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# taz.de -- 10 Antworten zur Slowakei: Alles Nazis?
> Wer eine Meinung zur jüngsten Euro-Rebellin haben will, sollte wissen,
> dass die Slowakei kein Staat von Hitlers Gnaden ist und ihre Hauptstadt
> nicht Prag heißt.
Bild: Sehr beliebt bei Slowaken: Eishockey. Hier die Frauennationalmannschaft.
"'Bratislava'? Das heißt 'Pressburg'!" Der "Ständige Ausschuss für
geographische Namen" setzt auf die örtliche gesprochene Form. Außer wenn
der Name "Teil des geographischen Namensguts einer Landessprache" und "für
die Verständigung unverzichtbares Element" ist - und dann auch nur in
beiden Formen. Unverzichtbar? Das glauben nur die Reaktionäre in einigen
deutschen Zeitungen. Übrigens: Insider sagen "Blava". Und Österreicher
tatsächlich "Pressburg".
"'Bratislava'? Das heißt 'Laibach'!" Slowakei, Slowenien - egal. Dabei ist
es ganz einfach. Die Slowakei heißt auf Slowakisch "Slovensko", Slowenien
"Slovinsko". Slowenisch "slowenisch" heißt "slovenski", slowakisch
"slowakisch" so ähnlich: "slovensky". Slowenisch "Slowenin" heißt
"Slovenka", wie auch slowakisch "Slowakin". Slowakisch "Slowenin" heißt
hingegen "Slovinka" und slowenisch "Slowakin" "Slovanka".
"'Warst du schon mal in der Slowakei?' 'Nur in Prag.'" Wenn's stimmt, ist
die Antwort richtig, wie etwa auf die Frage "Warst du schon mal in
Amerika?"
"Slowakisch ist ein tschechischer Dialekt." Da ist "Tschechoslowakisch"
noch näher an der Gleichberechtigung - Tschechisch und Slowakisch sind
westslawische Schwestersprachen.
"Tschechen und Slowaken können sich problemlos verständigen." So etwas
wissen immer Leute besonders gut, die das auch für Deutsche und
Niederländer oder Dänen und Schweden behaupten. Einzige sichere
Schlussfolgerung daraus ist: Sie sprechen keine dieser Fremdsprachen.
"Nördlich von Kassa beginnen die Sandpisten." Gräuelpropaganda der Ungarn,
die das Land in der k.u.k. Monarchie 1.000 Jahre lang beherrscht hatten.
Kassa, die Großstadt Kosice, steht für den ungarisch besiedelten
Landstreifen entlang der slowakischen Südgrenze. Dort waren natürlich alle
Straßen gepflastert. Weshalb der ungarische Staatspräsident bis heute auch
der Staatspräsident der ungarischen Slowaken sein will.
"Östlich von Bratislava beginnen die Sandpisten." Gräuelpropaganda der
Tschechen, die das Land bis 1992 beherrscht hatten. Viel mehr als
kommunistische Schwerindustrie hat die Prager Zentrale tatsächlich nicht
angesiedelt, aber die KP fand auch breite Asphaltstraßen gut. Nur fuhren
nie Tschechen auf ihnen, weil sie Angst vor Überfällen aus den Urwäldern
rechts und links der Fahrbahn hatten.
"Slowaken haben Probleme mit dem Westen." Stimmt. Ihr Land war das einzige,
in dem nach 1945 der Kommunismus von Westen her eingeführt wurde - aus
Tschechien eben.
"Alles Nazis!" Weil die erste selbstständige Slowakei (1939-45) ein Staat
von Hitlers Gnaden war? Sie haben 1944 einen veritablen Aufstand
hingekriegt.
"Alles Nazis!" Oder wegen der brutalen Übergriffe auf ihre Roma-Minderheit?
Jetzt auf stilles Grinsen in Tschechien und Ungarn achten."
13 Oct 2011
## AUTOREN
Dietmar Bartz
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