# taz.de -- Neonazi-Kampagne auf Facebook: Solidarität für möglichen Terrorh… | |
> Mit einer Netzkampagne fordern zahlreiche Neonazis die Freilassung von | |
> Ralf Wohlleben. Er steht im Verdacht der Terrorzelle NSU eine Pistole | |
> beschafft zu haben. | |
Bild: Dokumentierte Freundschaft: Uwe Böhnhardt und Ralf Wohlleben im Jahr 199… | |
HAMBURG taz | Das Schaf schaut niedlich drein. Der Spruch auf dem | |
Facebook-Button mit dem Comic-Schaf, dessen Pfoten braun und schwarz sind, | |
ist ebenso undeutlich: "Freiheit für Wolle". "Wolle" – das ist der | |
Spitzname des inhaftierten, mutmaßlichen Unterstützers der | |
Neonaziterrorzelle NSU und ehemaligen NPD-Funktionärs, Ralf Wohlleben. Die | |
etwas verschlüsselte Solidaritätsbekundung prangt auf dem | |
Facebook-Profilbild des Thüringer NPD-Kommunalpolitiker Karsten Höhn. | |
Auf über 60 Facebook-Seiten haben User bereits den Button gepostet. Aus der | |
NPD ist Höhn nicht der Einzige. Auch Sebastian Reiche, für die NPD im | |
Kreistag Gotha, solidarisiert sich. Auch André Kapke, dem die NPD wegen | |
vermuteter Nähe zur NSU aus der Partei ausschließen wollte, benutzt ihn. | |
In den 1990er war Kapke in Jena eng mit dem NSU-Kern Uwe Mundlos, Uwe | |
Böhnhadt und Beate Zschäpe befreundet gewesen. Mit Wohlleben bis heute. In | |
Thüringen haben die beiden, die zum Kameradschaftsnetz "Freies Netz" | |
gehören, Rechtsrockevents organisiert. | |
Am 29. November des vergangenen Jahres hatten die Ermittler Wohlleben in | |
Jena festgenommen. Jahrelang war er NPD-Landesvize. Der Generalbundesanwalt | |
hält Wohlleben vor, über Holger G. den drei Untergetauchten, denen zehn | |
Morde angelastet werden, im Jahr 2001 oder 2002 eine Schusswaffe mit | |
Munition zugekommen haben zu lassen. Der Verdacht gegen Wohlleben: Beihilfe | |
zum vollendeten Mord in sechs Fällen. | |
Bei "PicBadges" hat ein Nutzer mit den Nickname "Indy Fresse" zweimal den | |
Button "Freiheit für Wolle" angelegt. Über den unpolitischen Anbieter kann | |
man sich für sein Facebook-Profil-Bild kostenlos Buttons basteln lassen und | |
diese als Teil von Profilbildern verwenden. Auf einer der Seiten heißt es | |
zur Erklärung: "Solidarität ist eine Waffe". Über sich selbst gibt "Indy | |
Fresse" an, das er aus Saalfeld stamme und seine Hochschule "Napola" (Anm.: | |
"Nationalpolitische Lehranstalten" wurden von den Nazis nach der | |
Machtergreifung eingeführt) wäre. | |
## Sympathiebekundung für Terror | |
Die Onlinekampagne dürfte die NPD-Führung verstimmen. Denn die offizielle | |
Linie der Partei ist eine anderen. "Weder distanzieren wir uns von Herrn | |
Wohlleben, noch solidarisieren wir uns", sagt Patrick Wieschke, | |
NPD-Bundesgeschäftsführer und NPD-Landespressesprecher der taz. Bisher hege | |
die Partei weiterhin große Zweifel an den Darstellungen der Behörden. Die | |
belastenden Aussagen der zwei weiteren inhaftierten NSU-Unterstützer Holger | |
G. und Carsten S. könnten auch Schutzbehauptungen sein, meint der | |
NPD-Kader. "Wir warten die Ermittlungen ab", sagt Wieschke. | |
"Die Neonaziszene in Thüringen zeigt sich wenig beeindruckt von den | |
Ermittlungen", sagt Martina Renner, innenpolitische Sprecherin der | |
Thüringer Landtagsfraktion Die Linke. Sie zolle vielmehr über "alle | |
organisatorischen Grenzen von Autonomen Nationalisten bis NPD" dem | |
vermeintlichen Waffenbeschaffer der NSU Unterstützung. "So ein Bekenntnis | |
ist auch eine Sympathiebekundung für den Naziterror", sagt Renne. | |
22 Feb 2012 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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