| # taz.de -- DFB und Frauenfußball: „Unsere Zielgruppe: Familien und Alte“ | |
| > Hannelore Ratzeburg, Frauenchefin im Fußballverband, findet, dass | |
| > Frauenfußball im „Zeitalter des Normalen“ angekommen ist. Kritik an | |
| > Silvia Neid findet sie doof. | |
| Bild: Der DFB steht hinter ihr: Bundestrainerin Silvia Neid | |
| taz: Frau Ratzeburg, erst hat sich die Bundestrainerin Silvia Neid | |
| Bedenkzeit für die Frage erbeten, ob sie im Amt bleiben will. Nun hat sie | |
| sich plötzlich rasch dafür entschieden. War diese Eile nötig? | |
| Hannelore Ratzeburg: Erst mal ist es nach so einer Situation wie dem | |
| verloren gegangenen Viertelfinale wichtig, dass man sich zurückzieht und | |
| seine Gedanken sortiert. Vielleicht hat sie einfach nicht so viel Zeit | |
| gebraucht wie gedacht. | |
| Es drängt sich der Eindruck auf, dass man beim DFB dieses Problem schnell | |
| lösen wollte. | |
| Das ist auch ein legitimes Anliegen. Man kann ja ihre erfolgreiche Arbeit | |
| zuvor nicht ausklammern, nur weil ein Turnier nicht so gelaufen ist, wie | |
| wir uns das erhofft haben. Viele haben mit ihr gesprochen, sich nach ihrem | |
| Befinden erkundigt, versucht, ihr Trost zu spenden und gemeinsam mit ihr zu | |
| überlegen, was genau passiert ist. Ich habe auch am Mittwochmorgen mit ihr | |
| gesprochen. | |
| Haben Sie ihr empfohlen, sich möglichst bald zu entscheiden? | |
| Nein. Ich habe gesagt, dass sie sich die Zeit nehmen soll, die sie braucht. | |
| Sind Sie erschrocken, dass Silvia Neid zuletzt so heftig in die Kritik | |
| geraten ist? | |
| Beim Männerfußball wird immer schnell gerufen: Trainer weg! Da scheinen wir | |
| im Frauenfußball im Zeitalter des Normalen angekommen zu sein. | |
| Wie sehen Sie denn die Zukunft des Sports nach dem überraschenden | |
| Ausscheiden im Viertelfinale? | |
| Positiv. Unsere U19-Frauen sind gerade Europameisterinnen geworden, unter | |
| Ausschluss der Öffentlichkeit sozusagen. Das hat in den Medien gar nicht | |
| stattgefunden. Unsere U17 spielt bald um die Endrunde der | |
| Europameisterschaft und hat da auch gute Chancen. Daran sehen wir, dass | |
| unsere Nachwuchsarbeit hervorragend läuft. | |
| Müssen Sie nicht dennoch angesichts dieser WM ihre Konzepte überdenken und | |
| sich etwa vom Nachwuchssystem der Japanerinnen inspirieren lassen? | |
| Natürlich schauen wir immer über den Tellerrand. Die Jugendturniere, die | |
| wir spielen, werden immer aufgezeichnet. Unser Trainerinnenteam analysiert | |
| dann alles. Es ist aber nun wirklich nicht so, dass wir zusammenbrechen, | |
| nur weil wir nach einem Viertelfinale aus einem Wettbewerb ausgeschieden | |
| sind. | |
| Ist Japan taktisch weiter als Deutschland? | |
| Das kann ich nicht beurteilen. Da müssen sie mit Silvia Neid und Ulrike | |
| Ballweg sprechen. Die haben alles drauf, die kennen jede Spielerin, die | |
| wissen ganz genau, was sie machen. Mich haben die Japanerinnen überrascht. | |
| Für mich sind sie der Topfavorit für das Finale. | |
| Fürchten Sie finanzielle Einbußen, weil der erwartete deutsche Erfolg | |
| ausblieb? | |
| Ich habe gehört, dass die nationalen Förderer dieser WM hochzufrieden sind. | |
| Die Fernsehanstalten sind es mit ihren überragenden Quoten auch. | |
| Sie versprechen sich also nach wie vor positive Effekte von dieser WM? | |
| Wir haben Millionen, ich wiederhole: Millionen Zuschauer vor den | |
| Fernsehbildschirmen gehabt. Wir hatten volle Stadien. Die Leute sind | |
| begeistert gewesen. Das können die Bundesligavereine jetzt nutzen, indem | |
| sie mit einem besonderen Augenmerk diese Gruppen für sich gewinnen, die wir | |
| gerade ausfindig gemacht haben: Familien und ältere Menschen. | |
| Wird die Arbeit des DFB künftig gleichermaßen gestaltet sein, oder muss der | |
| Frauenfußball nach dem WM-Aus finanziell noch besser gefördert werden? | |
| Es ist ja eine ganze Menge auf dem Weg. Und es geht nicht nur um Geld. Es | |
| geht auch um Überzeugungen. | |
| 15 Jul 2011 | |
| ## AUTOREN | |
| Johannes Kopp | |
| Johannes Kopp | |
| ## TAGS | |
| WM 2011 – Mixed Zone | |
| Fußball | |
| Frauenfußball | |
| Fußball-WM | |
| Frauen-WM | |
| Fußballweltmeisterschaft | |
| Fußball | |
| Fußball | |
| WM 2011 – Mixed Zone | |
| Fußball | |
| Fußball | |
| WM 2011 – Mixed Zone | |
| WM 2011 – Mixed Zone | |
| Fußball | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Die WM-Reportertournee: Die Fifa rief, und die Fans folgten | |
| Drei Wochen lief die Willkommensmaschine hochtourig – das | |
| Goodwill-Unternehmen namens Frauenfußball. Szenen eines perfekten Turniers. | |
| Hella von Sinnen über die Frauen-WM: „Das ist schon ein Augenschmaus“ | |
| Fußball- und Entertainment-Expertin Hella von Sinnen zieht im Gespräch mit | |
| Ines Pohl ihre persönliche WM-Bilanz. Sie lobt die Anzüge von Silvia Neid | |
| und die neue Qualität des Frauenfußballs. | |
| Medienpolitik während der WM: Verband macht Vorschriften | |
| Der DFB hat während der Frauenfußball-WM so ziemlich alle | |
| Spielerinnen-Interviews glattgebügelt und entmenschlicht. Mit beamtenhafter | |
| Sturheit. | |
| TV-Bilanz der Frauenfußball-WM: Ein Märchen im Sommer | |
| Die Frauen-WM war ein Quotenknaller – sogar nachdem die Deutschen | |
| rausgeflogen waren. Mit den Quoten einer Männer-WM lassen sich die Zahlen | |
| dennoch nicht vergleichen. | |
| Fans beim Frauenfußball: „Wir randalieren nicht“ | |
| Trotz des schwachen Abschneidens der Deutschen wird die WM den | |
| Frauenfußball und die Fankultur voranbringen, meint Ludwig Guril vom | |
| Fanklub des 1. FFC Frankfurt. | |
| Zukunft der DFB-Frauen: Bei den Männern würden Köpfe rollen | |
| Siegfried Dietrich, Manager des 1. FFC Frankfurt, zur Krise des deutschen | |
| Frauenfußballs. Der soll nicht mehr nur aus den Portokassen des | |
| Männerfußballs finanziert werden. | |
| Trainer Bernd Schröder über das WM-Aus: „Der Scheiß fällt uns jetzt auf d… | |
| Der Trainer von Turbine Potsdam stellt Bundestrainerin Neid ein | |
| „Armutszeugnis“ aus. Er fordert eine konstruktive Streitkultur, um den | |
| deutschen Frauenfußball nach der Niederlage voranzubringen. | |
| Nach dem Aus der Deutschen: Das ist Fußball! | |
| Das deutsche Team ist raus. Das mag traurig sein. Tragisch ist es nicht. | |
| Denn gewonnen hat der Frauenfußball, der jetzt ist, was er immer sein | |
| wollte: einfach Fußball. |