# taz.de -- Ausbeutung in neuer Apple-Fabrik: iSklaven produzieren iPhones | |
> Acht Stunden Nonstop-Arbeit - stehend: Beschäftigte der neuen | |
> iPhone-Fabrik berichten über miese Arbeitsbedingungen. Und Apple? | |
> Präsentiert die neue Version des Handys. | |
Bild: Schuften für Apples Megaprofite: Arbeiterinnen in einer Foxconn-Fabrik. | |
BERLIN taz | Bis zu 80 Überstunden leistet die 19-jährige Arbeiterin pro | |
Monat in der iPhone-Fabrik. Das hat sie den Autorinnen des neuen Berichts | |
über die Arbeitsbedingungen bei Apple in China erzählt. Trotz mehrmaliger | |
Versprechen des kalifornischen Konzerns und seiner Zulieferer verstoßen | |
diese Zustände gegen das chinesische Arbeitsgesetz. Dabei verhindert | |
soziale Ignoranz nicht, dass sich die iPhones blendend verkaufen: Am | |
Dienstag stellt Apple die neue Version vor - möglicherweise das iPhone5. | |
Einen großen Teil der etwa 90 Millionen iPhones, die Apple dieses Jahr | |
unter die Leute bringt, produziert der Foxconn-Konzern in China. Um die | |
hohe Nachfrage zu befriedigen, eröffnet die Firma eine Fabrik nach der | |
anderen. Der aktuelle Bericht der Hongkonger Kritikerorganisation Sacom | |
analysiert die Arbeitsbedingungen bei den Foxconn-Ablegern in der Stadt | |
Zhengzhou, circa 1.000 Kilometer nordwestlich von Shanghai. | |
Wie auch in anderen Foxconn-Werken anfangs üblich, produzieren rund 100.000 | |
Arbeiter in Zhengzhou auf riesigen Baustellen. Hallen werden hochgezogen, | |
das Werk wächst, es gibt zu wenig Kantinen und Waschräume. Sacom zufolge | |
beträgt die Kapazität bereits 100.000 iPhones pro Tag. Die schnelle | |
Steigerung erkauft Foxconn unter anderem mit rigiden Anforderungen bei | |
Arbeitszeit und Disziplin. | |
Wie die interviewten ArbeiterInnen berichteten, liege die Zahl der | |
Überstunden weit über dem gesetzlichen Limit. Während das Gesetz nur 36 | |
Überstunden monatlich erlaubt, seien bis zu 80 Überstunden die Regel. | |
Teilweise würden die "iSklaven", wie Sacom kritisiert, gezwungen, ihre | |
Pausen innerhalb der Schichten ausfallen zu lassen. | |
## Acht Stunden Nonstop-Arbeit | |
Sieben- bis achtstündige Nonstop-Arbeit sei die Folge - in der Regel | |
stehend. Auch in Zhengzhou beschweren sich offenbar viele Arbeiter über das | |
rüde Verhalten der Aufseher - Vorwürfe, die aus anderen Foxconn-Werken | |
bekannt sind. ArbeiterInnen würden angeschrien, bedroht und dürften sich | |
während der Arbeit nicht unterhalten. | |
Der Lohn, den Foxconn als Gegenleistung zahlt, liegt über dem staatlich | |
festgelegten Mindestlohn der Provinz Henan. Die ArbeiterInnen erhalten | |
einen Basislohn von 1.350 Renminbi (157 Euro) pro Monat. Inklusive | |
Überstunden, abzüglich Kosten für das Wohnheim, Steuern und Versicherung | |
würden etwa 1.800 Renminbi übrig bleiben (209 Euro), heißt es im | |
Sacom-Bericht. Umgerechnet auf bis zu 250 Arbeitsstunden monatlich bedeutet | |
das einen Stundenlohn von etwa 0,80 Euro. Von derartigen Summen kann ein | |
alleinstehender Industriearbeiter in China einigermaßen sein tägliches | |
Leben finanzieren. | |
Für Kultur, Sparen oder die Gründung einer Familie reicht das aber kaum. | |
Apple erfreut seine Aktionäre derweil mit fantastischen Gewinnen von gut | |
sieben Milliarden US-Dollar im Quartal. Einige der Probleme werden bei | |
Foxconn nicht grundsätzlich bestritten. Als die taz die Werke in Chengdu | |
und Shenzhen im April dieses Jahres besuchte, betonte Manager Louis Woo, | |
man werde herabwürdigendes Verhalten von Vorgesetzten nicht mehr | |
tolerieren. Zu dem Vorwurf der teilweise gesetzeswidrigen Arbeitszeiten | |
wollte sich Foxconn am Montag nicht äußern. | |
Apple hat indes für Dienstag zu einer Pressekonferenz an den Hauptsitz in | |
Cupertino, Kalifornien, eingeladen. Fachleute rechnen mit der Präsentation | |
einer neuen Variante des iPhones. | |
3 Oct 2011 | |
## AUTOREN | |
Hannes Koch | |
## TAGS | |
China | |
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