# taz.de -- Polizei gegen Medien in Uganda: Schlagstöcke als Aufmacher | |
> Seit über einer Woche besetzt Ugandas Polizei wichtige Medien, um den | |
> Brief eines Generals zu finden. Wer protestiert, wird niedergeknüppelt. | |
Bild: Vor dem abgeriegelten Monitor-Verlagsgebäude, Kampala am Dienstag | |
KAMPALA taz | „Tatort – Betreten verboten“ steht auf dem knallgelben | |
Absperrband, das vor dem Verlagshaus Nation Media Group in Ugandas | |
Hauptstadt Kampala im Wind flattert. Polizisten in Schutzkleidung und mit | |
Schlagstöcken stehen davor, einige mit Tränengasgranaten wurfbereit in der | |
Hand. Sie sind schweißgebadet, aggressiv und scheuchen die Passanten weg. | |
Hinter ihnen parkt ein Wasserwerfer. | |
Ein paar hundert Meter weiter tummelt sich ein kleiner Haufen Leute: | |
Journalisten und Menschenrechtler. Mit einem großen Kreuz und einem | |
traditionellen Trauertuch waren sie am Morgen zu ihrem Arbeitsplatz | |
marschiert. Einige hatten sich symbolisch mit Pflastern die Münder | |
zugeklebt. Dann wurden sie von der Polizei vertrieben. | |
„Sie haben uns mit Tränengas beschossen und mit Stöcken geschlagen“, | |
berichtet Geoffrey Ssebagalla, Vorsitzender des ugandischen | |
Menschenrechtsnetzwerks für Journalisten (HRNJ). Zwei seiner Kollegen seien | |
verhaftet worden: „Wir werden aber morgen wieder demonstrieren, wir lassen | |
uns nicht unterkriegen“, sagt er. | |
Seit nunmehr einer Woche ist das ugandische Gebäude der kenianischen Nation | |
Media Group, Ostafrikas größtes Pressehaus, von Polizisten belagert: Die | |
Druckerpresse ist geschlossen, Ugandas führende unabhängige Tageszeitung | |
Monitor erscheint nicht mehr, der Radiosender KFM ist offline. Geschlossen | |
wurde auch das Sensationsblatt Red Pepper. | |
All dies zeigt: Die Regierung von Ugandas Präsident Yoweri Museveni steckt | |
in einer Krise – und überreagiert. | |
## Muhoozis kometenhafter Aufstieg | |
Eine Hundertschaft der Antiterroreinheit der Polizei hatte am 20. Mai die | |
Redaktionen gestürmt. „Sie haben alles auf den Kopf gestellt, Computer | |
beschlagnahmt, um einen einzigen Brief zu finden“, erzählt Monitor-Reporter | |
Ismael Ladu. | |
Der Brief war von General David Sejusa gekommen, bislang Ugandas | |
Geheimdienstkoordinator. Darin stand, dass Präsident Museveni ein | |
Mordkomplott gegen alle plane, die seinen Sohn nicht als Nachfolger | |
akzeptieren. | |
Präsidentensohn Muhoozi Keinerugaba ist in den vergangenen Jahren in | |
Ugandas Armee die Karriereleiter hinaufgeschossen: Der 39-Jährige hat den | |
Rang eines Brigadegenerals und ist Kommandeur gut ausgestatteter | |
Spezialeinheiten. Ein hochrangiger Militär klagte kürzlich: „Ich bin 57 und | |
habe mit Museveni in den 80ern das Land erobert – und jetzt hat dieser | |
Bursche denselben Rang wie ich.“ | |
Muhoozi selbst äußerte bislang keine Ambitionen, in die Fußstapfen seines | |
68-jährigen Vaters zu treten, sondern treibt sich gern in Nachtclubs in | |
Kampala herum und trinkt Cuba Libre. Die nächsten Wahlen sind 2016, dann | |
ist Museveni wahrscheinlich fit genug, selbst noch anzutreten. | |
Eher noch als Muhoozi käme die First Lady Jeanette Museveni als Kandidatin | |
in Frage. Und ob es das Mordkomplott wirklich gibt, bezweifeln viele. | |
Sejusas Brief selbst klingt mehr als vage. | |
## Jetzt dreht sich das Machtkarussell | |
Aber das Machtkarussell rings um Museveni dreht sich jetzt, und zwar sehr | |
schnell. Jeder Politiker, jeder General, auch jeder Journalist, der nicht | |
Loyalität beweist, wird bedroht. Zahlreiche Generäle haben das Land | |
verlassen, auch Briefautor Sejusa. | |
Wer uneingeschränkte Treue an den Tag legt, wird befördert. Bei einer | |
Kabinettsumbildung letzte Woche wurde Armeechef General Aronda Nyakairima | |
Innenminister, womit nun die Militärs in die Regierung einziehen. | |
Polizeichef Kale Kayihura wurde diese Woche zum General ernannt. Gerüchten | |
zufolge wird er bald Verteidigungsminister. Tausende Polizisten paradierten | |
schon mit Pauken und Trompeten durch die Innenstadt von Kampala und | |
feierten. | |
29 May 2013 | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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