# taz.de -- Fans beim Frauenfußball: „Wir randalieren nicht“ | |
> Trotz des schwachen Abschneidens der Deutschen wird die WM den | |
> Frauenfußball und die Fankultur voranbringen, meint Ludwig Guril vom | |
> Fanklub des 1. FFC Frankfurt. | |
Bild: Emotionen, aber kein Hass: Fans beim Pokalfinale 2007 zwischen Duisburg u… | |
taz: Herr Guril, in vielen Medien heißt es, beim Frauenfußball herrsche | |
eine freundliche Familienatmosphäre. Mit anderen Worten: Es ist alles | |
bieder und brav. | |
Ludwig Guril: Mit dem Familiären ist doch nur gemeint, dass man sich | |
untereinander kennt und miteinander spricht. Das ist nicht negativ. Im | |
Gegensatz zu den Herren-Bundesliga-Vereinen haben wir noch sehr viel | |
Kontakt zu den Spielerinnen und den Trainern, zum Vorstand und Management. | |
Wenn der Frauenfußball insgesamt wächst, wenn alles größer wird, wird sich | |
das sicherlich ändern. | |
Unterscheidet sich die Stimmung im Frauenfußball von der im Männerfußball? | |
Warum sollen wir uns unterscheiden? Wir machen genau das Gleiche wie | |
beispielsweise die Eintracht-Fans. Nur randalieren wir nicht. Wir haben | |
unsere Gesänge, Lieder und Fantrefffen, nur eben alles in etwas kleinerem | |
Rahmen. Und in unserer Satzung steht, dass wir keine Gästefans, Gegner oder | |
Schiedsrichter beleidigen. | |
Emotionen gibt es trotzdem? | |
Klar, das eine hat doch nichts mit dem anderen zu tun. | |
Es hat sich also eine Fankultur entwickelt, obwohl die Frauen-Bundesliga | |
noch immer sehr jung ist? | |
In vielen Vereinen, ob jetzt in Potsdam oder hier in Frankfurt, wurde lange | |
alles locker genommen. Erst in den letzten zwei Jahren haben sich | |
eingetragene Fanklubs gebildet, die den Vereinen helfen und sie | |
unterstützen. Wir arbeiten sonntags, bei den Heimspielen und fahren mit | |
Bussen zu den Auswärtsspielen. Wir arbeiten da eng mit dem Management | |
zusammen, um die Busse auch vollzukriegen. | |
Und all das ist neu? | |
Früher sind wir noch mit den Spielerinnen gefahren. Das hat sich geändert. | |
Es ist alles professioneller geworden, und wir haben natürlich Verständnis, | |
dass die Spielerinnen alleine fahren wollen. Früher hatten wir einen | |
Doppeldeckerbus und sind zusammen gefahren. Das kann man heute nicht mehr | |
machen, dafür ist das Geschäft zu professionell geworden. | |
Bestehen eigentlich Rivalitäten unter den Fans? | |
Rivalitäten kann man das nicht nennen. Aber wenn Potsdam gegen Frankfurt | |
spielt, ist die Atmosphäre schon eine besondere. Aber immer oberhalb der | |
Gürtellinie, ohne Hass. Wir unterhalten uns vor und nach dem Spiel und | |
haben während der neunzig Minuten eine unterschiedliche Meinung. Am Ende | |
sind wir alle Fans des Frauenfußballs. | |
Wie viele Fans fahren zu den Auswärtsspielen mit? | |
Im Durchschnitt sind wir zwischen 25 und 50 Fans. | |
Dabei ist der 1. FFC Frankfurt mit einem Schnitt von 2.000 Zuschauern beim | |
Heimspielen ja ein Publikumsmagnet. Der Bundesligaabsteiger 1. FC | |
Saarbrücken etwa hat hingegen nur 280 Zuschauer im Schnitt. Woran hapert es | |
in anderen Klubs? | |
Vielleicht liegt das an der Spielweise, vielleicht am mangelnden Erfolg. | |
Frankfurt, Potsdam und Duisburg stehen immer oben in der Tabelle, spielen | |
auch international. Vielleicht hat auch die Lage einen Einfluss. Im | |
Frankfurter Umfeld wird Frauenfußball besser angenommen. | |
Franz Beckenbauer hat gesagt, das frühe Ausscheiden der Nationalmannschaft | |
sei ein großer Rückschlag für den deutschen Frauenfußball und damit für die | |
Fankultur. Stimmt das? | |
Nein. Wir sind zwar unglücklich ausgeschieden, und das hat die ganze | |
Fankultur getroffen. Aber es geht weiter. Wir haben zwei Jahre Zeit, um für | |
die EM eine schlagkräftige Mannschaft zu bauen. Das wird Silvia Neid auch | |
machen, davon bin ich überzeugt. Schade ist, dass unsere Spielerinnen | |
Ariane Hingst und Birgit Prinz keinen würdigen Abschied von der | |
Nationalmannschaft bekommen haben. Dass sich aber etwas ändert im negativen | |
Sinne, glaube ich nicht. | |
Aber die Zuschauerzahlen in der Bundesliga stagnierten zuletzt oder waren | |
sogar rückläufig und das deutsche Team ist unter den Erwartungen geblieben. | |
Und dennoch hoffen Sie auf einen positiven Impuls durch die WM? | |
Ja. Es wurde ja etwas geboten, von unserer Mannschaft, und mehr noch von | |
anderen Teams. Die Spiele der Japanerinnen oder das Spiel Brasilien gegen | |
die USA. Das hat den Frauenfußball nach vorne gebracht. Dazu der Zuspruch | |
in den Stadien und auch das ganze Drumherum. Als Fans können wir nach vorne | |
blicken! | |
15 Jul 2011 | |
## AUTOREN | |
Lennart Wehking | |
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