# taz.de -- Republikaner uneins: Gegen Obama vereint | |
> Die Wahlsieger sind uneins und zeigen sich gesprächsbereit – aber nur, | |
> wenn sie künftig den Takt vorgeben können. Jedoch fällt ihnen auf | |
> Nachfrage kein einziger Kürzungsvorschlag ein. | |
Bild: Der Republikaner Mitch McConnell ist "fest entschlossen, die Reformpläne… | |
WASHINGTON taz | Die siegreichen Republikaner trumpfen kräftig auf - und | |
müssen ihre Linie doch erst finden. Bei einer Pressekonferenz der neuen | |
Funktionsträger am Mittwoch bot John Boehner, der designierte Sprecher des | |
Repräsentantenhauses, Präsident Barack Obama seine Zusammenarbeit an. Der | |
Haken dabei: Nicht die Republikaner seien bereit, über die Vorhaben des | |
Präsidenten zu verhandeln, sondern Obama müsse auf die republikanische | |
Agenda eingehen. "Es ist Zeit für uns, die Ärmel hochzukrempeln und uns an | |
die Arbeit zu machen", sagte Boehner. | |
Mitch McConnell, seit zwei Jahren Fraktionsvorsitzender der Republikaner, | |
erklärte, man sei "fest entschlossen, die Reformpläne des Präsidenten zu | |
stoppen". Im Übrigen müsse die Gesundheitsreform rückgängig gemacht werden, | |
die Steuererleichterungen der Bush-Regierung, die Ende Dezember ablaufen, | |
verlängert und das Haushaltsdefizit durch Einsparungen reduziert werden. | |
Allerdings konnten weder Boehner noch McConnell noch Eric Cantor, der neue | |
republikanische Fraktionschef im Repräsentantenhaus, auf Nachfrage von | |
Journalisten auch nur einen einzigen konkreten Kürzungsvorschlag | |
unterbreiten. | |
Das allein deutet darauf hin, dass sich die Republikaner keineswegs einig | |
sind, denn solche Vorschläge gibt es. Cantor etwa hat zusammen mit den | |
Abgeordneten Paul Ryan und Kevin McCarthy im September ein Buch mit dem | |
Titel "Young Guns - eine neue Generation konservativer Führer" | |
herausgebracht. Darin kritisieren sie das republikanische Establishment und | |
fordern eine Rückbesinnung der Republikaner auf konservative Werte und eine | |
strikte Anti-Ausgaben-Politik. | |
Ryan, der bereits seit 1999 dem Kongress angehört, entwirft darin einen | |
radikalen Austeritätsplan, der drastische Kürzungen etwa bei den | |
Sozialausgaben vorsieht und eine Abschaffung der Besteuerung von | |
Unternehmen zugunsten einer Erhöhung der Mehrwertsteuer. Er übernimmt im | |
Repräsentantenhaus den Vorsitz des mächtigen Haushaltsausschusses. | |
Über die Ausschussvorsitze können die Republikaner in Zukunft die | |
Ausgabenpolitik der Regierung wesentlich mitgestalten - oder boykottieren. | |
Einen Hinweis darauf, in welche Richtung die US-Politik geht, wird die | |
sogenannte "lame duck session" des Kongresses geben, also die | |
Sitzungsperiode zwischen der Wahl und der Konstituierung des neuen | |
Kongresses. Hier gelten noch die alten Mehrheitsverhältnisse, aber es | |
stehen gerade in Sachen Steuerpolitik wichtige Entscheidungen auf der | |
Tagesordnung. | |
Falls der Kongress untätig bleibt, werden die Steuererleichterungen der | |
Bush-Regierung Ende Dezember einfach auslaufen. Obamas Demokraten wollen | |
genau das, wenngleich nur für Jahreseinkommen über 250.000 Dollar. Die | |
Republikaner haben signalisiert, dass sie alle Steuererleichterungen | |
verstetigen wollen. Zusammenarbeit und Kompromiss ist gefordert - die erste | |
Zerreißprobe für die neuen Republikaner. | |
4 Nov 2010 | |
## AUTOREN | |
Bernd Pickert | |
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