# taz.de -- US-Steuerbehörde belohnt Whistleblower: Gefängnisstrafe plus 100 … | |
> Ein ehemaliger Mitarbeiter der Schweizer UBS-Bank wird mit 100 Millionen | |
> Dollar belohnt. Der Whistleblower hatte der Steuerbehörde entscheidende | |
> Tipps gegeben. | |
Bild: Wieder mal schlechte Schlagzeilen: Schweizer Großbank UBS. | |
WASHINGTON rtr | Die amerikanische Steuerbehörde IRS belohnt einen | |
ehemaligen Mitarbeiter der Schweizer Großbank UBS für seine | |
Informantenrolle mit mehr als 100 Millionen Dollar. Der frühere | |
UBS-Vermögensverwalter Bradley Birkenfeld hatte den Amerikanern die ersten | |
Beweise dafür geliefert, dass sein damaliger Arbeitgeber von der Schweiz | |
aus reichen Amerikanern bei der Hinterziehung von Steuern geholfen hatte. | |
Auch Birkenfeld selbst kam nicht ungeschoren davon: 2010 musste er wegen | |
Beihilfe zu Steuerhinterziehung ins Gefängnis, aus dem er erst im | |
vergangenen Monat entlassen wurde. | |
Nach Angaben seiner Anwälte vom Dienstag erhält Birkenfeld 104 Millionen | |
Dollar aus dem sogenannten Whistleblower-Programm des IRS. Es dürfte sich | |
um eine der höchsten Belohnungen handeln, die bislang aus diesem Topf | |
ausgezahlt wurden. | |
Damit wolle der IRS unterstreichen, dass der Status des Whistleblowers ein | |
wichtiges Instrument darstelle, um Verstöße gegen das Steuerrecht zu | |
bekämpfen, sagte eine Sprecherin der Behörde auf Anfrage. | |
## Schlechte Karten für Steuerbetrüger | |
„Es macht unsere Verpflichtung dem Gesetz gegenüber deutlich.“ Der IRS | |
unterhält ein spezielles Büro, bei dem Verstöße gegen das amerikanische | |
Steuerrecht gemeldet werden können. Die Behörde konnte damit über die Jahre | |
Hunderte Millionen Dollar hinterzogener Steuern einsammeln. | |
Birkenfeld hatte nach eigenen Angaben in Genf in einer Abteilung der UBS | |
gearbeitet, die reichen Amerikanern half, ihr Geld in der Schweiz vor dem | |
Fiskus zu verstecken. 2007 übergab er dem IRS dann Dokumente und | |
Informationen über dieses Geschäft. | |
In der Folge drohte der durch die Finanzkrise ohnehin angeschlagenen UBS in | |
den USA eine Klage, die unter Umständen das Aus für die Bank hätte bedeuten | |
können. Schlussendlich zahlte die UBS 2009 eine Buße von 780 Millionen | |
Dollar wegen Beihilfe zu Steuerhinterziehung. | |
Mit dem Einverständnis der Schweizer Behörden gab sie zudem die Namen von | |
rund 4500 mutmaßlichen amerikanischen Steuersündern heraus. | |
## Weitere Banken im Visier | |
Die Amerikaner ließen danach nicht mehr locker. Derzeit stehen elf weitere | |
Schweizer Banken – darunter Credit Suisse, Julius Bär und die | |
Kantonalbanken von Basel und Zürich – im Visier des IRS. Wieder geht es um | |
Bußgeld und Namen von mutmaßlichen Steuersündern. | |
Bislang haben die Schweizer Geldhäuser noch keine Kundennamen genannt und | |
eine mögliche Buße steht noch nicht fest. Die Banken kooperieren nach | |
eigenen Angaben mit dem IRS, soweit es ihnen möglich ist, ohne gegen | |
Schweizer Recht zu verstoßen. | |
Auch die Schweizer Regierung muss sich weiterhin mit dem Thema befassen. | |
Das Staatssekretariat für Wirtschaft (SIF) ist bestrebt, ein sogenanntes | |
globales Abkommen auszuhandeln, in dem sämtliche | |
Steuerhinterziehungsvorwürfe der Amerikaner gegen alle Schweizer Banken | |
geregelt werden sollen. | |
Vor den Präsidentschaftswahlen in den USA Anfang November wird aber keine | |
Einigung mehr erwartet. | |
12 Sep 2012 | |
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