# taz.de -- Kommentar Obama: Flucht nach vorn | |
> Mit seinem Programm zur Arbeitsbeschaffung ist Obama endlich dort | |
> angekommen, wo die Prioritäten sind. Nun muss eine Kampagne folgen. | |
Verabschiedet dieses Gesetz, rief Barack Obama am Donnerstagabend in den | |
Kongress. Insgesamt fünfzehn Mal. Das klang nicht etwa flehentlich. Sondern | |
kämpferisch. | |
Mit seinem Programm zur Arbeitsbeschaffung ist der Präsident endlich dort | |
angekommen, wo die Prioritäten sind. Offiziell sind in den USA mehr als 14 | |
Millionen Menschen arbeitslos. Die reale Arbeitslosigkeit liegt weit | |
darüber. Jede Familie im Land ist betroffen. Kein Thema ist wichtiger. | |
Obamas Vorschläge klingen vernünftig: Er will kleine Unternehmen, die | |
Arbeitsplätze schaffen, mit Steuernachlässen belohnen, Beschäftigten neue | |
Kaufkraft geben und mit Infrastrukturmaßnahmen an Straßen, Eisenbahnen und | |
Schulen massiv Arbeitsplätze schaffen. Das würde, so das Weiße Haus, die | |
Wirtschaft ankurbeln und den Haushalt nicht belasten. | |
Dass Obama mit seinem "American Job Bill" in Washington dennoch auf Granit | |
beißt, hat mit den Realitäten im Kongress zu tun. Der Präsident hat dort | |
keine Mehrheit. Die RepublikanerInnen werden versuchen, den Demokraten | |
auflaufen zu lassen. | |
Das hat ihr Verhalten im Vorfeld und während der Kongresssitzung gezeigt: | |
die Terminverlegung, die bewusste Abwesenheit von republikanischen | |
Abgeordneten und ihr nachhaltiges, fast durchgehendes Schweigen während der | |
Rede des Präsidenten. | |
Die RepublikanerInnen wiederholen in der Arbeitsmarktpolitik, was sie bei | |
der Gesundheitsreform und in der Haushaltsfrage vorexerziert haben: die | |
totale Blockade. Dem Präsidenten der USA bleibt nur die Flucht nach vorne: | |
die Agitation seiner Landsleute gegen ihre gewählten VertreterInnen. | |
Diese Kampagne hat Obama am Donnerstag im Kongress begonnen. Jetzt muss er | |
sie an der Basis fortsetzen. Er hat keine andere Wahl. | |
9 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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