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# taz.de -- Piraten-Kommunalpolitiker Erich Romann: Der Offliner
> Er wünscht sich Kreistagseinladungen per Post, eine Moschee in Buchholz
> und eine CDU-Zusammenarbeit: Der niedersächsische Pirat Erich Romann
> verärgert seine Partei.
Bild: Verweigert sich auch Microsoft: Erich Romann.
HAMBURG taz | Erich Romann, Abgeordneter der Piraten-Partei im Landkreis
Harburg, hat es nicht so mit Computern. Als einziger Abgeordneter weigert
er sich, Kreistagsunterlagen in elektronischer Form entgegenzunehmen. Das
überrascht, schließlich vertritt er eine Partei, die sich mit dem Thema
"Freiheit im Internet" profiliert.
Romann hat sich in kurzer Zeit im Kreistag den Ruf als Enfant terrible
erarbeitet. Zur konstituierenden Sitzung erschien er zu spät und mit
Bierflasche. Seine erste Wortmeldung war die Bitte, die Dame neben ihm möge
ihn nicht dauernd ansprechen. Seine Partei vergrätzte er mit dem Versuch,
eine Zusammenarbeit mit der CDU einzufädeln. Außerdem überraschte er sie
mit dem Vorhaben, eine Moschee in Buchholz zu errichten.
Man habe ihn darauf hingewiesen, dass der Bau einer Moschee "kein primäres
Ziel der Piratenpartei sei", teilte der Kreisvorstand Niedersachsen-Nordost
Ende November mit. Daraufhin sei Romann auf die Idee gekommen, zum
"Ausgleich" einen rechten Szeneladen zu unterstützen. Das Auftreten und die
Äußerungen Romanns schadeten dem Ansehen der Partei.
Romann weist diese Vorwürfe zurück. "Das sind irgendwelche Chaoten", sagt
er über seine Parteifeinde. Wenn er seine deutsch-nationale Einstellung
betone, wolle er damit nur ein Gegengewicht zu seinem Bekenntnis zum Islam
schaffen. "Wenn ich sage, ich bin Moslem, werde ich mit Ausländer-Lovern in
eine Ecke gestellt", sagt Romann.
Der 37-Jährige, der um Geld pokert, ist offline. "Am liebsten würde ich die
Einladungen per Post bekommen", sagt er und wundert sich, warum der
Kreistag das nicht möglich mache. Schließlich erhalte er täglich Werbepost.
Als Kompromiss habe ihm sein Parteikollege Arne Ludwig das freie
Betriebssystem Linux empfohlen. Das wäre für ihn akzeptabel, schließlich
wehre er sich nur gegen das Windows-System, weil dessen Nutzer von den USA
ausgespäht würden. Doch der Kreistag, der die Hardware stelle, wolle ihn
nicht mit Linux arbeiten lassen.
6 Jan 2012
## AUTOREN
Gernot Knödler
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