# taz.de -- Demonstrationen in Uganda: Auf der Straße gegen Museveni | |
> Seit die Regierung in Uganda gewaltsam gegen Proteste der Opposition | |
> vorgeht, eskaliert die Lage. Nun protestieren Juristen gegen den | |
> "Missbrauch der Gerichte". | |
Bild: Protest ugandischer Rechtsanwälte am Mittwoch in Kampala. | |
KAMPALA taz | In ihren schwarzen Roben marschieren Ugandas Juristen durch | |
die Innenstadt von Kampala zum Hohen Gericht, einem schmucken | |
Kolonialgebäude. "Wir trauern um den Rechtsstaat", erklärt Bruce Kyerere, | |
der Vorsitzende des Juristenverbandes. | |
Polizei und Militär hätten während der Proteste der vergangenen zwei Wochen | |
"die Menschenrechte fundamental verletzt". Die Regierung versuche, die | |
Medienfreiheit einzuschränken, sie habe "Gerichte missbraucht, um ihre | |
politischen Probleme zu lösen" sowie "unrechtmäßig und unverhältnismäßige | |
Gewalt gegen die Bürger eingesetzt". Schließlich beschuldigt er Präsident | |
Yoweri Museveni der "Verbrechen gegen die Menschlichkeit". | |
Das sind mutige Worte gegen Museveni, der das Land seit 25 Jahren regiert. | |
Erst im Februar ist er mit 69 Prozent wiedergewählt worden. Nächste Woche | |
leistet sich der bankrotte Staat eine Millionen Dollar teure | |
Inaugurationsfeier, Dutzende Staatschefs sind geladen. Dass das sonst so | |
friedliche und relativ prosperierende Land nun von Unruhen erschüttert | |
wird, passt Museveni also gar nicht in den Kram. Deswegen ließ er Proteste | |
brutal niedergeschlagen. Insgesamt zehn Menschen starben landesweit im | |
Kugelhagel, darunter ein zweijähriges Kind. Hunderte mussten in | |
Krankenhäusern behandelt werden. Rund 700 Demonstranten wurden | |
festgenommen, darunter die Spitzenkandidaten der Opposition. | |
Ein loses Bündnis der Oppositionsparteien hatte unter dem Motto "walk to | |
work" (Lauf zur Arbeit) zu Protestmärschen gegen hohe Benzin- und | |
Lebensmittelpreise aufgerufen. Oppositionsführer Kizza Besigye wurde bei | |
seinem Marsch zur Arbeit viermal festgenommen. Stets kam er auf Kaution | |
wieder frei und marschierte am nächsten Tag wieder los. | |
Vergangene Woche allerdings stoppten ihn Polizisten sowie Männer in Zivil | |
auf dem Weg zur Bank, schlugen mit einem Hammer und dem Kolben einer | |
Pistole die Scheibe seines Autos ein und sprühten Pfefferspray in den | |
Wagen. Besigye wurde so sehr eingedampft, dass er in ein Krankenhaus ins | |
Nachbarland Kenia ausgeflogen werden musste. Daraufhin randalierten | |
Jugendliche, errichteten Straßenblockaden und warfen Steine auf Polizei und | |
Militär, die ihrerseits die Proteste brutal niederschlugen. | |
Seither eskaliert die Lage, und die Regierung reagiert immer nervöser. | |
Bezirksvorsteher drohen Nichtregierungsorganisationen, ihnen die Lizenzen | |
zu entziehen, wenn sie sich den Protesten anschließen. Regierungsvertreter | |
warnen unabhängige Medien vor "einseitiger Berichterstattung". Der | |
Innenminister bezichtigt Reporter, mit der "Opposition ins Bett zu gehen". | |
Internationale Journalisten wurden am Sonntagabend ins Pressezentrum des | |
Präsidenten einbestellt: "Negative Berichterstattung schadet dem | |
Investitionsklima", so die Kritik. All diese Drohgebärden verbreiteten sich | |
rasch via Facebook und Twitter - und alarmierten die Juristen. | |
Die versammelten Anwälte klatschen während der Rede von Bruce Kyerere vor | |
dem Hohen Gericht. Passanten bleiben stehen und hören zu. Polizisten | |
versammeln sich rund um das Gerichtsgebäude, auch Polizeichef Kale Kayihura | |
schaut vorbei. Doch anstatt mit Tränengas und Kugeln vorzugehen, | |
entscheidet sich der Polizeichef heute, die Protestler in Ruhe zu lassen. | |
4 May 2011 | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
## TAGS | |
Uganda | |
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