# taz.de -- Kommentar Piratenpartei: Basisdemokratie ohne Meinung | |
> Die Piraten haben immer noch kein Programm. Sind aber weiterhin | |
> sympathisch ehrlich. Ob das bis zur Bundestagswahl reicht? Wohl kaum. | |
Bild: Mehr Mitglieder für die Piratenpartei -Zeichen des Aufschwungs? | |
Nein, ein fertiges Paket mit Antworten hatten die Piraten auch dieses Mal | |
nicht dabei. Afghanistan? Eurokrise? Noch keine Beschlusslage der Partei, | |
also keine Aussage, heißt es einmütig. Und ganz konsequent, auch auf | |
Nachfrage. | |
Dies zeigt, dass die Parteispitze gelernt hat. Nachdem die Basis immer | |
wieder Äußerungen des Parteivorstands heftig kritisiert hatte, hämische | |
Kommentare inklusive, scheint er sich nun bewusst zu sein, dass die Basis | |
es nicht goutiert, wenn ein Vorstandsmitglied mit eigenen Meinungen | |
vorprescht. | |
Schließlich wollen die Piraten es anders machen als andere Parteien, | |
basisdemokratisch arbeiten, Positionen von unten entwickeln, statt sie sich | |
von oben diktieren zu lassen. Und die Meinungsäußerung eines Vorstandes - | |
sei sie auch noch so persönlich - wird eben gerne als Meinung der Partei | |
wahrgenommen. Also lieber keine Meinung? | |
Schnelle Entscheidungen - da haben die Piraten recht - sind nicht immer | |
gute Entscheidungen. Auch wenn es natürlich wünschenswert wäre: Wer glaubt | |
tatsächlich, dass Parlamentarier stets genau wissen, zu was sie den Arm | |
heben, vom Kreislaufwirtschaftsgesetz über die Pflegereform bis zum | |
Eurorettungsschirm? Ein wenig Ehrlichkeit tut da gut, auch wenn es nur das | |
Eingeständnis ist, das Thema in seiner Komplexität noch nicht | |
durchgearbeitet zu haben. Und daher auch keine Lösung anbieten zu können. | |
Allerdings: Der Grad zwischen legitimer Ahnungslosigkeit und Ignoranz ist | |
schmal. | |
Eine Partei, gerade eine, die den Gedanken an eine Regierungsbeteiligung | |
nicht gänzlich unattraktiv findet, muss auch Antworten geben. Schließlich | |
will sie in naher Zukunft gewählt werden - und nicht jeder potenzielle | |
Wähler ist bereit, die Katze im Sack zu kaufen. | |
Wenn die Piraten nun darauf hinweisen, noch keine Antworten zur Eurokrise | |
zu haben, weil ihre Mitglieder darüber entscheiden sollen, dann ist das | |
legitim. Doch auf dem Parteitag im vergangenen Dezember standen Konzepte | |
zur Wirtschaftspolitik auf dem Plan - und fielen dem Zeitmangel und anders | |
gesetzten Prioritäten zum Opfer. | |
Sind die großen Lücken - nicht nur in der Wirtschaftspolitik, sondern auch | |
in Sachen Klimaschutz, Gesundheit oder Außenpolitik - bis zur | |
Bundestagswahl immer noch offen, dann hilft auch sympathische Ehrlichkeit | |
nicht mehr weiter. | |
10 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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