# taz.de -- Serbien und Kosovo einigen sich: Kompromiss mit Fußnote | |
> Das Kosovo darf zukünftig auf Regionalkonferenzen als Staat auftreten. | |
> Dafür dürfte Serbien jetzt den Status eines EU-Beitrittskandidaten | |
> erhalten. | |
Bild: Serbische und europäische Flaggen in Belgrad. | |
BRÜSSEL taz | Serbien ist seinem Ziel, den Status eines | |
EU-Beitrittskandidaten zu bekommen, ein wesentliches Stück näher gekommen. | |
Gestern einigten sich Abgesandte aus Belgrad und Prishtina auf einen | |
Kompromiss, der den Streit um die Unabhängigkeit des Kosovo zumindest | |
entschärfen dürfte: Serbien erklärte sich einverstanden, dass Prishtina in | |
Zukunft auf regionalen Konferenzen den Namen "Kosovo" führen darf. | |
Allerdings wird der Name mit einem Sternchen versehen. In einer Fußnote | |
wird dann präzisiert, dass der Name nicht automatisch die Anerkennung der | |
Unabhängigkeit des Kosovo bedeutet. Zudem wird auf eine Resolution des | |
UN-Sicherheitsrats von 1999 verwiesen, die Kosovo als Teil Serbiens | |
bezeichnet. | |
Die ehemalige serbische Provinz Kosovo hatte sich 2008 für unabhängig | |
erklärt, wird aber von Belgrad weiterhin als Teil Serbiens betrachtet. In | |
den vergangenen Monaten war es mehrfach zu Auseinandersetzungen an den | |
Grenzen zwischen Kosovo und Serbien gekommen. | |
Die EU hatte einen Dialog zwischen den beiden Regierungen als Bedingung | |
gestellt, bevor Serbien der Kandidatenstatus verliehen wird. Man sei jetzt | |
einen "guten Schritt vorangekommen", erklärte die EU-Außenbeauftragte | |
Catherine Ashton in Brüssel. Nun könnten schon die Staats- und | |
Regierungschefs beim EU-Gipfel am Freitag Belgrad den Weg in die EU öffnen. | |
Auch Prishtina versprach Ashton zumindest langfristig eine | |
Beitrittsperspektive: "Kosovo nimmt nach diesem Kompromiss den gleichen | |
europäischen Weg auf wie die übrigen Balkanstaaten." Sie empfahl, | |
Verhandlungen mit Prishtina über ein Assoziierungsabkommen aufzunehmen - | |
als ersten Schritt für eine Annäherung an die Staatengemeinschaft. | |
24 Feb 2012 | |
## AUTOREN | |
Ruth Reichstein | |
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