| # taz.de -- Apple-Produzent bleibt in der Kritik: Zwangspraktika bei Foxconn | |
| > Eine Arbeitsrechtsorganisation wirft Apple vor, die Ausbeutung von | |
| > Zwangspraktikanten bei ihren Produzenten zu verschweigen. Im Fokus steht | |
| > der Elektronikkonzern Foxconn. | |
| Bild: Foxconn-Mitarbeiterinnen am Fließband im chinesischen Shenzhen. | |
| BERLIN taz | iPhones und iPads von Apple werden in China auch von | |
| zehntausenden Praktikanten produziert. Die seien zum Teil zu diesen | |
| Praktika gezwungen, die mit ihrer Ausbildung nichts zu tun hätten, und | |
| müssten dabei länger als die gesetzlich zulässige Höchstundenzahl pro Tag | |
| und zum Teil mehr als sieben Tage am Stück arbeiten. | |
| Darauf weist die in Hongkong ansässige Organisation Sacom („Students and | |
| scholars against Corporate Misbehaviour“) hin. Sie kämpft seit Jahren mit | |
| Studien und Kampagnen für bessere Arbeitsbedingungen beim taiwanischen | |
| Elektronikriesen Foxconn, der für Apple und andere IT- und Telekomkonzerne | |
| in China produziert. | |
| Am 29. März hatten Inspektoren der industrienahen Fair Labor Association, | |
| die im Auftrag von Apple die Arbeitsbedingungen in Foxconn-Fabriken in | |
| China untersuchten, in ihrem Bericht exzessive Arbeitszeiten und | |
| regelmäßige Verstöße gegen Chinas Arbeitsgesetze festgestellt. | |
| „Das sind überhaupt keine neuen Themen“, sagt Debby Chan von Sacom zum | |
| FLA-Bericht der taz. „Apple weiss das schon lange.“ Sie wirft Foxconn, | |
| Apple und FLA hingegen vor, den Missbrauch von Praktika sowie regide | |
| Mangementmethoden trotz entsprechender Aufforderungen durch Sacom nicht | |
| untersucht zu haben. | |
| „Schüler berufsbildender Schulen in Fächern wie Tourismus, Sprachen und | |
| Journalismus landen in drei bis zwölfmonatigen 'Praktika' bei Foxconn. Dort | |
| werden sie als flexible Arbeitskräfte in der Hauptsaison eingesetzt. | |
| Manchmal werden die Schüler bestraft, wenn sie die für sie irrelevanten | |
| Praktika bei Foxconn verweigern“, heißt es in einer Erklärung von Sacom. | |
| ## Überstunden und Nachtschichten | |
| Der FLA-Bericht nennt den Einsatz von „Praktikanten“ bei Foxconn immerhin | |
| „kontrovers“ und „bedenklich“ sei. 2,7 Prozent aller 1,2 Millionen | |
| Foxconn-Beschäftigten in China seien Praktikanten, im Monatsschnitt 27.000. | |
| Im August sei der Anteil mit 5,7 Prozent am größten. | |
| Der FLA-Bericht sagt auch, Praktikanten müssten Überstunden und | |
| Nachtschichten machen. Auch würden Vorschriften für Praktikanten verletzt. | |
| Doch bleibt der Bericht vage und sagt nur, Praktika seien kaum reguliert. | |
| Nach chinesischem Recht fallen Praktikanten nicht unter das Arbeitsgesetz, | |
| ihr Status laut FLA deshalb „vage“ und ein „großes Risiko“. | |
| Dass Praktikanten als billige Arbeitskräfte ausgebeutet werden, | |
| thematisiert FLA so wenig wie möglichen Zwang. „Foxconn verlangt die | |
| Anwesenheit der Lehrer in der Fabrik, damit diese das Erscheinen der | |
| Schüler kontrollieren. Schüler berichten, wenn sie das Praktikum | |
| verweigern, müssten sie ihre Schulausbildung abbrechen“, so Sacom. | |
| ## 100.000 Praktikanten pro Jahr | |
| „Die Praktika werden von den Provinzregierungen gefördert“, sagt Chan. Die | |
| buhlten um die Ansiedlung von Fabriken des weltgrößten | |
| Elektronikproduzenten Foxconn und machten deshalb Angebote. So versprach | |
| die Regierung von Henan, wo Foxconn 2010 eine neue Fabrik aufbaute, nachdem | |
| die im südlichen Shenzhen wegen einer Suizidserie in die Schlagzeilen | |
| geraten war, 100.000 Praktikanten allein in dem Jahr bereitzustellen. | |
| Der FLA-Bericht vernachlässige auch die harschen und zum Teil militärischen | |
| Managementmethoden bei Foxconn, kritisiert Chan. Arbeiter würden manchmal | |
| gezwungen zur Strafe Geständnisse zu schreiben und Sprüche des | |
| Foxconn-Chefs Terry Gou auswendig zu lernen. | |
| Die Zwangspraktika und respektlose Umgangsformen verstoßen laut Chan gegen | |
| Apples eigenen Verhaltenskodex. Am wichtigsten seien aber | |
| Arbeitnehmervertretungen, so Chan. Zwar seien unabhängige Gewerkschaften in | |
| China verboten und die KP-nahe Einheitsgewerkschaft ein Instrument zur | |
| Kontrolle der Arbeiter. | |
| ## Manager als Arbeitnehmervertreter | |
| „Doch Chinas Gewerkschaftsgesetz sieht in den Betrieben demokratisch | |
| gewählte Arbeitnehmervertretetungen vor“, so Chan. Die FLA hatte | |
| festgestellt, dass bei Foxconn Arbeitnehmervertreter oft Manager seien. | |
| „Wäre Apple hier bereit zu Änderungen, könnte dies wirklich einen | |
| Unterschied machen“, hofft Chan. | |
| Aufgrund negativer Schlagzeilen war der hochprofitable kalifornische | |
| Apple-Konzern im Januar als erster Elektronikkonzern der sonst auf Textil | |
| und Bekleidung spezialisierten FLA beigetreten. Deren Bericht zu den drei | |
| Foxconn-Fabriken, wo Apple iPods, iPhones und iPads produzieren lässt, | |
| dürfte trotz der von Sacom genannten Schwächen wegweisend sein. | |
| Apple und Foxconn versprachen eine Reduzierung der Überstunden bei | |
| entsprechenden Lohnausgleich. Sollten sie die Arbeitsbedingungen | |
| substantiell verbessern, könnte dies Standards für die gesamte Branche | |
| setzen. | |
| 4 Apr 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Sven Hansen | |
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