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# taz.de -- Griechenland verfehltes Sparziel: Verärgerte Slowakei
> Nichts mit Notkredit: Die Finanzminister der Eurogruppe müssen über
> andere Dinge diskutieren. Denn erstmals fordert ein Mitglied der
> Eurogruppe, Athen fallen zu lassen.
Bild: Schotten runter: Die Slowakei wirbt für eine "geordnete Insolvenz'" Grie…
BRÜSSEL taz | Eigentlich wollten die 17 Finanzminister der Eurogruppe am
Montag acht Milliarden Euro Notkredit an Griechenland freigeben. So war es
Anfang September vereinbart worden. Doch weil die Regierung in Athen weit
hinter den strikten Sparauflagen zurückbleibt, mussten Bundesfinanzminister
Wolfgang Schäuble (CDU) und seine Kollegen am Abend in Luxemburg eine ganz
andere Diskussion führen: Die Eurogruppe solle sich auf eine "geordnete
Insolvenz" vorbereiten, forderte der Vertreter der Slowakei.
"Wenn wir zu dem Schluss kommen, dass die Situation in Athen nicht länger
tragbar ist, müssen wir sagen, wie wir auf eine geordnete Insolvenz
vorbereitet sind und wie wir eine weitere Ansteckung vermeiden", sagte
Finanzminister Ivan Miklos der tschechischen Tageszeitung Lidove Noviny.
Sein Wort hat Gewicht: Denn die Slowakei hat noch nicht der Aufstockung des
Eurorettungsschirms EFSF zugestimmt - sie könnte sich ihr "Ja" also teuer
erkaufen und Griechenland am langen Arm verhungern lassen.
Die Lage ist so ernst, dass schon eine weitere Eurogruppensitzung für den
13. Oktober anberaumt wurde. Dann muss die Entscheidung über die nächste
Hilfstranche an Griechenland definitiv fallen - sonst kann die Regierung in
Athen keine Löhne und Pensionen mehr zahlen und schlittert in eine - dann
wohl ungeordnete - Insolvenz. Weil diese Aussicht immer realistischer wird,
begann gestern wieder das große Zittern an den Märkten: Dax und Euro
sackten in den Keller.
Dabei ist die Slowakei nicht die einzige Hürde, die Schäuble & Co. nehmen
müssen. Sie schieben auch noch das ungelöste Problem Finnlands vor sich
her, das als Gegenleistung für neue Griechenlandhilfen eine Art Pfand
fordert. Außerdem wollten die Finanzminister gestern darüber diskutieren,
wie die Wirkung des 440 Milliarden Euro schweren Rettungsfonds EFSF mittels
eines Finanzhebels vervielfacht werden kann.
CSU und FDP lehnen den sogenannten Hebeltrick bisher vehement ab. Schäuble
hat zwar eine Ausweitung des Rettungsschirms, der gerade erst vom Bundestag
abgesegnet worden ist, ausgeschlossen. Zu möglichen Hebeln hat er sich aber
stets ausweichend geäußert. Neuer Ärger für die schwarzgelbe Koalition ist
vorhersehbar.
3 Oct 2011
## AUTOREN
Eric Bonse
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