# taz.de -- US-Haushaltsdefizit: Obamas "Klassenkampf" | |
> Mit Steuererhöhungen für Reiche und scharfen Einschnitten in | |
> Sozialprogramme will Obama die US-Finanzen sanieren. In der Bevölkerung | |
> stößt er damit auf Verständnis. | |
Bild: Sparfuchs und US-Präsident: Barack Obama. | |
WASHINGTON taz | "Klassenkampf", schimpft Paul Ryan, der republikanische | |
Chef des Haushaltskomitees im Repräsentantenhaus. Und der Chef der | |
Republikaner im Senat, Mitch McConnell eifert: "Wenn Warren Buffet sich | |
schuldig fühlt, soll er doch einfach einen Scheck ausstellen." | |
Die beiden Spitzenpolitiker der Republikaner sind damit genau dort, wo | |
Barack Obama sie haben möchte. Schon bevor der US-Präsident am Montag seine | |
Ansprache aus dem Rosengarten des Weißen Hauses hält, zeigen sie ihr | |
Unverständnis für Vorschläge, die an der Basis im Land - und insbesondere | |
bei der demokratischen Basis, bei den Gewerkschaften und bei der Masse von | |
Arbeitslosen und Armen - auf Verständnis stoßen. | |
Der US-Präsident hat Vorschläge, die in den nächsten zehn Jahren drei | |
Billionen Dollar sparen und damit das US-Defizit senken sollen. Zusätzlich | |
zu der bereits bekannten einen Billion Dollar Einsparungen, die von den | |
Rückzügen aus dem Irakkrieg und aus Afghanistan kommen sollen. Offiziell | |
richten sich die Vorschläge des Präsidenten an das "Superkomitee" im | |
Kongress. Das mit je sechs demokratischen und sechs republikanischen | |
Abgeordneten besetzte Komitee hat den Auftrag, bis November Sparvorschläge | |
zur Sanierung des Staatshaushaltes zu unterbreiten. | |
Im Zentrum der Obama-Vorschläge steht die "Buffett-Regel". Mit ihr macht | |
sich der Präsident einen Vorschlag zu eigen, den der Multimilliardär und | |
Investor Warren Buffet im vergangenen Monat in einem Meinungsartikel in der | |
New York Times gemacht hat: eine Mindeststeuer für jene Reichen, die mehr | |
als eine Million Dollar pro Jahr verdienen. Sie machen 0,4 Prozent der | |
US-Bevölkerung aus. Und sie zahlen - wenn überhaupt - Steuern, die zwischen | |
10 und 20 Prozent liegen, während ihre Angestellten mit bis zu 35 Prozent | |
besteuert werden. Buffett verlangt, dass Washington endlich damit aufhört, | |
die Superreichen zu "verhätscheln". | |
## Massive Einsparungen bei Sozialprogrammen | |
Im Gegensatz zu manchen Republikanern will Obama darauf verzichten, die | |
Sozialversicherung anzutasten. Damit zeigt er Verständnis für die Kampagne | |
aus dem linken Flügel seiner Partei und aus den Gewerkschaften. Allerdings | |
ist er bereit, bei der staatlichen Gesundheitsversorgung für sozial | |
Schwache und für Rentner sowie in anderen Sozialprogrammen in den nächsten | |
zehn Jahren tiefe Einschnitte - in Höhe von mehr als 500 Milliarden Dollar | |
- zu machen. | |
Freilich sagt der Präsident in seiner Ansprache, dass er diesen Einschnitte | |
auf Kosten von sozial Schwachen nur dann zustimmen wird, wenn Steuerlücken | |
geschlossen, wenn eine Mindeststeuer für Millionäre eingeführt wird und | |
wenn die ursprünglich von George W. Bush eingeführte und im vergangenen | |
Jahr verlängerten Steuersenkungen abgeschafft werden. Mit diesen | |
Steuererhöhungen will der Präsident in den nächsten zehn Jahren zusätzliche | |
1,5 Billionen Dollar in die Staatskasse holen. | |
Die Details bei der Ausarbeitung der Sparvorschläge will der US-Präsident | |
dem Superkomitee überlassen. Dort wird die Debatte schwierig werden. Bei | |
der konstituierenden Sitzung des Komitees haben einzelne republikanische | |
Mitglieder bereits signalisiert, dass sie ihr Veto gegen jede Form von von | |
Steuererhöhungen einlegen werden. | |
19 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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