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# taz.de -- Befristete Verträge an Hochschulen: "Die Topleute bekommt man so n…
> Die Hochschulforscherin Anke Burkhardt fordert bessere Perspektiven für
> Jungakademiker. Vierjahresverträge für Doktoranden wären ein Anfang.
Bild: Erwartet diese Studentinnen eine prekäre Zukunft als befristete Angestel…
taz: Frau Burkhardt, gibt es einen Braindrain, verlassen kluge Köpfe die
Unis?
Anke Burkhardt: Wir wissen viel zu wenig über den Verbleib von Leuten
jenseits der zweiten akademischen Hürde - sei es die Habilitation, die
Juniorprofessur oder eine Nachwuchsgruppenleitung. Zu befürchten ist es
aber. Das ist das Unsinnige an Universitäten: Leute, die sich zwölf Jahre
lang qualifiziert haben und höchstqualifiziert sind, sollen danach gehen,
wenn nicht zufällig eine Professur frei wird. Oder sie fangen Anfang 40
eine Patchworkkarriere mit ein- und zweijährigen Projektverträgen an. Damit
kann man die leistungsstärksten und innovativsten Leute im Hochschulsystem
inzwischen nicht mehr halten.
Was können Hochschulen tun, um dem Nachwuchs bessere Perspektiven zu
bieten?
Generell sollten die Universitäten Verträge für ihre Doktoranden und
Habilitanden für die Zeit ausschreiben, die diese tatsächlich für die
Qualifizierung benötigen.
Was schlagen Sie vor?
Das mindeste wären drei Jahre als reguläre Bearbeitungszeit und ein Jahr
für den Abschluss. Und danach?
Das ist das größte Problem. Ich rede mit vielen hochschulpolitischen
Akteuren und niemand sagt, so wie es jetzt ist, ist es prima. Aber es
passiert kaum etwas.
Wer ist gefragt - die Länder, die ja für die Hochschulen zuständig sind?
Die Länder und die Hochschulen. Denkbar wären langfristige
Zielvereinbarungen. Oft sagen die Länder aber: Wir wollen uns nicht
einmischen, die Hochschulen sollen autonom sein, auch in Personalfragen.
Dann gehen die Hochschulen bevorzugt den bequemsten Weg: so billig wie
möglich und ohne Angst, sich an Personal zu binden, das sie dann nicht mehr
bezahlen können.
Ist die Angst nicht berechtigt?
Ich kann die Hochschulen zum Teil verstehen. Sie müssten wie Unternehmen
Rücklagen aus ihren Drittmitteln bilden können - einen Risikofonds, an den
der Staat nicht randarf.
Die Hochschulen brauchen also mehr unternehmerische Freiheit?
Wichtig ist mir zunächst: Hochschulen haben staatliche Aufgaben, diese
müssen staatlich solide finanziert werden. Daueraufgaben sollen auch von
dauerhaft Beschäftigten erledigt werden. Diese Grundsätze geraten zunehmend
in Vergessenheit. Es gibt immer mehr Programme, Projekte und Kampagnen.
Was spricht dagegen, auch Professoren befristet anzustellen? Dann sind
wenigstens alle gleich.
Es gibt bereits befristete Professuren, die wirklichen Topleute wird man so
nicht bekommen. Wir brauchen unterhalb der Professuren unbefristete
Mitarbeiter für Daueraufgaben, die Kontinuität in der Lehre sichern. Die
können Lecturer heißen oder Dozenten.
1 Feb 2012
## AUTOREN
Anna Lehmann
## TAGS
Bildung
Universität
Zeitverträge
Universität
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