# taz.de -- Rede vor US-Kongress: Obamas neuer Anlauf | |
> Mit einem 447-Milliarden-Programm will Barack Obama mehr Arbeitsplätze | |
> schaffen. Er appellierte im Kongress an die Republikaner mitzuziehen. | |
Bild: Come on, guys! Obama fordert die Opposition zur Kooperation auf. | |
WASHINGTON taz | Es ist das zweite große Konjunkturpaket, das Barack Obama | |
in seiner Amtszeit vorschlägt. Und er tritt dabei leidenschaftlicher auf, | |
als seit vielen Monaten. "Arbeitsplätze, statt politischer Zirkus", ruft er | |
am Donnerstag Abend in den Kongress hinein. In eine jener seltenen | |
Versammlungen, denen beide Kammern beiwohnen. | |
In einer dreißigminütigen Rede stellt er sein lang angekündigtes und | |
dringend nötiges Arbeitsplatzgesetz vor. Es wird 447 Milliarden Dollar | |
kosten, hat das Weiße Haus ausgerechnet. Der Präsident nennt diese Zahl | |
nicht. Hingegen versichert er vor dem Kongress: "Dieses Gesetz wird den | |
Haushalt nicht belasten." | |
Im Zentrum des Gesetzes stehen Steuererleichterungen und Senkungen von | |
Sozialabgaben für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Außerdem möchte der | |
Präsident die Infrastruktur der USA von Grund auf erneuern. "Der Bau einer | |
Weltklasse-Infrastruktur hat Amerika großgemacht", sagt er, "wir dürfen uns | |
jetzt nicht zurücklehnen, und es China machen lassen." | |
China ist - nach knapp zehnminütiger Rede - das erste andere Land, das der | |
US-Präsident erwähnt. Später folgen Kolumbien, Südkorea und Panama - drei | |
Länder, mit denen Obama Freihandelsabkommen unterzeichnen möchte. Als er | |
diesen Punkt vorschlägt, halten viele DemokratInnen den Atem an. Und der | |
Applaus kommt mehrheitlich von konservativer Seite. | |
Genauso verhält es sich, als Obama erklärt, dass er bei der gesetzlichen | |
Krankenversicherung für Alte sparen will. In allen anderen Punkten kommt | |
der Applaus vor allem von den DemokratInnen. Viele von ihnen springen | |
dutzende Male während der Rede auf. Ihr Präsident hört sich endlich | |
kämpferisch an. Am Tag nach seiner Rede will er seine | |
Arbeitsplatzinitiative vom Kongress an die Basis verlagern. | |
Als Erstes reist er am Freitag nach Virginia. Schon in wenigen Tagen will | |
er sein Programm auch in Ohio verteidigen. Für Obama, der im Augenblick in | |
den Meinungsumfragen so schlecht dasteht wie nie zuvor, hat der Wahlkampf | |
begonnen. | |
## Die "Menschen im Land" | |
Das Arbeitsbeschaffungsprogramm richtet sich ausdrücklich an Bauarbeiter, | |
Lehrer und Veteranen der US-Kriege. Sie will Obama wieder einstellen. Und | |
mit ihnen will er "35.000 Schulen" reparieren, renovieren und qualitativ | |
auf einen besseren Stand bringen. Der Präsident versichert, dass sein | |
Programm durch die langfristige Spardisziplin gegenfinanziert werden kann. | |
Und er kündigt am Donnerstagabend sogar weitere Schritte zur | |
Haushaltssanierung an. Mehr dazu will er Mitte September sagen. | |
Unter anderem spricht Obama erneut von höheren Steuern für Spitzenverdiener | |
und für Kürzungen im Sozialbereich. Angesichts von offiziell mehr als 14 | |
Millionen Arbeitslosen in den USA ist das Thema Jobs das zentrale | |
Wahlkampfthema auf beiden Seiten des politischen Lagers. An stärksten von | |
der Arbeitslosigkeit betroffen sind Jugendliche sowie Afroamerikaner und | |
Latinos. | |
Im Kongress, sagt Obama, dränge die Zeit. Die "Menschen im Land" könnten | |
nicht 14 Monate bis zu den nächsten Präsidentschaftswahlen warten. Aber die | |
Chancen, dass sein Vorhaben in der Form in Kraft treten wird, sind gering. | |
Die oppositionellen Republikaner lehnen Steuererhöhungen ab und stehen | |
staatlichen Konjunkturmaßnahmen sehr skeptisch gegenüber. | |
9 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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