# taz.de -- Serbiens Kandidatur für die EU: Rumänien legt sich quer | |
> Die EU-Außenminister empfehlen Beitrittsverhandlungen mit Serbien. Nur | |
> Rumänien ist dagegen: Zuerst sollen die Rechte der rumänischen | |
> Minderheiten verbessert werden, fordert Bukarest. | |
Bild: In Serbien sagen die Ultra-Nationalisten "Nein" zum EU-Beitritt. | |
BRÜSSEL rtr | Serbien hat die letzte Hürde vor einer Anerkennung als | |
Kandidat für einen Beitritt zur Europäischen Union fast genommen. Die | |
EU-Außen- und Europaminister sprachen am Dienstag eine Empfehlung aus, mit | |
dem größten Nachfolgestaat Jugoslawiens Verhandlungen über einen | |
EU-Beitritt zu beginnen. Den formellen Beschluss dazu mussten sie aber auf | |
den EU-Gipfel am Donnerstag verschieben, weil Rumänien noch nicht | |
zustimmte. | |
EU-Erweiterungskommissar Stefan Füle sagte nach der Sitzung in Brüssel, er | |
sei zuversichtlich, dass der EU-Gipfel grünes Licht geben werde. Serbien | |
habe die im Dezember von der EU genannten Bedingungen erfüllt, sagte der | |
dänische Außenminister Nicolai Wammen. | |
Rumänien hatte von der Regierung in Belgrad gefordert, die | |
rumänischsprachige Minderheit der Aromunen in Serbien künftig als Rumänen | |
zu bezeichnen. "Hier hat die rumänische Innenpolitik die Hand geführt", | |
kritisierte Außenminister Guido Westerwelle. Dies entspreche nicht dem | |
Geist der europäischen Zusammenarbeit. | |
In Serbien leben rund 30.000 ethnische Rumänen sowie etwa 40.000 Aromunen | |
oder Vlachen, von denen sich viele nicht als Rumänen betrachten. Rumäniens | |
Staatspräsident Trajan Basescu hatte im vergangenen Jahr stärkere | |
Minderheitenrechte für die Gruppe gefordert. | |
## Vlachen wollen keine Rumänen sein | |
Serbiens Präsident Boris Tadic sagte in Brüssel, die Rechte ethnischer | |
Minderheiten in Serbien hielten bereits höchste Standards ein. Der | |
Vorsitzende des Nationalrats der Vlachen, Radisa Dragojevic, gab ihm | |
weitgehend recht. "Es gibt keine Probleme mit dem Status der vlachischen | |
Minderheit in Serbien", sagte er. Diese wolle nicht als Rumänen bezeichnet | |
werden und betrachte Serbien als ihr Heimatland. | |
Deutschland hatte im Dezember noch zu den Staaten gehört, die von Serbien | |
eine Verbesserung der Zusammenarbeit mit dem Kosovo als Bedingung für ein | |
Ja zum Kandidatenstatus forderten. Grund war die Gewalt zwischen Serben im | |
Kosovo und kosovarischen Grenzschützern an der Grenze zu der ehemaligen | |
serbischen Provinz im vergangenen Jahr. | |
## Westerwelle sieht alles geklärt | |
## | |
Serbien und das Kosovo schlossen unter Vermittlung der EU am Freitag ein | |
Abkommen zu Grenzfragen und zum Auftreten des Kosovo als Partner in | |
regionalen Verhandlungen. Damit habe das Land genau das geliefert, was | |
verlangt worden sei. Jetzt müsse die EU Wort halten, sagte Westerwelle. | |
"Ich gehe davon aus, dass dies am Donnerstag abschließend erfolgen wird." | |
Serbiens EU-Beitritt stehe nicht morgen vor der Tür, sagte Wammen. "Es | |
liegt noch viel harte Arbeit vor Serbien." Das Balkanland hat bereits einen | |
weiten Weg zurückgelegt bis zum Kandidatenstatus. Die Regierung in Belgrad | |
musste mit der Auslieferung von Kriegsverbrechern wie Ratko Mladic, Goran | |
Hadzic und Radovan Karadzic an das Kriegsverbrechertribunal für das | |
ehemalige Jugoslawien in Den Haag beweisen, dass es seine Vergangenheit | |
überwindet. | |
29 Feb 2012 | |
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