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# taz.de -- US-Blogosphäre vor Kongresswahlen: "Spült die Liberalen die Toile…
> Im Netz sind die Wahlen in den USA entschieden: Rechte Blogger feiern
> ihren wahrscheinlichen Sieg - und schießen gegen die Linke. Die vermag
> nicht, zurückzuschlagen.
Bild: Nicht nur das Netz, auch Amerikas Straße ist derzeit fest in ultra-konse…
BERLIN taz | Allen Umfragen zufolge wird sich die Landkarte Amerikas am
Dienstagabend rot färben. Dann, wenn die TV-Sender die Ergebnisse der
Zwischenwahlen verkünden. Rot ist seit dem Präsidentschaftswahlkampf 2000
die Farbe der Republikaner, das für die Demokraten verwendete Blau wird
hingegen wohl aus vielen Landstrichen verschwinden. In den rechten Blogs
der USA wird der Sieg schon vorab als garantiert gefeiert. Und die Linke
mit Spott übergossen. Doch wer glaubt, die Linke mache am Tag der
Entscheidung noch einmal mobil, der täuscht. Die unglaubliche Netzbewegung,
die US-Präsident Barack Obama vor zwei Jahren mit zum Sieg getragen hat,
scheint sich in das Schicksal der demokratischen Niederlage zu ergeben.
taz.de hat sich am Tag der Entscheidung auf eine Reise durch die politische
Blogosphäre Amerikas begeben.
[1][Tea Party Patriots]
Sie haben der Linken in den vergangenen Monaten in punkto
Medienaufmerksamkeit den Rang abgelaufen: Die rechte Tea Party Bewegung
dominiert die Protestszene in den USA. Die Tea Party Patriots, eine Form
der ultra-konservativen Stimmungsmacher, fordert ihre Anhänger auf:
"Dienstag werde ich wählen gehen – für Freiheit und die Wiederherstellung
der amerikanischen Verfassung. Wirst Du mich unterstützen?" Und die
Kollegen von [2][teaparty.org] skandieren: "Es ist Zeit, die Demokraten die
Toilette herunterzuspülen" - passend illustriert mit einem Toilettensitz in
den patriotischen Farben der amerikanischen Flagge.
[3][Rightwingnews]
Der rechte Blogger John Hawkins gibt sich siegessicher: Die Republikaner
werden die Linken vernichten und das natürlich zu Recht: "Die Demokraten
haben das größte Konjunkturpaket in der Geschichte des Landes verabschiedet
und versprochen, Jobs zu schaffen. Und stellt euch vor: Wir haben ein
riesiges Defiztit, aber keine Jobs." Hawkins findet die Liberalen kindisch:
Sie müssten endlich einsehen, dass sie die Niederlage verdient hätten, so
der Blogger. "Sie sollten anfangen, sich wie Erwachsene zu benehmen – und
weniger wie … Liberale."
[4][Powerline]
Hinter Powerline verstecken sich beinharte konservative amerikanische
Anwälte und Autoren, auf deren Nachttischen so illustre Lektüren wie
"Radical in Chief" ("Ein Radikaler als Anführer") und "Rules for Radical
Conservatives" ("Regeln für radikale Konservative") liegen – die
Kaufempfehlung wird natürlich mitgeliefert. Ebenso, wie eine klare Position
zu Barack Obama: "Obamas politische Welt wird erschüttert werden", wird
Peter Wehner vom konservativen "Ethics and Public Policy Center" auf
Powerline zitiert. Wehner ist sich sicher: "Die Gefahr für Barack Obama
wird es sein, dass er nach der herben Niederlage seiner Partei wenig
Selbst-Reflexion zeigen wird."
[5][Talking Points Memo]
Brian Beutler wirft auf dem liberalen Blog "Talking Points Memo" eine
defätistische Frage auf: "Demokraten – lebende Tote?" Beutler verzichtet in
der heißen Phase des Wahltages darauf, noch mobil zu machen. Viel lieber
listet er die untoten demokratischen Kandidaten auf, die sich zwar zur Wahl
stellen, aber selbst von der eigenen Partei schon aufgeben wurden. "Wenn
ihr heute Abend mitzählt, haltet nicht bei diesen Kandidaten die Luft an",
schreibt Beutler. Die Anstrengung lohnt nicht mehr.
[6][Firedoglake]
Der linke Blogger "Attaturk" hält es mit Galgenhumor: "Ich werde es
vermeiden, die Ergebnisse anzusehen … und die Zeit lieber pfeifend neben
einem Friedhof verbringen." Trotzdem ruft er seine Leser noch
pflichtschuldig auf, wählen zu gehen – wohl zur Ergebniskosmetik.
[7][Americablog]
Gott sei Dank! Nach einer langen Reise durch die amerikanische Blogosphäre,
findet sich noch ein weiterer linker Wahlaufruf. "Eine großartige Nation
verdient die Wahrheit", ist der Untertitel des Americablog, und Joe Sudbay
lässt sich in die Pflicht nehmen: "Heute müssen wir alle wählen gehen.
Einfach nur wählen. Es bedeutet etwas." Doch die Wahrheit ist auch: Der
Aufruf kommt reichlich müde daher.
2 Nov 2010
## LINKS
[1] http://www.teapartypatriots.org/
[2] http://teaparty.org/
[3] http://rightwingnews.com
[4] http://www.powerlineblog.com/
[5] http://www.talkingpointsmemo.com/
[6] http://firedoglake.com/
[7] http://www.americablog.com/
## AUTOREN
Rieke Havertz
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