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# taz.de -- Anschläge auf die Bahn: Zündler haben leichtes Spiel
> Weitere Brandsätze im Streckennetz gefunden. Einer hatte bereits gezündet
> - folgenlos. Um Brandsätze zu legen braucht es kein Spezialwissen. Bahn
> setzt 100.000 Euro Belohnung aus.
Bild: Alles auf rot: Signale an Berliner Bahngleisen.
Für die aktuellen Brandanschläge auf die Infrastruktur der Deutschen Bahn
braucht es kein besonderes Know-How. "Wenn jemand die Signalanlagen
lahmlegen will, schafft er das auch", so Heidi Tischmann, Bahn-Referentin
des in Berlin ansässigen Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Mehrere Experten
sagten der taz, die Signalanlagen und Kabelkanäle der Bahn seien ebenso
leicht zu finden wie zu zerstören. Dazu genüge schon ein Blick auf das
Streckennetz und etwas brennbare Flüssigkeit. Abdeckungen von
Kabelschächten ließen sich zumeist per Hand aufdecken.
Am Mittwoch waren erneut mehrere Brandsätze an Berliner Bahnstrecken
gefunden worden. Am Mittag fanden Bahnmitarbeiter drei Brandflaschen an der
ICE-Strecke Berlin-Hamburg im Spandauer Ortsteil Staaken. Eine davon hatte
sich bereits entzündet und war folgenlos erloschen. Zwei weiterer
Brandsätze wurden von einem S-Bahnlokführer zwischen den Bahnhöfen Südkreuz
und Schöneberg entdeckt.
Die Gesamtanzahl der in Berlin auf Bahnanlagen verübten Brandanschläge der
letzten Tage steigt damit auf 16. Gerd Neubeck, Sicherheitsbeauftragter der
Deutschen Bahn, sagte, es sei "denkbar", dass weitere Brandsätze auf
Bahnstrecken liegen. Inzwischen hat die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen
an sich gezogen. Die Bahn lobte 100.000 Euro für Hinweise auf die Täter
aus.
Wegen der Entdeckungen wurde der Ringbahn-Verkehr für zwei Stunden
unterbrochen. Zu teils dramatischen Verspätungen kam es bei Fernzügen aus
Hamburg Richtung Süden. Zusteiger in Berlin-Südkreuz mussten bis zu 80
Minuten lang warten. Auch auf der Ost-West-Achse kam es zu Einschränkungen:
Die dort verkehrenden ICE-Züge mussten auf andere Gleise ausweichen, was
die Fahrtzeiten um bis zu 30 Minuten verzögerte.
Die Bahnanlagen in Zukunft besser zu schützen, ist laut einhelliger Meinung
von Experten kaum möglich. Bei tausenden Kilometern Streckennetz wäre
lediglich ein verstärkter Schutz neuralgischer Punkte möglich - und
wünschenswert, so Jens Wieseke vom Berliner Fahrgastverband IGEB.
Schließlich sei für weitreichende Auswirkungen auf das gesamte Streckennetz
lediglich nötig, etwas brennbare Flüssigkeit in einen Kabelkanal
hineinzugießen und diesen so zu zerstören.
Uneinigkeit besteht bei der Einschätzung der Gefährdung von Fahrgästen.
Laut Heidi Tischmann vom VCD schalten bei Ausfall einer Signalanlage alle
umliegenden Ampeln auf Rot, sodass keine Züge mehr passieren können.
Ähnlich argumentiert Bahn-Mann Neubeck: Bei Entzünden eines Brandsatzes
würden Signale des Streckenabschnitts die Züge stoppen. "Niemand muss Angst
haben, irgendein Verkehrsmittel der Deutschen Bahn zu nutzen."
Nach Einschätzung von Jens Wieseke bestehe indes durchaus die Gefahr einer
Entgleisung oder gar Inbrandsetzung eines Zuges, wenn dieser im Moment des
Anschlags die betreffende Stelle passiere. Und die Sprecherin des
Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB), Elke Kroskowski, sprach von
einer ernstzunehmenden Gefährdung von Menschenleben und möglichen schlimmen
Folgen.
Nach Angaben der Bahn dauern die Reparaturarbeiten an den beschädigten
Bahnanlagen an und es kommt zu Verzögerungen. Die S-Bahn verkehrt wieder
regulär. Weitestgehend gelassen reagierten am Mittwoch die Fahrgäste. Trotz
der Verspätungen blieb ein Chaos an den betroffenen Bahnhöfen aus.
12 Oct 2011
## AUTOREN
J. Hagmann
M. Kess
K. Litschko
## TAGS
Bayern
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