# taz.de -- Aufgedeckte Missstände in Unternehmen: Arbeitnehmer werden besser … | |
> Die Grünen-Fraktion stellt einen Gesetzesentwurf zum Schutz von | |
> Whistleblowern vor. Der soll Angestellten helfen, die Skandale in ihrem | |
> Unternehmen aufdecken. | |
Bild: Bloß nicht den Mund halten: Whistleblower sollen jetzt geschützt werden. | |
BERLIN taz | Wie Miroslaw Stecker soll es künftigen Whistleblowern nicht | |
ergehen: Der Lkw-Fahrer hatte den sogenannten Gammelfleischskandal bei | |
seinem Arbeitgeber aufgedeckt. | |
CSU-Chef Horst Seehofer zeichnete ihn für seinen Mut aus. Dennoch verlor | |
Stecker seinen Job. Am Mittwoch nun haben die Grünen einen Gesetzesentwurf | |
vorgelegt, der zum Ziel hat, die Rechte von Hinweisgebern, also | |
Whistleblowern, besser zu schützen. Mitte Juni soll im Plenum darüber | |
diskutiert werden. | |
Zwar ist arbeitsrechtlich festgelegt, dass Arbeitgeber einem Angestellten | |
nicht kündigen dürfen, wenn dieser in „zulässiger Weise seine Rechte | |
ausübt“, und auch Beamte sind eigentlich geschützt, wenn sie | |
Korruptionsfälle melden – das reicht jedoch nicht aus. „Die jetzige | |
Rechtslage ist zu vage“, sagt Ingrid Hönlinger, Bundestagsabgeordnete der | |
Grünen und Mitverantwortliche für den Entwurf. | |
Die Grünen sind nicht die einzige Partei, die dies kritisiert. Auch die | |
Linkspartei hatte die Bundesregierung bereits aufgefordert, für eine | |
sichere Rechtslage zu sorgen. Im März legte die SPD einen Gesetzesentwurf | |
für eine verbesserte rechtliche Stellung von Whistleblowern vor. | |
## Maßregelungen und Mobbing verboten | |
Der Unterschied zwischen dem sozialdemokratischen Entwurf und dem der | |
Grünen: Die SPD plant ein eigenständiges Gesetz mit dem Fokus auf dem | |
Anzeigerecht des Whistleblowers: Maßregelungen, Mobbing und Kündigungen | |
aufgrund von rechtmäßigen Hinweisen wären danach verboten, sagte Annette | |
Kramme, Sprecherin der SPD Arbeitsgemeinschaft Arbeit und Soziales. | |
Den Grünen ist das zu kompliziert. Sie wollen lieber das bestehende | |
Arbeitsrecht durch Klauseln ergänzen. Vorgesehen ist, dass sich der | |
Hinweisgeber im Normalfall zunächst an eine interne Stelle im Unternehmen | |
wendet. Nur für größere Gefahren – unter anderem für Umweltskandale – | |
können sich Whistleblower direkt an eine externe Stelle wenden. | |
Die Bundesregierung hält die bestehenden Gesetze für ausreichend. Im | |
September erklärte sie auf eine kleine Anfrage, dass Arbeitnehmer und | |
Whistleblower hinreichend geschützt seien. Allerdings wollte man damals | |
noch konkrete Vorgaben der G-20-Staaten abwarten. Diese hatten auf ihren | |
Gipfeln in Seoul und Cannes beschlossen, es Arbeitnehmern bis Ende 2012 zu | |
erleichtern, Skandale zu melden. | |
## Erster Whistleblower in US-Haft | |
Für die Grünen-Abgeordnete Hönlinger ist das zu wenig: „Eine internationale | |
Arbeitsgruppe kann nicht die Arbeit der Bundesregierung abnehmen.“ | |
Der Begriff Whistleblower erlangte vor zwei Jahren große Öffentlichkeit, | |
als der US-Soldat Bradley Manning der Whistleblower-Plattform Wikileaks | |
geheime Informationen und Videos zugespielt haben soll. Manning sitzt wegen | |
Geheimnisverrat in US-Haft. | |
23 May 2012 | |
## AUTOREN | |
Fiona Weber-Steinhaus | |
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