# taz.de -- Kommentar Obamas Steuerpläne: Letzte Flucht nach vorn | |
> Mit seinen populären Vorschlägen treibt Obama die Republikaner in die | |
> Ecke. Er zeigt den Wählern: Sozial gerechte Krisenlösungen sind nur von | |
> ihm zu erwarten. | |
Was tut ein Präsident, wenn in seinem Land die Armen immer ärmer und die | |
Reichen immer reicher werden? Wenn es eine Armee von (offiziell) mehr als | |
14 Millionen Arbeitslosen gibt sowie von (offiziell) mehr als 46 Millionen | |
Menschen, die unter der Armutsgrenze krebsen? Wenn im Staatshaushalt ein | |
zweistelliges Milliardendefizit klafft? Und wenn die ökonomische Kompetenz | |
dieses Präsidenten von mehr als 60 Prozent der Wähler bezweifelt wird? | |
Barack Obamas Antwort ist die Flucht nach vorn. Nachdem er in seiner | |
bisherigen Amtszeit den Kompromiss mit der republikanischen Seite gesucht | |
hat, geht der Präsident jetzt in die Offensive. Er will Steuererhöhungen | |
für Superreiche. Er will Steuernischen schließen. Und er ist nur dann | |
bereit, weitere Einschnitte in Sozial- und Gesundheitsausgaben zu machen, | |
wenn auch die winzige Gruppe von Spitzenverdienern einen Obulus leistet. | |
Im Kongress haben diese Vorschläge des Präsidenten keine Chance. Denn dort | |
haben die Republikaner die nötige Mehrheit zur Blockade. Und für die | |
meisten von ihnen ist der Satz "keine zusätzliche Steuer" Dogma. Doch | |
draußen im Land sind die Vorschläge von Obama populär. 14 Monate vor den | |
Wahlen, bei denen das Weiße Haus, das Repräsentantenhaus und ein Teil des | |
Senats neu besetzt werden, richten sich Obamas Vorschläge nicht mehr nur an | |
den Kongress. Sondern vorrangig an die Wähler. | |
Mit seinen populären und populistischen Vorschlägen treibt der Präsident | |
die Republikaner in die Ecke. Und er zeigt den Wählern, dass sie nur von | |
ihm eine sozial gerechte Lösung der ökonomischen Probleme zu erwarten haben | |
- aber frühestens in der nächsten Amtszeit. | |
19 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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