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# taz.de -- Initiativen für den Mädchenfußball: Es muss auch mal getrickst w…
> Mädchen mit Migrationshintergrund sind in deutschen Fußballvereinen
> bisher vollkommen unterrepräsentiert. Das soll sich ändern.
Bild: Bei Türkiyemspor bereits Alltag: Mädchen am Ball
FRANKFURT taz | Es musste erst eine Frauen-WM ins Land kommen, damit der
Berliner Fußballverband sich beim Türkischen Bund Berlin-Brandenburg traf,
um gemeinsam zu überlegen, wie die zahlreichen Mädchen mit
Migrationshintergrund zum Fußballspielen bewegt werden könnten. Um den
Zulauf migrantischer Jungen muss man sich keine Sorgen machen. Mädchen mit
Migrationshintergrund hingegen sind in deutschen Fußballvereinen völlig
unterrepräsentiert.
Gerd Liesegang, Vizepräsident des Berliner Fußballverbands (BFV), erzählt,
dass bereits im Herbst ein Integrationsprojekt für Mädchen mit
Migrationshintergrund beantragt worden sei. Auch in Nordrhein-Westfalen und
Niedersachen wurden Projekte derselben Zielrichtung gestartet. Mit dem
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge fand der BFV schnell einen
Hauptgeldgeber (85 Prozent des Etats) für drei Jahre.
Das Treffen beim Türkischen Bund moderierte Breschkai Ferhad. Die aus
Afghanistan stammende 47-Jährige ist in Berlin geboren, mit den sozialen
Netzwerken der Stadt als langjährige Mitarbeiterin des „Bündnisses für
Demokratie und Toleranz“ bestens vertraut und somit für den BFV
prädestiniert, das Integrationsprojekt hauptamtlich zu leiten. Ferhad rät
im Projektmanagersprech: „Zuerst einmal muss die Integrations-Community
erkennen: Der BFV ist ein Player, mit dem wir etwas machen können.“
Im vergangenen Dezember hat Ferhad ihre Arbeit aufgenommen und dabei
erfahren, gegen welch extremen Vorbehalte der Mädchenfußball teilweise
kämpfen muss. Sie nennt ein Beispiel: Ein Mädchen mit türkischen Eltern,
das bislang heimlich bei einem Verein spielte, wollte zu einem besseren
Klub wechseln, der aber eine Unterschrift ihrer Eltern verlangte. Von ihrem
größeren Bruder erhielt sie dann die Drohung: „Wenn du das machst, spiele
ich mit deinem Kopf Fußball.“
## Fortschrittliche Bio-Deutsche?
Ferhad will nun über die Autorität der Schule auf die Familie des Mädchens
einwirken. Eine Sportlehrerin soll bei den Eltern vorsprechen. Die
Vorgehensweise der Projektmanagerin ist pragmatisch: Wenn
Überzeugungsstrategien im Einzelfall auf zu harte Mauern treffen, muss eben
auch mal getrickst werden.
Doch liegt Ferhad viel daran, ein gängiges Klischee zu demontieren: „Man
sollte nicht glauben, es gäbe die hinterwäldlerischen Migranten und die
fortschrittlichen Biodeutschen. Die gleichen Vorstellungen über
Frauenfußball gibt es auch in der Mehrheitsgesellschaft.“
Deutsche Fußballvereine müssten sich öffnen und Angebote machen. Das sei
auch für deren Existenz wichtig. Denn aufgrund der demografischen
Entwicklung müsse man sich Sorgen um den Mitgliederschwund machen. „Wir
müssen mehr an die Mädchen mit Migrationshintergrund herankommen. Sie
sollen merken, dass es keine Schande ist, für uns zu spielen“, meint
Liesegang.
Das Bemühen der Verbände, möglichst viele Mädchen zu erreichen, ist zum
einen eine ökonomische Notwendigkeit, zum anderen steigt aufgrund des
sozialen Engagements das Ansehen. Und ganz nebenbei wird zudem die
Zukunftsfähigkeit des deutschen Frauennationalteams gestärkt.
Während bei den männlichen DFB-Jugendmannschaften, die das Nationalteam in
den vergangenen Jahren verlässlich mit Qualitätsspielern speisen, oft die
Hälfte einen Migrationshintergrund haben, sind Spielerinnen mit
Migrationshintergrund nach wie vor eine verschwindend kleine Minderheit.
14 Jul 2011
## AUTOREN
Johannes Kopp
Johannes Kopp
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