# taz.de -- US-Demokraten nach Wahlschlappe: Die Frauen sind weg | |
> In Scharen davongelaufen: Die demokratische Partei um US-Präsident Obama | |
> hat vor allem bei Frauen und bei jungen Leuten Stimmen eingebüßt. | |
Bild: Alle Lockrufe waren vergeblich: Frauen sind den Demokraten in den USA unt… | |
WASHINGTON taz | Das "Shellacking" - die "Abreibung" -, wie Barack Obama | |
das Abschneiden seiner Partei bei den Halbzeitwahlen nennt, trifft fast | |
alle Demokraten, Linke wie Rechte. Frauen wie Männer. Alte und Junge. Nur | |
punktuell haben Demokraten Erfolge zu verzeichnen: das gelang vor allem in | |
Kalifornien. Aber auch in einzelnen Wahlkreisen, in denen Latino-Wähler den | |
Ausschlag gaben. | |
Während sich landesweit die Wut der Wähler gegen die "Amtsinhaber" | |
richtete, haben die Kalifornier für bewährte und langjährige | |
Berufspolitiker votiert. Sie schickten den früheren demokratischen | |
Gouverneur Jerry Brown erneut nach Sacramento. Auch die dreifache Senatorin | |
Barbara Boxer vom linken Flügel der Demokraten wurde wiedergewählt. Dass | |
die beiden republikanischen Multimillionärinnen Meg Whitman und Carly | |
Fiorina bei den kalifornischen Wählern durch gefallen sind, ist auch ein | |
Ergebnis der durchwachsenen Erfahrungen mit anderen Quereinsteigern in die | |
Politik des Bundesstaates. Zuletzt mit Terminator Arnold Schwarzenegger, | |
der jetzt in Rente geht. | |
Vier Wählergruppen haben bei den Präsidentschaftswahlen von 2008 besonders | |
begeistert zugunsten von Barack Obama gestimmt: Frauen, Jungwähler | |
Afroamerikaner und Latinos. Bei diesen Halbzeitwahlen haben sich viele von | |
ihnen entweder gar nicht beteiligt (vor allem die Jungwähler) oder sich | |
stärker den Republikanern zugewandt (die Frauen). Doch die Latinos sind | |
stark auf Seiten der Demokraten geblieben. Am Dienstag sorgten sie in | |
Wahlkreisen in Arizona, Nevada oder Texas dafür, dass demokratische | |
Kandidaten erneut gewählt wurden. | |
Die Abgeordneten vom rechten Flügel der Demokraten, die "Blue Dogs", haben | |
nicht von dem Rechtstrend der Wähler profitiert. Viele Blue Dogs haben im | |
Frühjahr gegen die Gesundheitsreform von Obama gestimmt und viele haben im | |
Herbst in ihrem Wahlkampf angekündigt, dass sie im Falle ihrer Wiederwahl | |
gegen Nancy Pelosi als Speaker im Repräsentantenhaus stimmen würden. Doch | |
am Dienstag schrumpfte die rechte demokratische Gruppe im | |
Repräsentantenhaus von zuvor 54 auf künftig nur noch 26. | |
Schwere Einbußen haben auch jene demokratischen Politiker erlitten, die | |
eindeutig auf Seiten Obamas gestanden haben. Insbesondere in den | |
Swing-States stimmten die Wähler mit großen Mehrheiten gegen die | |
Demokraten. Das ist auch eine persönliche Niederlage für den Präsidenten, | |
der im Wahlkampf vielfach dort aufgetreten ist. | |
In seiner ersten Pressekonferenz nach der Wahl dankte Obama emotional jenen | |
loyalen Parteifreunden, die jetzt verloren haben. Darunter Russ Feingold in | |
Wisconsin und Ted Strickland in Ohio. Der Präsident zeigte sich dankbar | |
dafür, dass sie für seine Politik den Kopf hingehalten haben. | |
In Zukunft muss Barack Obama mit Politikern zusammenarbeiten, die er im | |
Wahlkampf zuletzt "Feinde" genannt hat. Sobald er von einer Asienreise | |
zurückkommt, will der Präsident die alten und die neuen Entscheider | |
treffen. Für den 18. November hat er die beiden neuen starken | |
republikanischen Männer John Boehner und Mitch McConnell eingeladen. | |
Gleichzeitig sollen Obamas bisherige wichtigste politische Stützen im | |
Kongress kommen: Nancy Pelosi, die mit der demokratischen Mehrheit ihre | |
Stelle als Speaker verliert; und Harry Reid, der in Nevada nur deswegen | |
seinen Senatssitz retten konnte, weil seine republikanische Gegenspielerin | |
Sharron Angle selbst den rechten Wählern zu radikal war. | |
4 Nov 2010 | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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