizeisprecher. | |
Atomkraftgegner erklärten, der Mann sei abgestürzt, nachdem die Polizei | |
Pfefferspray gegen ihn und weitere Baum-Kletterer eingesetzt habe. Ein | |
Polizeisprecher in Lüneburg dementierte dies aber. "Der Mann ist von allein | |
aus dem Baum gefallen", sagte er. (dpa) | |
11.48 Uhr: Finanzieller Ausgleich für Castor-Einsatz an Polizisten | |
Für ihren mehrtägigen Einsatz bei den Castor-Protesten im Wendland sollen | |
die niedersächsischen Polizisten einen finanziellen Ausgleich bekommen. Die | |
schwarz-gelbe Landeskoalition in Hannover kündigte am Dienstag | |
"Entschädigungen" von insgesamt einer halben Million Euro für Beamte an, | |
die ihre Überstunden nur schwer abbauen können. "Das ist ein deutliches | |
Zeichen an die Kollegen", sagte CDU-Fraktionschef Björn Thümler bei | |
Vorstellung der Planungen zum Landeshaushalt 2011. Union und FDP fordern | |
weiterhin eine Beteiligung des Bundes an der Finanzierung des Einsatzes. | |
"Es kann nicht angehen, dass das Land die kompletten Kosten allein trägt", | |
sagte Thümler. (dpa) | |
11.41 Uhr: Atomkraftgegner bewerten Protest als großen Erfolg | |
Die Atomkraftgegner im Wendland bewerten ihre Proteste gegen den | |
Castortransport nach Gorleben als großen Erfolg. „Wir haben gezeigt, dass | |
mit uns gerechnet werden muss“, sagte die Vorsitzende der Bürgerinitiative | |
(BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, Kerstin Rudek, auf der Pressekonferenz | |
der Anti-Atomkraft-GegnerInnen in Trebel. Die Option von Bundesregierung | |
und Energiewirtschaft, hochradioaktiven Atommüll in den Salzstock Gorleben | |
zu bringen, sei „durch diese Proteste ausgeschieden. Der Endlagerstandort | |
im Kreis Lüchow-Dannenberg müsse aufgegeben werden. (taz) | |
11.21 Uhr: Atomenergie-Webseite gehackt | |
Der Castor ist am Ziel, der Protest geht an anderer Stelle weiter: | |
Unbekannte haben die Seite [1][www.kernenergie.de] gehackt. Kurzweilig war | |
darauf die Anti-Atom-Sonne zu sehen und der Schriftzug: Kernenergie. So | |
sicher wie diese Webseite. Ein Screenshot davon wurde von Greenpeace ins | |
Netz gestellt und wurde rasant weiter verbreitet. Aktuell ist die Seite | |
nicht mehr zu erreichen. Besonders brisant: Die URL ist auf den | |
Castor-Behältern abgedruckt. | |
10.52 Uhr: Pressekonferenz der Anti-Atom-Initiativen beginnt | |
In den Trebeler Bauernstuben beginnt jetzt die Pressekonferenz der | |
Anti-Atom-Initiativen. Nicht nur viele Medienvertreter, sondern auch eine | |
Menge Aktivistinnen und Aktivisten, unter anderem befinden sich im Raum, um | |
Berichte auszutauschen oder sich einfach aufzuwärmen. Die Stimmung ist | |
locker. Jeder der zahlreichen Rednerinnen und Redner auf der PK bekommt nur | |
zwei Minuten Redezeit, damit die Veranstaltung zügig über die Bühne gehen | |
kann. (taz) | |
10.31 Uhr: Demnächst rollen Castor-Transporte aus Ahaus nach Russland | |
Das Abkommen über den Transport von 18 Castoren aus dem | |
nordrhein-westfälischen Zwischenlager Ahaus ins russische Atomzentrum Majak | |
ist der Süddeutschen Zeitung zufolge "unterschriftsreif verhandelt". Das | |
meldet die Nachrichtenagentur dpad. Laut ihr beruft sich die Zeitung in | |
ihrer Dienstagausgabe auf Informationen aus Regierungskreisen. Wann der | |
Transport ablaufen soll, sei bislang offen. Nach Angaben des Bundesamtes | |
für Strahlenschutz sollen 951 Brennelemente in die russische Atomanlage | |
gebracht werden, aufgeteilt auf drei Transporte. Laut SZ gilt eine | |
entsprechende Genehmigung des Bundesamts für Strahlenschutz für den | |
Castor-Transportbis April, die Ausfuhrgenehmigung stehe aber noch aus. Ziel | |
sei es, "die Menge an hoch angereichertem Uran so weit wie möglich zu | |
reduzieren", heißt es in einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine | |
Anfrage der Grünen im Bundestag. Eine Entsorgung und Endlagerung | |
hierzulande sei ,"wegen des in naher Zukunft nicht verfügbaren Endlagersfür | |
bestrahlte Brennelemente keine gangbare Option". Die Brennelemente sollen | |
in Majak so behandelt werden, dass sie in Kernkraftwerken verwendet werden | |
könnten. Danach sollen sie in Russland endgelagert werden. | |
Der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Rainer Baake, nannte | |
die Pläne unverantwortlich. Im Deutschlandradio Kultur wies er darauf hin, | |
dass es sich um Atommüll aus der DDR-Kernforschungsanlage Rossendorf | |
handele. Die 951 Brennelemente seien seit 2005 im Zwischenlager Ahaus | |
untergebracht und sollten dort eigentlich bleiben, bis Deutschland über ein | |
Endlager verfüge. "Jetzt wählt man offenkundig die Billigvariante und | |
bringt sie nach Russland", kritisierte Baake. (dapd) | |
10.19 Aufbruchstimmung im Camp Gedelitz | |
Im Camp Gedelitz nahe dem Zwischenlager Gorleben herrscht Aufräum- und | |
Aufbruchstimmung nach der zweiten langen Blockadenacht. Rund um Feuertonnen | |
sitzen Menschen und wärmen sich. Die riesigen Töpfe der Volksküche sind gut | |
gefüllt: Es gibt heisse Suppe, aber auch Frühstück. Viele versuchen, ihre | |
Rückfahrt nach Hause zu organisieren. Zahlreiche Tramper stehen am | |
Straßenrand mit Schildern und strecken die Daumen raus. (taz) | |
9.53 Uhr Ein letztes Mal "Abschalten!", dann schließt das Lagertor | |
Alle Castoren sind ins Zwischenlager eingerollt. Ein letzter Demonstrant, | |
der sich unter die Presse- und Fernsehleute gemischt hat, schreit noch | |
"Abschalten!", dann schliesst ein Mann in einer neon-orangenen Warnweste | |
das Tor zum Lager. Der Castor-Transport hat vom Zeitpunkt seiner Abfahrt | |
von der Wiederaufbereitungsanlage im französischen La Hague bis zur Ankunft | |
in Gorleben insgesamt 92 Stunden gedauert - und damit deutlich länger als | |
seine elf Vorgänger seit 1995 (taz) | |
9.48 Uhr Castor-Transporte fahren ins Lager | |
Die Castor-Transporte sind nach einer Stunde Fahrt auf der Straße im | |
Zwischenlager Gorleben angekommen. Genau gegenüber dem geöffneten Lagertor | |
steht ein Tross von Presse- und TV-Reportern und Kameraleuten. Unter ihnen | |
Jochen Stay, von der Initiative "ausgestrahlt" in seiner gelben Wind- und | |
Wetterjacke. Den Journalisten gegenüber sagt er: "Es gab Jahre, wo ich am | |
Ende des Transports frustiert war. In diesem Jahr geht es mir überhaupt | |
nicht so. Ich finde, wir haben eine tollen Erfolg gestemmt." (taz) | |
9.40 Uhr Erschöpfte Polizisten | |
Hunderte erschöpfte Polizisten entlang der Südstrecke legen ihre | |
Protektoren ab und packen ihre Sachen. Für sie geht nun langsam einer der | |
heiss umkämpftesten Castor-Einsätze der bundesdeutschen Geschichte zu Ende. | |
(taz) | |
9.38 Uhr Ruhe vor dem Zwischenlager in Gorleben | |
Die sechs Helikopter aus Laase befinden sich direkt über der Zufahrtsstraße | |
ins Zwischenlager Gorleben. Dort, wo in den frühen Morgenstunden die | |
Sitzblockade aufgelöst wurde, ist es jetzt ruhig. Es stehen nur noch ganz | |
vereinzelt Demonstranten, in Golddecken eingehüllt. Der Straßenrand sieht | |
wie nach einem Schlachtfeld aus - überall liegen Stroh, Decken und | |
Abfallreste. Eine Polzistin lsitzt im Moos, an eine Kiefer geleht. Ein | |
anderer versucht, eine gelbe Anti-AkW-Fahne vom Baum zu pfülcken. "Langsam | |
reicht's", sagt ein Beamter. "Ich bin seit 26 Stunden auf den Beinen". | |
(taz) | |
9.34 Uhr Der Castor-Transport rollt durch Laase | |
Unter massivem Polizeischutz und gellenden Pfiffen seitens der | |
Demonstranten rollt der Castor-Transport durch Laase. Aus den Lautsprechern | |
einer kleinen Bühne am Straßenrand schallt in Anlehnung an den alten | |
Europe-Hit: "It's the Final Castor". (taz) | |
9.25 Uhr: Laase: Demonstranten begeben sich in den Wald | |
Die Demonstranten auf der Wiese in Laase bewegen sich zunächst auf die | |
Polizeikette vor der Transportstrecke zu. Die Polizei bringt die | |
Wasserwerfer in Stellung. Dann rennen Teile des Demonstrantenblocks auf | |
Kommando in den Wanld, der sich an der Straße erstreckt. Berittene Polizei | |
folgt ihnen. Langsam begeben sich immer mehr Demonstranten in den Wald. | |
(taz) | |
9.10 Uhr: Demonstranten sammeln sich auf Wiese in Laase | |
Auf einer Wiese am Elbuferort Laase auf der Nordroute versammeln sich rund | |
300 teils vermummte Demonstranten. Sie haben zwei größere Feuer entfacht. | |
Ihnen gegenüber stehen massive Polizeikräfte, um die Transportstrecke | |
abzuriegeln. Zwischen Polizei und Demonstranten sind sieben Wasserwerfer | |
positioniert, die auf die Demonstranten gerichtet sind. Sechs Helikopter | |
kreisen über Laase. (taz) | |
9.05 Uhr: Greenpeace-Fallschirmspringer in Laase über der Castor-Strecke | |
Über der Castor-Nordroute in Laase schwebt ein motorisierter | |
Fallschirmspringer der Umweltorganisation Greenpeace in der Luft. Er hält | |
ein Banner mit der Aufschrift "Stoppt Castor" in der Hand.(taz) | |
9.00 Uhr: Helikopter im Einsatz | |
Der Castor-Transport rollt auf der Nordstrecke nach Gorleben weiter. Auf | |
einem Feld zwischen Nord- und Südstrecke starten sechs Polizei-Helikopter. | |
Sie drehen nach Norden ab. Theoretisch kann der Castor-Transport noch in | |
Quickborn Richtung Gusborn abbiegen, um auf die Südroute auszuweichen.(taz) | |
8.51 Uhr: Künast nennt Atompolitik Ausschlusskriterium für Schwarz-Grün | |
Der Castor-Transport nach Gorleben verhärtet die Fronten in der Politik. | |
Die Grünen-Spitzenkandidatin in Berlin, Renate Künast, nannte erneut die | |
Atompolitik ein Ausschlusskriterium für eine schwarz-grüne Koalition auf | |
Bundesebene. "Ich habe gehört, wie Frau Merkel die Tür zugezogen hat",sagte | |
Künast am Dienstag im ARD-"Morgenmagazin". "Auf Bundesebene ist doch die | |
Frage klar: Da ist immer die Frage zu stellen nach dem Ausstieg aus der | |
Atompolitik. Das steht sozusagen in der Geburtsurkunde der Grünen." Die | |
Atompolitik von Schwarz-Gelb nannte Künast eine "politische Provokation", | |
den zivilen Widerstand in Gorleben "eine Sternstunde der Demokratie". (dpa) | |
8.37 Uhr: Der Castor-Transport startet | |
Die Tieflader mit den Castor-Behältern haben sich in Bewegung gesetzt und | |
die Verladestation in Dannenberg verlassen. In dieser Minute biegen sie auf | |
die Quickborner Straße ein, nehmen also die so genannte Nordroute zum | |
Zwischenlager Gorleben.(taz) | |
8.30 Uhr: Evangelische Kirche befürwortet Castor-Sitzblockaden | |
Der amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland | |
(EKD), Nikolaus Schneider, befürwortet gewaltfreie Sitzblockaden gegen den | |
Castor-Transport nach Gorleben als legitime Protestform. "Wenn es in dieser | |
Weise geschieht, denke ich, ist es ein gutes Zeichen für unsere | |
Demokratie", sagte Schneider am Dienstag im ARD-"Morgenmagazin".Schneider | |
sprach sich zudem gegen bisherige Konzepte für die Endlagerung von Atommüll | |
aus: "Bei der Endlagerung müssen wir Zeiträume anpeilen, die gehen weit | |
über das hinaus, was ein Mensch verantworten kann", sagte er. "Wir können | |
real gesehen gar keine Form der Verantwortung übernehmen." (dpa) | |
7.56 Uhr: Greenpeace-Lkw von der Straße gezogen | |
Nach einer effektiven Blockade von über 13 Stunden am Verladekran von | |
Dannenberg hat die Polizei den blockierenden Lkw von der Kreuzung gezogen. | |
Damit ist, soweit wir das überblicken können, der komplette Weg zum | |
Zwischenlager frei. Nach Angaben von Greenpeace haben die Castor-Fahrer | |
bereits ihre Schwertransporter bestiegen. Alles deutet auf eine baldige | |
Abfahrt hin. (taz) | |
7.50 Uhr: Polizei stellt Gitter auf | |
Straße zum Zwischenlager. Um zu verhindern, dass Protestler wieder auf die | |
Straße kommen, stellt die Polizei derzeit Gitter auf. Noch immer halten | |
sich viele Atomkraftgegner am Straßenrand und im Wald auf. (taz) | |
7.42 Uhr: Greenpeace-Lkw blockiert noch immer | |
Nach insgesamt 12 Stunden sind alle Aktivisten aus dem Laster herausgeholt | |
und in die Gefangenensammelstelle Lüchow gebracht worden. Das ist nun eine | |
Stunde her, doch der Laster steht noch immer auf der Kreuzung und konnte | |
bislang nicht bewegt werden. Dir Aktivisten hatten die Hydraulik des | |
Fahrzeugs außer Kraft gesetzt und den Wagen mit Stahlstangen blitzschnell | |
in der Straßendecke verankert. Derzeit versucht ein Räumfahrzeug der | |
Polizei, ein Unimog, den Lastwagen abzuschleppen, konnte ihn aber noch | |
keinen Zentimeter bewegen. (taz) | |
7.33 Uhr: Polizei mit Hebebühne bei Robin Wood | |
Auf einer Hebebühne fährt ein Beamter hoch zu den beiden Robin | |
Wood-Aktivisten, die sich zwischen einem Strommast und einem Baum über die | |
Straße gehängt haben. Er schneidet die Seile durch und holt sie auf die | |
Hebebühne. Damit ist dieser Teil der Strecke komplett frei. Auf dem Fußweg | |
auf der einen Seite der geräumten Fahrbahn halten sich allerdings immer | |
noch mehrere hundert Atomkraftgegner auf. (taz) | |
7.24 Uhr: Sitzblockade ist komplett geräumt | |
Straße zum Zwischenlager. Die Sitzblockade ist komplett geräumt. (taz) | |
7.15 Uhr: Polizeisprecherin überrascht von Härte | |
Eine Polizeisprecherin erklärte der taz, dass sie überrascht sei von der | |
Tempoverschärfung durch die Bundespolizei vorhin. Durch das Megafon der | |
Polizei wurden die eigenen Einsatzkräfte zur Beruhigung aufgerufen. Der | |
Polizeikontakt von "X-tausendmal quer" rief ebenfalls per Lautsprecher dazu | |
auf, besonnener vorzugehen: "Ihr seid nicht unsere Feinde, sondern Angela | |
Merkel und die Atommafia!" (taz) | |
6.57 Uhr: Situation hat sich wieder entspannt | |
Eben noch hat die Polizei Schmerzgriffe angewandt, Blockierer über den | |
Boden geschleift, sie an den Straßenrand geworfen, jetzt geht es wieder | |
gesitteter zu. Ein Grund ist nicht zu erkennen. Leitende Polizisten standen | |
mittendrinne. Vielleicht eine kleine Machtdemonstration? Vielleicht waren | |
hier auch verschiedene Einheiten der Polizei uneins übers Vorgehen. (taz) | |
6.45 Uhr: Polizei wird ruppig | |
Straße zum Zwischenlager, Seite zum Ort. Eine kleine Polizeieinheit trägt | |
Sturmhauben, so dass man ihre Gesichter nicht erkennt, wendet Schmerzgriffe | |
an. Kein schönes Bild. Das verstößt auch gegen den Konsens zwischen | |
Einsatzleiter und Veranstaltern. Blockierer skandieren "Keine Gewalt!". | |
(taz) | |
6.38 Uhr: Polizei räumt jetzt von beiden Seiten | |
Straße zum Zwischenlager. Die Polizei räumt jetzt von beiden Seiten. Per | |
Lautsprecherwagen informieren die Veranstalter die Blockierer von der neuen | |
Lage. Die Polizei legt nun einen Zahn zu. Auf der Seite zu Gorleben hin, | |
packt die Polizei jetzt fester zu: Der Einsatz wird ruppiger. (taz) | |
6.34 Uhr: Hälfte der Blockade geräumt | |
Straße zum Zwischenlager. Die Räumung geht voran. Die Blockierer sind | |
weiter komplett friedlich, auch die Polizei geht verhältnismäßig vor und | |
trägt die Blockierer von der Straße. Inzwischen ist knapp die Hälfte der | |
Straßenblockade abgeräumt. Kein Regen mehr. Die Polizei hat die Straße | |
inzwischen fast vollständig abgeriegelt. Nur ganz vereinzelt setzen sich | |
Blockierer nach dem Wegtragen erneut wieder auf die Straße. (taz) | |
6.07 Uhr: Erster Aktivist aus Lkw befreit | |
Greenpeace bestätigt, dass der erste der zwei Aktivisten von der Polizei | |
aus dem Betonklotz im Inneren des präparierten Getränke-Lkws befreit wurde. | |
Der zweite wird wahrscheinlich bald folgen. (taz) | |
5.56 Uhr: Betreuer müssen Greenpeace-Lkw verlassen | |
Laut einem Greenpeace-Aktivisten am Verladebahnhof Dannenberg hat die | |
Polizei die zwei Betreuer der einbetonierten Aktivisten aus dem Lkw | |
getragen. Sie dürfen nicht mehr zu ihren Mitstreitern. Techniker hatten | |
danach versucht, die gleiche Strategie wie bei der Betonpyramide der Bauern | |
in Gorleben anzuwenden. Die wurde mit Hilfe von Hubwagen zur Seite | |
gefahren. Bei dem Lkw schien es nicht zu klappen, da die zwei Aktivisten | |
noch immer bis zur Hüfte in dem Betonklotz stecken. Zurzeit berät sich die | |
Polizei wieder. (taz) | |
5.49 Uhr: Regen | |
In Gorleben hat es angefangen, leicht zu regnen. Die Polizei kommt bei der | |
Räumung der Sitzblockade weiterhin ziemlich gut voran. Einige der | |
Weggetragenen versuchen, durch die Polizeiketten wieder zurück zur Straße | |
zu kommen. Sie scheitern aber alle an den Beamten, die sie immer wieder | |
zurückdrängen. (taz) | |
5.38 Uhr: Knapp 250 Meter schon geräumt | |
Gorleben. Die Räumung der Sitzblockade vor dem Zwischenlager in Gorleben | |
bleibt weiter friedlich. In einer Durchsage der Polizei, lobt und motiviert | |
sie sich selber: "Super, wie ihr das macht. Wir bekommen viele positive | |
Rückmeldungen." Circa 250 Meter sind schon freigeräumt. | |
Am Straßenrand sitzen viele, die schon weggeräumt wurden an Feuern und | |
wärmen sich die Hände. Seelsorger und Sanitäter betreuen die weggetragenen | |
Blockierer. Viele gehen danach durch den dunklen Wald ihrer Wege. (taz) | |
5.11 Uhr: Polizisten erhöhen das Tempo | |
Gorleben. Im Laufschritt werden jetzt die Blockierer von der Straße | |
getragen. Freie Straßenabschnitte werden sofort mit Gittern gesichert. Die | |
Presse darf jetzt wieder auf Intervention von Xtausendmal quer hinter die | |
Polizeikette zu den Blockierern. (taz) | |
5.04 Uhr: Robin Wood über den Köpfen | |
Unter großem Jubel haben zwei Robin Wood Kletterer ein Seil zwischen einem | |
Strommasten und einem Baum direkt über den Sitzblockierern gespannt. Über | |
den Demonstranten hängt ein Kletterer an diesem Seil und hat ein | |
Transparent mit der Aufschrift "Endstation Atom. Sofort alle aussteigen." | |
entrollt. (taz) | |
5 Uhr: Presse darf nicht mehr in die Blockade | |
Ein Kameramann der Tagesschau, der versuchte, durch die Polizeikette zur | |
Blockade zu gelangen, wurde von Polizisten aufgehalten ud zurückgeschubst. | |
Auch nachdem er mehrfach protestierte weigerten sich die Beamten ihn | |
durchzulassen. Die Blockierer quittierten die Situation mit | |
"Pressefreiheit, Pressefreiheit"-Rufen. Der Kameramann steht nun wie die | |
meisten anderen Journalisten im Wald. Die Polizeikette ist inzwischen auf | |
beiden Seiten geschlossen. Offenbar gibt es eine entsprechende Anweisung, | |
Journalisten nicht mehr zu den Blockierern zu lassen. (taz) | |
4.50 Uhr: Wer sich wehrt bekommt Schmerzen | |
Gorleben. Die Polizei erklärt den Blockierern noch einmal über Lautsprecher | |
das Procedere: Wer sich mit anderen umklammert oder sich gegen das | |
Wegtragen wehrt, der müsse damit rechnen, dass die sogenannten | |
Schmerzgriffe bei ihm angewendet werden. (taz) | |
4.40 Uhr: "Ich sitze seit mehr als 40 Stunden hier" | |
Gorleben. Die Polizei zieht jetzt auch auf der anderen Straßenseite der | |
Blockade eine Kette, damit die Weggetragenen nicht wieder zurücklaufen. Ein | |
Sprecher ermahnte die Fotografen über den Lautsprecher erneut. Sie würden | |
am meisten die Arbeit der Polizei behindern. Wenn sie damit nicht aufhören, | |
müsste die Polizei sie dazu zwingen. | |
Eine junge Demonstrantin, die gerade aus den ersten Reihen weggetragen | |
wurde, berichtet unserem Reporter, dass sie seit mehr als 40 Stunden hier | |
gesessen habe und keine Minute davon bereut. Die Stimmung sei immer gut | |
gewesen und es hätte ausreichend Essen und Trinken gegeben. "Wir müssen den | |
Castor so lange wie möglich aufhalten, um ihn so teuer wie möglich zu | |
machen, damit er nicht mehr fährt", sagt sie noch und läuft Richtung | |
Zwischenlager davon, um sich weiter hinten wieder bei den Sitzblockierern | |
einzureihen. (taz) | |
4.34 Uhr: Polizei kann Arme der Aktivisten befreien | |
Dannenberg. Im Greenpeace-Lkw vor dem Verladebahnhof Dannenberg scheint die | |
Polizei einen ersten Erfolg verbuchen zu können. Laut einem | |
Greenpeace-Aktivisten seien zwei Krankenwagen vorgefahren und zumindest die | |
Arme der zwei Aktivisten wurden von Technikern der Polizei aus dem | |
Betonblock befreit. Greenpeace selber ist es nicht erlaubt, direkt mit den | |
Aktivisten zu sprechen. Indirekt würde das aber über den Konfliktmanager | |
und die Notärzte gehen. | |
4.23 Uhr: Diesmal Räumung ohne neue GeSa | |
Gorleben. Die Polizei bestätigt unserem Reporter, dass anders als gestern | |
bei der Räumung der Gleise bei Harlingen, es keine Gefangenen-Sammelstelle | |
(GeSa) gibt. Die Weggetragenen werden einfach ein Stück von der Straße | |
entfernt abgesetzt. | |
Inzwischen haben auch Sprecher der Blockierer die Fotografen aufgefordert, | |
nicht zu sehr zu drängeln. Es sei zwar gut, dass sie hier sein würden, aber | |
sie sollen doch bitte auch auf die Menschen, die auf dem Boden sitzen, | |
achten. (taz) | |
4 Uhr: Polizei bildet Kette am Straßenrand | |
Gorleben. Die Polizei bildet auf der linken Seite der Straße Richtung | |
Zwischenlager eine Kette entlang der Blockierer und es sieht so aus, dass | |
sie die Menschen alle in eine Richtung von der Straße drängen wollen. Von | |
vorne wird Reihe für Reihe weggetragen und danach gleich mit Gittern | |
abgesichert. Die Stimmung ist entspannt. Nur wenige Blockierer gehen von | |
alleine. Fast alle lassen sich tragen. (taz) | |
3.45 Uhr Gerangel zwischen Polizei und Presse | |
Gorleben. Die Blockierer werden von der Polizei weggetragen. Allerdings nur | |
bis bis zum Waldrand, der wenige Meter neben der Straße anfängt. Viele | |
laufen einfach weiter hinten wieder auf die Straße und setzen sich wieder | |
hin. Jochen Stay von "ausgestrahlt" kann die Aktion der Polizei kaum | |
fassen: "Absurd. Das ist einfach absurd." Er frage sich, was die Polizei | |
damit bezwecken will. Auf die Frage, was denn seine Lösung wäre, antwortet | |
er kurz: "Sitzen lassen und dazusetzen." | |
Am Anfang der Blockade, wo die Polizei beginnt zu räumen, ist die größte | |
Aufregung. Fotografen drängeln um die besten Bilder, die Szenerie wird | |
zusätzlich zu den Scheinwerfern durch ein Blitzlichtgewitter erleuchtet. | |
Die Polizei fordert über Lautsprecher die Fotografen auf, ihre Arbeit nicht | |
zu behindern. Die Blockierer in den ersten Reihen skandieren: "Die Presse | |
bleibt hier, die Presse bleibt hier." So viel positives Feedback bekommt | |
man als Journalist selten. | |
Weiter hinten ist es eher die Unruhe vor dem Sturm. Viele packen schon ihre | |
Sachen, um bei der Räumung alles dabei zu haben. (taz) | |
3.25 Uhr: Polizei beginnt Räumung | |
Die Polizei fängt nach der dritten Aufforderung sofort an, die Straße zu | |
räumen. Tut dies allerdings sehr vorsichtig. Die Blockierer bleiben | |
friedlich. (taz) | |
3.08 Uhr: Polizei-Nachschub für Sitzblockade | |
Xtausendmal quer und das Freie Wendlandradio berichten davon, dass die | |
Traktorblockade in Grippel aufgelöst sei und so vier weitere | |
Hundertschaften der Polizei die Sitzblockade vor dem Zwischenlager Gorleben | |
erreicht haben. | |
3 Uhr: Greenpeace-Block wird wieder angebohrt | |
Dannenberg. Nach einer Pause in der Sanitäter und Konfliktmanager mit den | |
Aktivisten von Greenpeace geredet haben, wird wieder versucht, den | |
Betonblock aufzuschneiden. Die Blockierer stecken mit je einem Arm und mit | |
beiden Beinen bis zur Hüfte im Betonblock. ''Die Arbeiten sind sehr | |
schwierig'', sagte ein Polizeisprecher. Die meisten Journalisten vor Ort | |
werten die Greenpeace-Aktion als schwere Schlappe für die Polizei. (taz) | |
2.47 Uhr: Bauern-Pyramide ist weggeschoben | |
Gorleben. Die Polizei hat die zweifache Beton-Pyramide der Bauern in | |
Gorleben inzwischen mit Hubwagen hochgehebelt und schiebt sie sehr langsam | |
aber als kompletten Block von der Hauptstraße in die Ringstraße. An der | |
Pyramide wurde weder gefräst noch gehämmert, sondern eine Platte | |
untergeschoben. | |
Auf die über die Polizeikette hinweg zugerufene Frage, wie es ihnen gehe, | |
hat ein Bauer den hochgestreckten Daumen gezeigt. Die Anwohner stehen | |
hinter ihren Gartenzäunen und rufen immer wieder: "Haltet durch!" | |
Der Polizeisprecher vor Ort sagte: "Auch wir versuchen, auf die immer neuen | |
Methoden der Aktivisten immer wieder neu zu reagieren. Und heute hatten wir | |
eine Antwort darauf." | |
In der Nebenstraße mussten sich die Bauern selber befreien bzw. wurden von | |
Kollegen befreit - und das innerhalb weniger Minuten. Damit niemand sehen | |
konnte, wie es funktionierte, legten die Bauern eine Decke als Sichtschutz | |
über die Pyramide. Die befreiten Bauern werden in Krankenwagen | |
durchgecheckt. | |
Ein Bauer in der Pyramide sagte, er sei sehr zufrieden. Man müsse alle | |
Mittel nutzen, um denen in Berlin zu zeigen, dass sie der Bevölkerung nicht | |
einfach Dinge aufzwingen könnten. Eine 62-jährige Wendländerin, die die | |
ganze Zeit bei der Aktion dabei stand, freute sich über die viele | |
Aufmerksamkeit: "Ich hätte aber nichts dagegen, wenn die Pyramide länger | |
gehalten hätte. (taz) | |
2 Uhr: Sitzblockade bisher nicht geräumt | |
Gorleben. Die zwischenzeitliche Aufregung um eine bevorstehende Räumung hat | |
sich wieder gelegt. Es ist Ruhe eingekehrt in der Sitzblockade vor dem | |
Zwischenlager. Die Organisatoren haben durchgesagt, dass der Nachschub der | |
Polizei von ca. 80 Fahrzeugen vermutlich durch Bauernblockaden aufgehalten | |
wurde. Die derzeitige Mannschaftsstärke der Polizei würde wahrscheinlich | |
für eine Räumung nicht aussreichen, so Xtausendmal quer. Viele | |
Demonstranten haben sich wieder schlafen gelegt. Es gibt genug Essen und | |
Getränke für alle. (taz) | |
1.35 Uhr: Polizei wartet mit 3. Aufforderung | |
Gorleben. Die Situation an der Sitzblockade vor dem Zwischenlager in | |
Gorleben ist unverändert. Nachdem die Polizei zwei Hundertschaften hat | |
Auflaufen lassen ist nichts mehr passiert. Unter den Blockierern gibt es | |
geteilte Ansichten. Die einen meinen, es wäre nur eine Zermürbungstaktik, | |
um die Menschen am Schlafen zu hindern. Die anderen denken, es könnte | |
jederzeit losgehen. In der Tat schläft niemand mehr. Gerade in den ersten | |
Reihen schunkeln und singen knapp 300 Leute in einer wogenden Menge. Viele | |
sind eng zusammengerückt. (taz) | |
1.20 Uhr: Polizei tut sich schwer mit Greenpeace-Lkw | |
Dannenberg. Die Techniker der Polizei sind weiterhin am Greenpeace-Lkw | |
damit beschäftigt, die Aktivisten aus dem Betonklotz unterhalb des | |
Transporters zu befreien. Auch das mittlerweile herangebrachte schwerere | |
Gerät hat noch keine erkennbaren Fortschritte gebracht. Aktuell sind sehr | |
viele Polizisten vor Ort, am Laster selber arbeiten jedoch jeweils nur | |
einige wenige. | |
Die Polizisten, die die Straße rund um den Lkw vermessen haben, sind | |
weggefahren. Ein Ergebnis der Untersuchung wurde offiziell nicht angesagt. | |
Aber es scheint, als kann der Castor nicht an der Blockade vorbeifahren | |
oder man will es zumindest nicht drauf anlegen. Die Vermessung war wohl | |
auch aus juristischer Hinsicht notwenig, da nur eine Nötigung seitens | |
Greenpeace vorliegen würde, wenn der Weg nicht passierbar gewesen wäre. | |
(taz) | |
1.12 Uhr: Peter Müller befürwortet Gorleben | |
Der saarländische Ministerpräsident Peter Müller (CDU) weist laut der | |
Agentur dapd die Forderungen zurück, Castor-Behälter aus französischen und | |
britischen Atomfabriken künftig nicht mehr ins Zwischenlager nach Gorleben | |
in Niedersachsen zu bringen. "Ich sehe keinen Grund, das zu ändern", sagte | |
Müller der Frankfurter Rundschau vom Dienstag. Zur Begründung führte Müller | |
an: "Wir müssen unseren Atommüll aus Frankreich zurücknehmen. Daran führt | |
kein Weg vorbei." | |
Der Chef der schwarz-gelb-grünen Koalition sieht keine Lösung in dem | |
Vorschlag der Umweltorganisation Greenpeace, die Castor-Behälter künftig | |
nicht mehr quer durch die Republik zu fahren, sondern in Zwischenlagern bei | |
Atomkraftwerken in Süddeutschland abzustellen. "Der Vorschlag verwundert | |
mich", sagte Müller. "Die Atomgegner sagen: Die Lagerung der Atombehälter | |
ist gefährlich. Und nun sollen sie an den Kraftwerken stehen." Das | |
multipliziere doch das "angebliche Risiko". (dapd) | |
0.50 Uhr: Polizei will in Kürze Blockade räumen | |
Gorleben. Vor dem Zwischenlager in Gorleben sagt ein Polizeisprecher der | |
taz, dass in kürze die Räumung beginnen werde. Dabei werde lediglich milde | |
Gewalt angewendet werden. Er versichert, dass keine Wasserwerfer zum | |
Einsatz kommen wird. Zuvor wird es im kurzen Abstand drei Aufforderungen | |
zur Räumung geben. Die ersten beiden sind bereits erfolgt. Die | |
Demonstranten haben gelacht und applaudiert. Sie wirken auf keinen Fall | |
verängstigt. | |
Eine Gefangenen-Sammelstelle wie gestern in Harlingen soll es nicht wieder | |
geben. Stattdessen würde eine Polizeikette an einer Seite der Straße | |
gebildet. Die Möglichkeit, freiwillig zu gehen, soll bestehen. Zusätzlich | |
sollen Gitter aufgestellt werden, um die Straße zu sichern. Diese würden | |
schon bereit stehen. | |
Eine Hundertschaft an Polizisten rückt jetzt aus Richtung des | |
Zwischenlagers Gorleben an. (taz) | |
0.35 Uhr: "Alle sind sehr gut vorbereitet" | |
Gorleben. Seit mehr als 36 Stunden besetzten laut Xtausendmal quer tausende | |
Menschen die Zufahrt zum Zwischenlager Gorleben. Inzwischen sind es 5.000 | |
Blockierer vor Ort. Sie missachten bewusst Gesetze und Vorschriften, die | |
nur dem reibungslosen Ablauf des Castor-Transportes dienen. | |
Mehr als 1.800 Menschen hatten im Internet namentlich angekündigt, sich dem | |
Atommülltransport in den Weg setzen zu wollen. Sprecherin Luise | |
Neumann-Cosel: „Der gewaltfreie Widerstand wirkt durch die Vielzahl der | |
Beteiligten und durch organisierte Deeskalation. Wir zeigen unser Gesicht. | |
Wir setzen dem Atommüll und der massiven Polizeipräsenz uns selbst und | |
unsere Entschlossenheit entgegen. Alle Beteiligten haben sich sehr gut auf | |
die Begegnungen mit der Polizei bis zur Räumung vorbereitet.“ | |
Wer mit X-tausendmal quer blockiert, hat sich auf einen Aktionskonsens | |
verpflichtet. Dazu gehört, auf jede Gewalt zu verzichten, keine Menschen zu | |
verletzen und die einzelnen PolizistInnen als Menschen achten, auch wenn | |
ihr Handeln kritisierbar ist. (Pressemitteilung Xtausendmal quer) | |
0.30 Uhr: Polizei droht mit Zwangsräumung | |
Gorleben. Gerade hat die Polizei ihre erste Aufforderung an die Blockierer | |
vor dem Zwischenlager Gorleben ausgesprochen, die Blockade zu verlassen. | |
Man könne in den nächsten 15 Minuten noch unbehelligt über die westliche | |
Seite gehen. Zudem bekamen alle einen Platzverweis ausgesprochen. Wer nicht | |
freiwillig geht, so die Polizei, der werde mit unmittelbarem körperlichen | |
Zwang dazu gebracht. Wer Widerspruch einlegen will, könne dies bei der | |
Polizeidirektion Lüneburg machen, wer dagegen klagen will, müsse sich an | |
das Verwaltungsgericht Lüneburg wenden. Die Blockierer nehmen die Durchsage | |
amüsiert auf. (taz) | |
0.20 Uhr: Greenpeace-Lkw wird bearbeitet | |
Dannenberg. Die Polizei hat schwereres Gerät zur Greenpeace-Blockade | |
herangeschafft, die mit einem präparierten Getränke-Lkw die Zufahrt zur | |
Verladestation verstellt. Dass die Polizei mit der neuen Technik | |
erfolgreicher sein wird, ist nicht abzusehen. (taz) | |
+++ [2][Zum Montags-Ticker Teil 2] +++ | |
Die anderen Ticker: | |
[3][Montags-Ticker (8.11.) - Teil 1] | |
[4][Sonntags-Ticker (7.11.) - Teil 2] | |
[5][Sonntags-Ticker (7.11.) - Teil 1] | |
[6][Samstag-Ticker (6.11.) - Teil 2] | |
[7][Samstag-Ticker (6.11.) - Teil 1] | |
[8][Freitag-Ticker (5.11.)]: | |
*** | |
Zum Live-Ticker: | |
Der Live-Ticker der taz wird während der gesamten Proteste im Wendland rund | |
um die Uhr berichten. Vor Ort sind 12 Reporter: | |
Jörn Alexander, Kai von Appen, Felix Dachsel, Christian Jakob, Martin Kaul, | |
Malte Kreutzfeldt, Konrad Litschko, Reimar Paul, Julia Seeliger, Luise | |
Strothmann und Peter Unfried. Zusätzlich von der Südblockade in der Pfalz | |
berichtet Klaus-Peter Klingelschmitt. | |
In der Online-Redaktion: Matthias Urbach, Frauke Böger, Carl Ziegner, | |
Thomas Schmid, Andreas Grieß, Claudia Krieg | |
9 Nov 2010 | |
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