# taz.de -- Obamas Rede zur Schuldenkrise: Mathe statt Klassenkampf | |
> Einfache Rechnung: Um Schulden zu reduzieren, müssen Ausgaben gesenkt | |
> werden. Obama kündigte in seiner Rede erneut eine Reichensteuer an - und | |
> griff die Republikaner scharf an. | |
Bild: Rechnen im Rosengarten: Barack Obama auf dem Weg zu seiner Rede. | |
WASHINGTON afp/dpa | Im Kampf gegen die US-Schuldenkrise geht Präsident | |
Barack Obama mit einem mehr als drei Billionen Dollar (2,17 Billionen Euro) | |
schweren Sparpaket in die Offensive. Kern der Vorschläge sind höhere | |
Steuern für Wohlhabende und Unternehmen. Sie sollen in den kommenden zehn | |
Jahren allein die Hälfte zu dem geplanten Defizitabbau beitragen, sagte | |
Obama am Montag im Weißen Haus in Washington. Auch niedrigere | |
Sozialausgaben, Militärbudgets und Zinskosten sollen die Neuverschuldung | |
verringern. Die Opposition kündigt harten Widerstand an. | |
Wir können aus diesem Loch nicht herauskommen, wenn wir nur die Ausgaben | |
reduzieren", sagte Obama. Die Republikaner, die Steuererhöhungen strikt | |
ablehnen, griff er mit deutlichen Worten an. | |
"Es ist normal, dass wir von allen verlangen, ihren gerechten Anteil zu | |
zahlen", sagte Obama. Die USA könnten sich Sonderregelungen für Reiche | |
nicht mehr leisten. Eine Erhöhung der Einnahmen müsse "Teil der Formel" zur | |
Reduzierung des Haushaltsdefizits sein. Die Mittelschicht sollte im | |
Verhältnis nicht höhere Steuern zahlen als Millionäre und Milliardäre, | |
sagte Obama. Dagegen sei schwerlich etwas zu einzuwenden. | |
Mit Blick auf die Kritik der Republikaner, seine Pläne zur Erhöhung der | |
Steuern für Reiche kämen einem Klassenkampf gleich, sagte Obama: "Dies ist | |
nicht Klassenkampf, dies ist Mathe." Der republikanische Chef des | |
Haushaltskomitees, Paul Ryan, hatte Obama bezichtigt, einen "Klassenkampf" | |
anzuzetteln, wenn er höhere Steuern für Gutverdiener fordere. "Ich weise | |
die Idee zurück, dass es ein Klassenkampf ist, wenn man einen | |
Hedgefondsmanager bittet, den selben Steuersatz zu zahlen wie ein Klempner | |
oder ein Lehrer", sagte Obama. | |
## "Nicht intelligent, nicht gerecht" | |
Den republikanischen Mehrheitsführer im Repräsentantenhaus, John Boehner, | |
griff der Präsident direkt an. Boehner sage, die Regierung solle reagieren, | |
lehne vorgeschlagene Maßnahmen dann aber ab. "Das ist nicht sehr | |
intelligent, und das ist nicht gerecht", sagte Obama. | |
Mit dem Programm bekräftigt der Präsident sein Ansinnen, die Schulden nicht | |
nur durch Sparmaßnahmen, sondern auch mit höheren Einnahmen in den Griff zu | |
bekommen. Die Steuererhöhungen für Wohlhabende würden ab 2013 fällig. Zudem | |
wolle er Steuerschlupflöcher schließen, die nur wenige, ohnehin profitable | |
Unternehmen nutzen könnten. Gutverdiener sollen zudem weniger Möglichkeiten | |
für Abschreibungen behalten. | |
Obamas neuem Sparpaket werden in dieser Form kaum Chancen für eine | |
Billigung durch den Kongress gegeben. Die Republikaner stellen die Mehrheit | |
im Abgeordnetenhaus und lehnen Steuererhöhungen kategorisch ab. | |
Bei den Einsparungen ist der Wegfall von Verteidigungsausgaben mit Abstand | |
der größte Posten: Allein durch ein Ende der Kriege im Irak und in | |
Afghanistan solle die Schuldenlast im kommenden Jahrzehnt um mehr als eine | |
Billion Dollar reduziert werden. Mehr als eine halbe Billion fiele demnach | |
durch Kürzungen bei Sozialleistungen weg - vor allem bei den | |
Gesundheitsprogrammen für die Armen und Älteren. Obama schlug jedoch keine | |
Erhöhung des Rentenalters von 65 auf 67 vor. | |
## Überparteilicher Kongressausschuss | |
Der Präsident richtet seinen neuen Vorschlag vor allem an einen | |
überparteilichen Kongressausschuss, der bis Jahresende ein Sparpaket in | |
Höhe von mindestens 1,5 Billionen Dollar für den Zeitraum der nächsten zehn | |
Jahre ausarbeiten soll. Zudem soll die Gruppe nach seinem Willen eine | |
Gegenfinanzierung finden für ein fast 450 Milliarden Dollar teueres | |
Gesetzespaket zur Ankurbelung der schwächelnden Konjunktur. Dieses hatte | |
Obama vor gut einer Woche in einer Rede vor dem Kongress angekündigt. | |
Der Ausschuss war nach einem langen Ringen über eine Senkung des Defizits | |
im August eingerichtet worden. Bereits damals waren Einsparungen von gut | |
einer Billionen Dollar verabschiedet worden. Zudem hatten sich die Parteien | |
geeinigt, das Schuldenlimit der USA von 14,3 Billionen Dollar um bis zu 2,4 | |
Billionen zu erhöhen. In gleicher Höhe müssten der Einigung zufolge weitere | |
Kürzungen erfolgen. Obama geht mit seinem Plan nun über diese Spanne | |
hinaus. | |
Sollte das sogenannte "Superkomitee" bis zum 23. Dezember zu keinem | |
Ergebnis kommen, würden automatisch 1,2 Billionen Dollar bei den Sozial- | |
und Verteidigungsausgaben gekürzt. Das wollen beide Parteien vermeiden. | |
Er werde ein Veto gegen jedes Sparprogramm einlegen, dass keine | |
Einnahmeerhöhungen vorsieht, sagte Obama weiter. "Wir werden keinen | |
einseitigen Deal haben, der solchen Leuten am meisten wehtut, die am | |
verletzlichsten sind", sagt er. Mit derselben Forderung war der Präsident | |
im August am Widerstand der Republikaner gescheitert. | |
## Arm gegen Reich aufgehetzt? | |
Bereits am Wochenende waren Pläne des Weißen Hauses bekanntgeworden, nach | |
denen Amerikaner mit einem Einkommen von mehr als einer Million Dollar | |
jährlich künftig eine Mindeststeuer zahlen sollen. Diese sogenannte | |
"Buffett-Regel" bezieht sich auf den US-Milliardär Warren Buffett. Der | |
hatte wiederholt beklagt, dass reiche Leute wie er oft einen geringeren | |
Steuersatz haben als ihre Angestellten. | |
Für die Republikaner kommen Steuererhöhungen nach bisherigem Stand der | |
Dinge jedoch nicht in Frage. Sie werfen Obama vor, vor den | |
Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr Arm gegen Reich gegeneinander | |
aufhetzen zu wollen. Der republikanische Minderheitsführer im US-Senat, | |
Mitch McConnell, kritisierte auch die neuen Ankündigungen Obamas. Der | |
Präsident habe "kein Rezept für einen Wirtschaftsaufschwung", sagte er. | |
20 Sep 2011 | |
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