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# taz.de -- Unruhen in Uganda: Tränengas zur Amtseinführung
> Präsident Museveni bekommt Salutschüsse bei seiner erneuten Vereidigung.
> Und Oppositionsführer Besigye wird bei der Rückkehr mit Warnschüssen
> empfangen.
Bild: Mit Farben gegen die ugandische Opposition.
KAMPALA taz | An großen weißen Festzelten hängen Zierbänder in den
Nationalfarben Schwarz, Gelb, Rot. Blaskapellen marschieren auf dem
Rollfeld Kololo in Kampalas Innenstadt auf und ab, Tanzgruppen präsentieren
traditionelle Rhythmen.
Der ugandische Staat hat sich die Inaugurationsfeier von Präsident Yoweri
Museveni zu seiner vierten gewählten Amtszeit über eine Million Dollar
kosten lassen. Hohe Gäste sind angereist, so Kongos Joseph Kabila,
Südsudans Salva Kiir, Nigerias Goodluck Jonathan, Simbabwes Robert Mugabe.
Seit 1986 an der Macht, wurde Museveni Ende Februar mit 68 Prozent
wiedergewählt.
Der 66-jährige Präsident legt die rechte Hand auf die Verfassung und
schwört den Amtseid. "Ugandas Volk war noch nie so vereint wie jetzt",
preist er sich selbst. Die Menge jubelt, die Soldaten feuern Salutschüsse.
## 30 Kilometer weiter wird geschossen
Zur selben Zeit wird rund 30 Kilometer weiter südlich ebenfalls geschossen.
Polizisten, Militärpolizisten und Soldaten feuern Tränengas, Wasserwerfer
und Gummigeschosse, als sein mächtigster Rivale Kizza Besigye am
internationalen Flughafen Entebbe am Victoria-See landet. Der Führer der
Oppositionspartei FDC (Forum für Demokratischen Wandel) kommt aus Kenia
zurück, wo er medizinisch behandelt worden war, nachdem ihn
Sicherheitskräfte zu sehr mit Tränengas und Pfefferspray eingenebelt
hatten. Am Mittwoch war ihm die Rückkehr noch verweigert worden.
Donnerstagmorgen durfte er schließlich den Flugzeug besteigen. Das hat
tausende seiner Anhänger an die Entebbe-Straße gelockt.
Anwohner jubeln, Motorräder fahren in Kolonnen vor Besigyes Auto her.
Besigye, noch mit verbundenem Arm nach einem Treffer durch ein
Gummigeschoss, winkt vom Autodach seinen Anhängern zu. Alles scheint
friedlich. Doch dann kommen Wasser- und Tränengaswerfer angebraust. Polizei
und Soldaten sollen den Konvoi stoppen, bevor er Kampala erreicht.
## Das erste Todesopfer
Am Kreisverkehr, wo die Entebbe-Straße in Kampalas Innenstadt mündet,
stehen bereits Tausende, die Besigye zujubeln. Auch dort wird Tränengas
versprüht, um die Menge zu vertreiben – doch zu spät: Musevenis
Inaugurationsfeier ist zu Ende. Die Staatskarossen mit den Präsidenten
fahren bereits in Richtung Flughafen, also ebenfalls auf die Entebbe-Straße
in Gegenrichtung zu Besigye. Sie passieren die Gewaltszenen. Auch der
Präsidentenkonvoi braust vorbei.
"Demonstranten werfen Steine gegen die Staatskarossen und brüllen "wir
wollen keine Diktatoren mehr in Uganda". Ein Stein trifft die Limousine von
Nigerias Präsident Godluck Jonathan. Sicherheitskräfte schießen daraufhin
in die Menge, treffen einen Mann auf einem Motorrad. Es ist das erste und
bislang einzig bestätigte Todesopfer.
Dann braust auch der Präsidentenkonvoi vorbei. Museveni kann sehen, dass
sein Volk nicht so sehr vereint ist, wie er denkt.
13 May 2011
## AUTOREN
Simone Schlindwein
## TAGS
Uganda
Uganda
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