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# taz.de -- Ermittlungen zu Stahlseil-Anschlag auf ICE: Keine heiße Spur
> Wer sind die Täter? Über 50 Beamte suchen noch immer nach der Person, die
> einen ICE in Bayern entgleisen lassen wollte.
Bild: Polizisten suchen Ende Oktober eine Schienenstrecke zwischen Nürnberg un…
Berlin taz | Über 50 Kriminalbeamte im Einsatz – und noch immer fehlt
offenbar eine heiße Spur zum Täter.
Anfang Oktober hatten ein oder mehrere Unbekannte an einem Bahnstück
zwischen München und Nürnberg offenbar Keile auf den Gleisen montiert und
ein Drahtseil quer über die Schienen gespannt, mutmaßlich, um einen Zug
entgleisen zu lassen. Das gelang nicht – ein Schaden an einem ICE auf dem
Weg nach München entstand dennoch.
Erst nach mehreren Suchaktionen im Gleisbett hatten die teilweise bis zu
150 Polizisten Stahl- und Holzteile auf der Schienenstrecke gefunden, und
auch ein vermeintliches Drohschreiben in arabischer Sprache. Darin hatten
Unbekannte laut Medienberichten gefordert, Maßnahmen gegen den sogenannten
Islamischen Staat zu beenden und andernfalls mit weiteren Angriffen gegen
Bahn- oder Schieneneinrichtungen gedroht. Laut Polizei allerdings nur mit
„abstrakten“ Angriffen, nicht mit „konkreten“. Ebenfalls augenfällig: …
Graffiti mit arabischen Schriftzeichen, das sich in der Nähe des Tatortes
fand.
Grund genug für die bayerische Generalstaatsanwaltschaft, die Ermittlungen
an sich zu nehmen. Seither ermittelt nun die rund 50-köpfige Sondereinheit
„Trasse“ – allerdings offenbar noch immer ohne heiße Spur. In einem
Sachstandsbericht vom Dienstag teilen die Ermittler mit, dass aufgrund der
bisher bekannten Spurenlage [1][weiter in alle Richtungen ermittelt werde]
– auch ins rechtsextreme Milieu.
## Vielleicht wollte der Täter eine falsche Spur legen
In den letzten Tagen hatten Medienberichte nahe gelegt, es könne sich bei
dem Täter um einen rechtsextremen Täter handeln, der mit dem arabischen
Schreiben eine falsche Fährte legen wollte – um so möglicherweise vor der
bayerischen Landtagswahl eine neue Debatte über islamistische Gefährder zu
provozieren.
Das Redaktionsnetzwerk Deutschland zitierte einen namentlich nicht
genannten Ermittler mit den Worten: „Wir halten es für möglich, dass es
sich um einen radikalisierten Einzeltäter aus dem extrem rechten Milieu
handelte, der kurz vor der Landtagswahl in Bayern Stimmung gegen
Flüchtlinge provozieren wollte.“ Die Bild zitierte einen Ermittler mit den
Worten: „Wir gehen definitiv nicht davon aus, dass eine vom Islamischen
Staat geschickte Gruppe dahintersteckt, die würde nicht verhandeln.“
Hintergrund ist unter anderem das offenbar sehr allgemein gehaltene
Schreiben, das aus im Internet zugänglichen Phrasen des IS bestehen soll.
Auch habe der Anschlagsversuch letztlich nicht das Zeug zu einem
Terroranschlag gehabt. Die Beamten ermitteln inzwischen auch nicht mehr auf
Basis von Terrorvorwürfen, sondern wegen des Straftatbestandes des
gefährlichen Eingriffs in den Schienenverkehr. Derzeit, so die Ermittler am
Dienstag, gebe es keine Hinweise auf ähnliche Sabotageversuche an anderen
Bahnanlagen in Deutschland.
6 Nov 2018
## LINKS
[1] https://www.polizei.bayern.de/lka/news/presse/aktuell/index.html/287885
## AUTOREN
Martin Kaul
## TAGS
Bayern
München
Terrorismus
Nürnberg
Österreich
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