# taz.de -- Proteste in Uganda: Oppositionsführer festgenommen | |
> Kizza Besigye ist festgenommen worden, weil er sich nicht vom | |
> Demonstrieren abhalten ließ. Mit Tränengas geht die Polizei gegen die | |
> Demonstranten vor. | |
Bild: Jeden Montag und Donnerstag wird in Kampala gegen steigende Preise demons… | |
KAMPALA taz | Die Warnung von Präsident Yoweri Museveni war deutlich: "Er | |
wird nicht laufen, sonst stoppen wir ihn". Diese Drohung galt Musevenis | |
Erzrivalen und Oppositionsführer der FDC-Partei (Forum für Demokratischen | |
Wandel), Kizza Besigye. Und am frühen Donnerstagmorgen sah es fast so aus, | |
als würde sich Besigye an diesen Befehl halten. Er stieg vor seinem Haus im | |
Vorstadtviertel Kasangati der Hauptstadt Kampala in sein Auto und fuhr in | |
Richtung Innenstadt. Nahe des Mulago-Krankenhauses stieg er jedoch aus und | |
begann zu marschieren. Hunderte Menschen schlossen sich an. | |
Ein loses Bündnis von [1][Oppositionsparteien demonstriert derzeit] in | |
Uganda gegen steigende Benzin- und Lebensmittelpreise. Unter dem Motto | |
"walk to work" (lauf zur Arbeit) finden jeden Montag und Donnerstag | |
Protestmärsche statt, zu welchen sich zahlreiche Oppositionelle | |
angeschlossen haben – vor allem aus der kleinen, aber rasch wachsenden | |
Mittelschicht, die ein Auto hat, das sie in der Hofeinfahrt stehen lassen | |
können. | |
Zweifach wurde Besigye bei den vergangenen Märschen festgenommen – beide | |
Male kam er auf Kaution wieder frei. Einmal wurde er von einem Polizisten | |
mit einem Gummigeschoss [2][an der Hand getroffen] und musste ins | |
Krankenhaus eingeliefert werden. Sein Oppositionskollege Norbert Mao, | |
Spitzenkandidat der DP (Demokratischen Partei), wurde bereits am Montag zu | |
2 Wochen Gefängnis verurteilt. Er solle zur Gewalt aufgerufen haben. Seine | |
Anhänger hatten angekündigt, einen Protestmarsch zum Gefängnis im Viertel | |
Luzira unter dem Motto "walk to freedom" (lauf in die Freiheit) abzuhalten. | |
Der Marsch sollte auf der Hauptstraße, der Kampala-Road, im Stadtzentrum | |
beginnen. Doch kaum sammelten sich dort am frühen Morgen die Anhänger, | |
feuerte die Polizei mit Tränengas. Die Gefängnisverwaltung entschied, Mao | |
in eine andere Anstalt zu bringen. | |
Besigye wusste demnach genau, dass ihm nun das gleiche Schicksal drohen | |
werde. Dennoch lief er. Er kam nicht weit. Polizeieinheiten vertrieben | |
seine Anhänger mit Tränengas. Dann nahmen sie ihn fest. Polizei und Militär | |
umstellten das nahe gelegene Gerichtsgebäude Nabweru im Vorstadtviertel | |
Bwaise. Der Haftrichter erklärte, er sei heute zu beschäftigt, ein | |
Kautionsgesuch anzuhören. Er schickte Besigye bis nächsten Mittwoch ins | |
Gefängnis. | |
Olara Otunnu, Kandidat der UPC (Ugandas Volkskongress), hingegen erreichte | |
sein Büro in der Parteizentrale in der Innenstadt. Nicht weit von seinem | |
Haus im Stadtviertel Ntinda traf er auf Alphonsi Mutabazi den Chef der | |
Polizeistation an der Jinja-Straße, wo er bislang stets vorrübergehend | |
festgenommen wurde. Doch dieser ließ Otunnu nach einer kurzen | |
Auseinandersetzung weiter marschieren. | |
Mittlerweile haben sich die Proteste auch in anderen Teilen Ugandas | |
ausgebreitet. In Masaka, 180 westlich von Kampala, schoss die Polizei mit | |
scharfer Munition in die Menge. Ein 4-jähriges Kind wurde in Kopf und Brust | |
getroffen und starb. Damit steigt die Zahl der Toten auf fünf. Zwei | |
Erwachsene wurden mit Schusswunden ins Krankenhaus in Masaka eingeliefert. | |
Laut dem Polizeisprecher in Masaka, Noah Serunjojji, wurden auch zwei | |
Polizisten durch Schläge von Protestanten schwer verletzt. Vergangene Woche | |
marschierten Ugander in der nördlichen Provinzstadt Gulu, wo DP-Kandidat | |
Mao herstammt. Dort starben drei Menschen im Kugelhagel. | |
21 Apr 2011 | |
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## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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