# taz.de -- WASSERVERTRÄGE: Wasserbetriebe beschäftigen EU | |
> Nach der Offenlegung der Verträge über den Teilverkauf der | |
> Wasserbetriebe, haben sich Verbraucherschützer nun bei der Europäischen | |
> Kommission beschwert. | |
Bild: Blick unter die Kanaldeckel: EU soll Berliner Wasserverträge prüfen. | |
Der Teilverkauf der Berliner Wasserbetriebe beschäftigt nun die Europäische | |
Kommission. Ein Sprecher bestätigte am Dienstag, dass ein Ersuchen um | |
Überprüfung der Verträge eingegangen sei. Um ein förmliches Verfahren | |
handele es sich aber noch nicht - die Absender müssten noch Belege | |
nachliefern. | |
Edda Müller, Vorsitzende von Transparency International und Jürgen Keßler, | |
Vorstandschef der Berliner Verbraucherzentrale hatten sich an die | |
Kommission gewandt. "Wir haben den Verdacht, dass die Verträge gegen | |
EU-Recht verstoßen", sagt Müller. So gebe es "erhebliche Zweifel, dass ein | |
ordnungsemäßes Vergabeverfahren stattgefunden hat", sagt Keßler. Schließe | |
sich die Kommission dieser Auffassung an, seien die Verträge unwirksam - | |
und müssten möglicherweise rückabgewickelt werden. Der schwarz-rote Senat | |
hatte 1999 knapp die Hälfte der Wasserbetriebe an die Unternehmen RWE und | |
Veolia verkauft. Die Verträge darüber wurde über Jahre geheim gehalten. | |
## Versteckte Subventionen | |
Als zweiten Punkt kritisieren Müller und Keßler versteckte Subventionen. | |
Sie beziehen sich auf eine Rendite-Garantie, die das Land Berlin den | |
Privaten gegeben hat. Sieht die Kommission hier unzulässige Beihilfen, | |
müssten die Unternehmen laut Keßler zu Unrecht erhaltene Beträge | |
zurückzahlen. Zu diesem Punkt hat die zuständige Direktion laut dem | |
Kommissions-Sprecher nun nähere Belege gefordert. Sollte ein Verfahren | |
eröffnet werden, würden auch die Beteiligten angehört werden. Wie lange so | |
ein Verfahren dauere, lasse sich aber nicht abschätzen. | |
Der Senat hält das Vorgehen der damaligen Regierung für rechtmäßig. In | |
einer Antwort auf eine kleine Anfrage vom März schreibt die | |
Finanzverwaltung, das Verfahren sei "intensiv anwaltlich begleitet" und im | |
Einklang mit den rechtlichen Bestimmungen durchgeführt worden. Auch | |
Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei) hatte betont, dass es einen | |
"offenen Bieterwettbewerb in einem diskriminierungfreien Verfahren" gegeben | |
habe - und damit indirekt bestätigt, dass es keine förmliche Ausschreibung | |
gab. Während bei einer Ausschreibung die Kriterien für den Vertrag vorher | |
feststehen, können sie sonst auch später verhandelt werden. | |
Derzeit verhandelt der Senat mit RWE über einen Rückkauf der Anteile. | |
Veolia hatte einen Verkauf abgelehnt. Darüber hinaus hatte das | |
Bundeskartellamt in einer vorläufigen Beurteilung festgestellt, dass die | |
Wasserpreise in Berlin zu hoch sind. Dagegen klagen die Wasserbetriebe. | |
Die Organisatoren des Volksbegehrens hatten stets angekündigt, dass sie die | |
Offenlegung der Verträge wollen, um juristisch dagegen vorzugehen. Daher | |
soll mit einer Überprüfung auf EU-Ebene noch nicht Schluss sein. "Es gibt | |
weitere Verstöße verfassungsrechtlicher, haushaltsrechtlicher und | |
zivilrechtlicher Art", sagt Juristin Sabine Finkenthei. Das genaue Vorgehen | |
solle noch vor der Abgeordnetenhauswahl feststehen. | |
19 Jul 2011 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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