# taz.de -- Ugandas Opposition unter Druck: Kizza Besigye muss draußen bleiben | |
> Am Tag vor seiner Amtseinführung geht der Präsident gegen seine Kritiker | |
> vor: Deren Chef wird die Einreise verweigert, andere werden mit | |
> Wasserwerfern beschossen. | |
Bild: Die Polizei in Kampala besprüht Demonstranten aus Wasserwerfern mit eine… | |
KAMPALA taz | Frustriert und wütend steht Nuia Kayondo an der Straße, die | |
zu Ugandas internationalem Flughafen in der Kleinstadt Entebbe führt, rund | |
30 Kilometer von der Hauptstadt Kampala entfernt. Immer wieder brausen | |
Staatskarossen an ihr vorbei, um hochrangige Gäste abholen, die zur | |
Amtseinführungs-Feier von Präsident Yoweri Museveni am Donnerstag anreisen. | |
Doch die Gäste interessieren Kayondo nicht. Sie wartet auf | |
Oppositionsführer Kizza Besigye - vergeblich. "Was ist das für ein Regime, | |
das seine Bürger aus dem Land aussperrt?", faucht die 45jährige die | |
Polizisten an, die in Helmen und Schutzkleidung die Straße entlang | |
marschieren. Hunderte weitere Besigye-Anhänger an der Straße stimmen mit | |
ein. Die Polizisten zücken ihre Schlagstöcke. | |
Es herrscht derzeit nervöse Stimmung in Uganda. Dass Oppositionsführer | |
Besigye nicht wie angekündigt am Mittwoch vormittag zurückkehrt, | |
demonstriert dies deutlich. Der Spitzenkandidat der Oppositionspartei FDC | |
(Forum für Demokratischen Wandel) war vergangene Woche von | |
Sicherheitskräften so sehr mit Tränengas und Pfefferspray eingedampft | |
worden, dass er zur Behandlung seiner Augen ins Krankenhaus nach Kenia | |
ausgeflogen werden musste. Er sollte am Mittwoch zurückkehren. | |
Als er in Nairobi den Flug nach Uganda besteigen wollte, hielten ihn | |
Angstellte der Fluggesellschaft zurück. "Unser Geheimdienst hat dies | |
angeordnet hat", sagt Kenya-Airways-Sprecher Chris Karanja gegenüber CNN. | |
Besigye erklärte, Ugandas Flugsicherheit hätte angedroht, dass die Maschine | |
nicht landen dürfe, wenn er an Bord sei. Ugandas Regierung streitet ab, | |
"etwas mit den Reiseplänen zu tun zu haben", so die Pressemitteilung. | |
Dennoch scheint es der Regierung gelegen zu kommen, dass er vorerst in | |
Kampala keine Unruhe mehr stiften kann. Am Donnerstag findet die | |
Inaugurationsfeier von Präsident Museveni statt, der im Februar mit 68 | |
Prozent wieder gewählt worden war. Über ein Dutzend Staatschefs haben ihr | |
Kommen zugesagt. Der bankrotte Staat lässt sich die Festlichkeit über eine | |
Million Dollar kosten. Von Besigye angeführte Proteste passen dem Regime da | |
nicht in den Kram. | |
In den vergangenen drei Wochen lieferten sich Oppositions-Anhänger und | |
Sicherheitskräfte mehrfach gewaltsame Straßenschlachten in Kampala. Ein | |
loses Bündnis der Oppositionsparteien hatte zu Protesten unter dem Motto | |
"walk to work" (Lauf zur Arbeit) aufgerufen. Um gegen steigende Benzin- und | |
Lebensmittelpreise zu demonstrieren, marschierten fast täglich hunderte | |
Oppositionelle von den Wohngegenden in den Vororten in Richtung Innenstadt. | |
Mit Tränengas und Schüssen versuchte die Polizei, die Demonstranten zu | |
stoppen. Mindestens 9 Menschen wurden getötet. | |
## "Museveni ist ein Diktator, wie Gaddafi und Mubarak" | |
Um das Image des Landes nicht allzu sehr zu ruinieren, rückte die Polizei | |
am Dienstag nur mit Wasserwerfern aus, als Oppositionelle in Richtung des | |
zentralen Platzes marschierten. Kandidaten der kleineren | |
Oppositionsparteien, wie Olara Otunnu von UPC (Ugandas Volkskongress) | |
wurden mit pinken Wasserstrahlern beschossen. Bordsteine und Schaufenster | |
entlang Kampalas Hauptstraße sind jetzt pink. "Ich habe den Wasserwerfer | |
mit Entsetzen im Fernsehen gesehen", sagt Kayondo kopfschüttelnd. Dies habe | |
sie bewogen, sich früh am Morgen an die Flughafen-Straße zu stellen, um | |
Besigye zuzuwinken. | |
Besigye gilt als mächtigster Herausforderer Musevenis, der seit 25 Jahren | |
regiert. Besigye holte bei den Wahlen im Februar 26 Prozent. Er erklärte | |
die Ergebnisse als gefälscht und drohte, dass die Revolutionsstimmung in | |
Nordafrika auch nach Uganda überschwappen würde. "Museveni ist ein | |
Diktator, wie Gadaffi und Mubarak!", wettert Kayondo. Dass Diktatoren wie | |
Robert Mugabe aus Simbabwe zur Amtseinführung nach Kampala anreisen, | |
beweise "zu welchem Club der alten Herren" sich Ugandas Präsident zugehörig | |
fühle. | |
11 May 2011 | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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