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# taz.de -- Manning-Prozess in den USA: Whistleblower gegen Whistleblower
> Von Angesicht zu Angesicht: Zum ersten Mal ist der Whistleblower Bradley
> Manning am Dienstag im Gerichtssaal mit dem Mann konfrontiert worden, der
> ihn verraten hat.
Bild: Sieht kein Problem mit dem Verrat: Adrian Lamo (mi).
WASHINGTON taz | Der ehemalige Computerhacker Adrian Lamo sagte am Dienstag
im Ermittlungsverfahren gegen den 24-jährigen Soldaten Bradley Manning aus.
Die Erkenntnisse, die er im Mai 2010 aus mehreren Chats mit Manning
gewonnen habe, seien derart ungeheuerlich gewesen, dass sie sofortiges
Handeln erfordert hätten, so Lamo vor dem Ermittlungsrichter in Fort Meade
US-Bundesstaat Maryland. Dass er Manning angezeigt habe, sehe er aber nicht
als Verstoß gegen den Informatenschutz.
Der 30-jährige Lamo hatte Manning im vergangenen Sommer nach einer
ausgiebigen Konversation im Internet an die US-Bundespolizei FBI sowie die
Armee verraten. Unter dem Chat-Namen "bradass87" hatte Manning, der im Irak
stationierte Computer-Analyst der US-Armee, seinem Kontaktmann Hunderte von
geheimen Regierungsdokumenten zukommen lassen.
Der Zeuge der Anklage ist ein überführter Hacker, dem das autistische
Asperger-Syndrom nachgewiesen wurde. Schon 2004 wurde er verurteilt, weil
er die Netzwerke von Microsoft und der New York Times gehackt hatte.
## "Eine Bedrohung für sich und andere"
Im Vorfeld des Anhörungstags hatte eine ehemalige Vorgesetzte Mannings
Zweifel an der Entscheidung geäußert, dass Manning jemals im Irak hätte
stationiert werden dürfen. Jihrleah Showman zweifelte an Mannings
psychischem Zustand. Sie führte einige gewaltsame Szenen mit Manning an,
die ihrer Meinung nach belegen, "dass er eine Bedrohung für sich und andere
war."
So habe der junge Soldat ihr etwa im Mai 2010 ohne Grund ins Gesicht
geschlagen. Daraufhin war er degradiert worden. Zuvor habe sie erlebt, wie
Manning einen Vorgesetzten angeschrien habe, während vor Wut Speichel aus
seinem Mund geflossen sei. Ein andermal habe er ihr gestanden, dass er
unter Verfolgungswahn leide. Er "fühlte, dass ihm jemand zuhörte, wenn er
sich unterhielt und dass er niemandem in der Einheit trauen konnte.", so
Showman.
Später, als Manning bereits im Irak stationiert gewesen sei, habe es
mehrfach gewalttätige Übergriffe gegeben. Die Ex-Vorgesetzte sei wütend
darüber gewesen, so jemanden wie Manning in dem Kriegsgebiet zu
stationieren.
Für die Beobachter des Prozesses stellte sich die grundsätzliche Frage,
warum die Vorgesetzten von Manning ihn nach allem, was sie über ihn
wussten, trotzdem in den Irak versetzten und ihm Zugang zu geheimen
Dokumenten gewährten. Eine Antwort darauf gab es nicht. Manning soll
zwischen November 2009 und Mai 2010 tausende geheime US-Militärdokumente zu
den Kriegen im Irak und in Afghanistan an Wikileaks weitergegeben haben.
21 Dec 2011
## AUTOREN
Antje Passenheim
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