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# taz.de -- Ermittlungen zum Neonazi-Terrortrio: Eine Pistole vom Parteikader
> Der mutmaßliche Terrorhelfer Holger G. packt aus. Er berichtet, dass der
> damalige NPD-Politiker Ralf Wohlleben dem Terrortrio eine Waffe zukommen
> ließ.
Bild: Er verbindet vermutlich die NPD mit dem Terrortrio: Neonazi Ralf Wohllebe…
HAMBURG taz | Jahrelang soll Holger G. dem untergetauchten rechtsradikalen
Neonazitrio geholfen haben. Bis ins Jahr 2011 habe er Uwe Mundlos, Uwe
Böhnhardt und Beate Zschäpe vielfältig unterstützt. Das berichtet der
Spiegel. Am 13. November hatte die Polizei G. in seinem Wohnhaus in der
Nähe von Hannover festgenommen. In der Untersuchungshaft hat der 37-Jährige
laut Spiegel nun zu reden begonnen. Er kooperiere mit den Ermittlern.
Am 19. Mai 2011 soll G., ein alter Bekannter vom rechtsextremen "Thüringer
Heimatschutz" , zum letzten Mal der Nazitruppe geholfen haben. Diese seien
unerwartet zu ihm gekommen und hätten darum gebeten, Böhnhardt einen
Reisepass zu verschaffen, sagte G. aus. Da G. und Böhnhardt recht ähnlich
aussahen, versorgte G. seine Gesinnungskameraden schon von 2001 an mit
Ausweisen, Führerschein, Krankenkassenkarten und auch einer ADAC-Card.
2011 will er erstmals gezögert haben. Nach zehn Jahren sei es fürs Kneifen
etwas zu spät, sollen die drei gesagt haben, so berichtet der Spiegel. G.
ließ sich daraufhin die Haare kurz schneiden und setze eine ovale Brille
auf, um noch mehr Böhnhardt zu ähneln. Man fuhr zu einem Fotostudio ins
niedersächsische Rodenberg. Auf dem Passamt beantragte er in Begleitung von
Beate Zschäpe einen Reisepass.
Über Jahre hinweg soll G. mit dem Trio sporadisch den Kontakt gehalten
haben. 2005 schauten sie auch mal in Niedersachsen vorbei. Da will G.
gesagt haben, dass er die Szene verlassen habe. Zuletzt hätte er nicht aus
Gesinnung, sondern nur aus falsch verstandener Freundschaft geholfen,
behauptete er laut Spiegel.
## Indizien gegen NPD-kader verdichten sich
G. hatte sich nach seinem Wegzug aus Jena zuerst der "Kameradschaft 77" und
später den "Freien Nationalisten Hannover" angeschlossen. Dem
Verfassungsschutz war G. nur als Mitläufer aufgefallen. 2004 hätten die
Aktivitäten aufgehört. Die Grünen im niedersächsischen Landtag haben
inzwischen Einsicht in die Akten des Verfassungsschutzes gefordert.
Mit seinen Aussagen belastet G. zugleich den ebenfalls inhaftierten Ralf
Wohlleben. Kurz nach dem Abtauchen des Trios 1998 soll Wohlleben ihn um
Geld für das Terrortrio gebeten haben, woraufhin G. 3.000 Mark zur
Verfügung gestellt haben will. 2001 oder 2002 hätte der langjährige
NPD-Funktionär ihn aufgefordert, für Böhnhardt einen Reisepass erstellen zu
lassen. Wenig später soll Wohlleben G. gar eine Pistole überreicht haben,
die er den Dreien ins sächsische Zwickau brachte.
Die NPD-Führung dürfte wenig darüber erfreut sein, dass sich damit die
Indizien gegen einen Exparteikader verdichten, während seiner
Mitgliedschaft den Rechtsterroristen eine Waffe und Geld organisiert zu
haben.
9 Jan 2012
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Schwerpunkt Rechter Terror
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