# taz.de -- Ausbeutung bei Apple-Produktion bestätigt: Statt 61 künftig 49 Wo… | |
> Eine Apple-nahe Organisation hat die Arbeitsbedingungen beim Zulieferer | |
> aus China untersucht. Das Ergebnis: Die Arbeitszeiten sind zu lang, die | |
> Arbeiter zu schlecht bezahlt. | |
Bild: Exzessive Arbeitszeiten: Foxconn-Beschäftigte in Guangdong. | |
BERLIN taz | Bei drei untersuchten Fabriken des Elektronikgiganten Foxconn | |
in China stehen die Arbeitskräfte durchschnittlich 56 Wochenstunden am | |
Band. In Spitzenzeiten sogar 61 Stunden, wobei dann mehr als die Hälfte der | |
Beschäftigten mindestens elf Tage ohne eine 24-stündige Pause | |
durcharbeiten. 43 Prozent der Befragten erlebten schon Arbeitsunfälle, | |
weshalb die Mehrheit sich auch Sorgen um ihre Sicherheit und Gesundheit | |
macht. 14 Prozent beklagten, Überstunden nicht voll bezahlt zu bekommen. | |
Das ergab die erste vom Apple-Konzern bei der industrienahen | |
Arbeitsrechtsorganisation FLA (Fair Labor Association) [1][in Auftrag | |
gegebene Untersuchung] von Foxconn-Fabriken. Die Ergebnisse der im Februar | |
und März in Fabriken in Shenzhen (Provinz Guangdong) und Chengdu (Sichuan) | |
mit insgesamt 178.000 MitarbeiterInnen durchgeführten Untersuchung | |
veröffentlichte die FLA mit Sitz in Washington am Donnerstag. | |
Apple war im Januar der FLA beigetreten, nachdem der hochprofitable Konzern | |
wegen seiner Produktionsbedingungen in China nach einer Suizidserie 2010 | |
und eines tödlichen Unfalls 2011 in die Kritik geraten war. Apple hat den | |
weltgrößten Börsenwert. Der taiwanische Foxconn-Konzern ist mit 1,2 | |
Millionen Beschäftigten in der Volksrepublik Chinas größter privater | |
Arbeitgeber. Als Apples Hauptlieferant produziert Foxconn iPods, iPhones | |
und iPads, fertigt aber auch für andere IT-Marken. | |
Apple und Foxconn äußerten sich positiv zur Untersuchung und wollen deren | |
Empfehlungen folgen. So will Foxconn bis Juli 2013 die Arbeitszeiten auf | |
das in China zulässige Maximum von 49 Wochenstunden inklusive Überstunden | |
reduzieren. Dafür sollen Zehntausende neue Mitarbeiter eingestellt und als | |
Kompensation für den Verdienstausfall der Beschäftigten die Löhne erhöht | |
werden. | |
Trotz der vielen Überstunden waren 48 Prozent der Befragten mit ihrer | |
Arbeitszeit zufrieden, 34 Prozent wollten sogar noch mehr arbeiten. Kein | |
Wunder, denn 64 Prozent sagten, dass sie vom Gehalt ihre Grundbedürfnisse | |
nicht decken können. Foxconn erhöhte in den letzten zwei Jahren die Löhne | |
zweimal um rund 20 Prozent und liegt inzwischen über dem Mindestlohn. Laut | |
der Organisation China Labor Watch verlassen jedoch 80 Prozent der | |
Beschäftigten bereits nach einem Jahr den Konzern. | |
## Unabhängige Arbeitnehmervertreter? | |
Laut Bericht gehört die Mehrheit der Arbeitnehmervertreter bei Foxconn zum | |
Management, was beispielsweise gegen die Gesetze in Shenzhen verstößt. | |
Foxconn verspricht jetzt wie von der FLA empfohlen unabhängige | |
Arbeitnehmervertreterwahlen. Doch wie das angesichts der KP-kontrollierten | |
und vor allem als Befriedungsinstrument gedachten Einheitsgewerkschaft | |
funktionieren soll, ist unklar. Unabhängige Gewerkschaften sind nach | |
Meinung vieler Beobachter der beste Schutz gegen ausbeuterische | |
Arbeitsbedingungen. | |
Apple-Chef Tom Cook besuchte am Mittwoch eine neue Foxconn-Fabrik in Chinas | |
Provinz Hebei. Am Dienstag hatte ihn Vizeministerpräsident Li Keqiang bei | |
einem Treffen in Peking laut Staatsmedien ermahnt, Chinas Arbeitsgesetze | |
einzuhalten. Zudem versprach Li besseren Patentschutz – für Apple eine | |
zweischneidige Sache. Denn derzeit läuft die Klage eines chinesischen | |
Unternehmens, das behauptet, die Namensrechte am iPad zu habe. Deshalb | |
konnte Apple bisher die Geräte in China nicht wie gewünscht verkaufen. | |
30 Mar 2012 | |
## LINKS | |
[1] http://www.fairlabor.org/report/foxconn-investigation-report | |
## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
## TAGS | |
Smartphone | |
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