| # taz.de -- Das Krisenglossar Teil 1: Die Europäische Zentralbank | |
| > Was genau macht eigentlich die EZB? Man kennt zwar ihren Namen, aber | |
| > nicht unbedingt ihre Bedeutung. Die taz stellt die wichtigsten Vokabeln | |
| > aus der Finanzkrise vor. | |
| Bild: Die Europäische Zentralbank in Frankfurt. | |
| Die Europäische Zentralbank EZB ist die gemeinsame Währungsbehörde der | |
| Mitgliedsstaaten der Eurozone und für die Geldpolitik verantwortlich. Sie | |
| überwacht das Bankensystem und reguliert die Geldmenge. Als ihr Hauptziel | |
| gibt der EG-Vertrag "Preisniveaustabilität" vor. | |
| Der EZB-Rat, dem neben dem EZB-Direktorium auch die nationalen | |
| Zentralbankchefs der Eurozone angehören, sieht diese bei einer Inflation | |
| von "unter, aber nahe 2,0 Prozent" als gegeben. Ihre Steuerungsinstrumente | |
| sind die Geldmenge und der europäische Leitzins. | |
| Dabei muss der EZB-Rat bei seinen regelmäßigen Sitzungen immer abwägen: | |
| Braucht die Wirtschaft der Eurozone eine expansive oder eine restriktive | |
| Geldpolitik? Niedrige Zinsen und eine erhöhte Geldvergabe an die Banken | |
| erleichtern es Unternehmen, Kredite aufzunehmen. Sie kurbeln damit die | |
| Konjunktur an, sorgen aber auch für höhere Preissteigerungsraten. Höhere | |
| Zinsen und eine Verringerung der Geldmenge drosseln Investitionen, aber | |
| auch die Inflation. | |
| Bis zum Beginn der Finanzkrise hat die EZB - anders als etwa die | |
| US-Notenbank Fed oder auch die Bank of England - die Einhaltung des | |
| Inflationsziels stets höher gehängt als alles andere und dafür lieber eine | |
| realwirtschaftliche Rezession in Kauf genommen. Inzwischen hat sie diese | |
| harte Linie aufgeweicht, eine stärker expansive Geldpolitik eingeleitet und | |
| zusätzlich sogenannte unkonventionelle Maßnahmen eingesetzt. | |
| Als der Interbankenhandel zusammenbrach, lieh sie den Banken unbegrenzt | |
| Geld. Und als private Investoren für Staatsanleihen von immer mehr | |
| Mitgliedsstaaten immer höhere Zinsen verlangten, sprang sie ein und kaufte | |
| die Bonds auf, um die Märkte zu beruhigen - allerdings nur als Notmaßnahme, | |
| so lange der Euro-Rettungsfonds EFSF noch nicht entsprechend eingreifen | |
| kann. Den deutschen Ratsmitgliedern Jürgen Stark, EZB-Chefökonom, und Axel | |
| Weber, Bundesbankchef, ging das zu weit, sie traten im Sommer von ihren | |
| Posten zurück, weil sie diesen Kurs nicht mittragen wollten. | |
| Offen ist, welchen Kurs die EZB unter ihrem neuen Chef Mario Draghi fahren | |
| wird. Einig sind sich die Ökonomen darin, dass solche Maßnahmen als | |
| Feuerwehraktion unverzichtbar sind. Uneinigkeit herrscht dagegen in der | |
| Frage, ob sie künftig zum Standardrepertoire der Notenbank gehören sollen. | |
| Eigentlich sollte der europäische Rettungsschirm EFSF diese Aufgabe | |
| übernehmen. Allerdings halten den immer mehr Volkswirte schon gleich nach | |
| seiner Aufstockung für gescheitert. | |
| Die Tatsache, dass die EU-Regierungschefs Ende Oktober in Brüssel | |
| beschlossen hatten, ihn über einen Hebel auf rund eine Billion auszuweiten, | |
| erreichte ihr Ziel nicht: Die Investoren zeigten sich keineswegs beruhigt. | |
| Der Versuch Italiens, zwecks Umschuldung neue Staatsanleihen zu platzieren, | |
| scheiterte. | |
| Die Regierung konnte nicht einmal die gewünschte Anzahl verkaufen und die | |
| Zinsen kletterten weiter. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, bleibt der | |
| EZB keine andere Möglichkeit, als den eigenen Ankauf der entsprechenden | |
| Staatsanleihen fortzusetzen. | |
| 3 Nov 2011 | |
| ## AUTOREN | |
| Beate Willms | |
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