# taz.de -- Wasserverträge im Parlament: Andrang beim Sonderausschuss | |
> Der Sonderausschuss Wasserverträge beginnt mit der Arbeit. Ein Jahr haben | |
> die Abgeordneten Zeit zu untersuchen, wie die Verträge zustande kamen. | |
Bild: Eine, die den Wasserverträgen auf den Grund gehen will: Heidi Kosche (Gr… | |
Alle Besucherplätze sind besetzt, als sich am Freitagmittag der | |
Sonderausschuss Wasserverträge das erste Mal trifft. Ungewöhnlich genug für | |
eine Ausschusssitzung im Abgeordnetenhaus, zumal für die erste, bei der es | |
noch nicht einmal um inhaltliche Fragen geht. Doch die Erwartungen des | |
Publikums, das vor allem aus Aktivisten besteht, sind hoch: "Es muss | |
aufgeklärt werden, wie es zu diesen Verträgen gekommen ist", sagt Michel | |
Tschuschke vom Wassertisch. | |
Der Wassertisch hatte im Februar vergangenen Jahres erfolgreich einen | |
Volksentscheid initiiert, der die Offenlegung der Verträge über die | |
Teilprivatisierung der Berliner Wasserbetriebe forderte. Die waren 1999 zu | |
49,9 Prozent an die privaten Investoren RWE und Veolia verkauft worden. Der | |
Vertrag garantiert den Unternehmen hohe Renditen - die in der Konsequenz | |
die Wasserpreise steigen ließen. Gleichzeitig schließt er die | |
Öffentlichkeit aus: Kommt es beispielsweise zu Streitigkeiten, werden diese | |
nicht vor einem regulären Gericht verhandelt. | |
## Wie transparent solls sein? | |
Doch ausgerechnet beim Punkt Transparenz ist man sich auf der ersten | |
Sitzung uneins. So machen sich Grüne und Piraten dafür stark, dass sich | |
auch Besucher zu Wort melden dürfen. "Wir müssen die, die etwas zu sagen | |
haben, hören", sagt die Grünen-Abgeordnete Heidi Kosche. Der Antrag findet | |
keine Mehrheit. | |
Ebenfalls umstritten ist die Frage, ob der Ausschuss unter Umständen die | |
Öffentlichkeit ganz ausschließen darf. Die SPD befürwortet das - sonst | |
könne es vorkommen, dass interessante Papiere von Senatsseite gar nicht | |
erst herausgegeben würden. Grüne, Piraten und auch die Linksfraktion sind | |
dagegen. "Wir sind Volksvertreter, also sollten wir das Volk auch | |
zulassen", fordert der Piraten-Abgeordnete Gerwald-Claus Brunner. Es bleibt | |
bei einem Appell, der Ausschuss vertagt den Antrag. | |
Unklar ist auch die finanzielle Ausstattung des Ausschusses. Bei seiner | |
Einsetzung durch das Abgeordnetenhaus hat die Koalition finanzielle Mittel | |
zum Beispiel zur Anhörung von Experten abgelehnt. Nun soll der | |
Ausschussvorsitzende beim Präsidenten nachfragen, wie es mit finanzieller | |
und personeller Unterstützung durch das Abgeordnetenhaus aussieht. "Wenn | |
wir hier auf dem Trockenen gelassen werden, wird dieser Ausschuss eine | |
Farce", kritisiert Klaus Lederer von der Linksfraktion. | |
Ein Jahr lang soll der Ausschuss tagen. In der kommenden Sitzung in zwei | |
Wochen wollen die Abgeordneten Dokumente sichten - und möglicherweise die | |
Vertreter des Wasservolksbegehrens anhören. | |
6 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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