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# taz.de -- Kommentar EU-Abstimmung in Kroatien: Kroatien verdient Respekt
> Zwar hat die Europäische Union in den letzten Jahren viel von ihrem Glanz
> verloren, dennoch hat sich eine knappe Mehrheit der Kroaten für einen
> Beitritt ausgesprochen.
Kroatien wird im Sommer nächsten Jahres zu einer gleichberechtigten Nation
im Europa der EU. Die niedrige Wahlbeteiligung bei der Volksabstimmung über
den Beitritt lässt zwar auf Skepsis schliessen.
Dass die politische Klasse insgesamt vehement für die Integration gekämpft
hat, mag sogar ein Hindernis für ein deutlicheres Votum gewesen sein. Ihr
werden von vielen Seiten Eigeninteressen unterstellt. Für die Politiker und
Diplomaten vor allem kleiner Länder ist Brüssel eine Jobmaschine.
Die Grundstimmung einer knappen Mehrheit der Bevölkerung ist dennoch für
Europa. Zwar hat die EU in den letzten Jahren an Glanz eingebüßt. Doch nach
wie vor ist es wichtig für die Nationen Südosteuropas, als
gleichberechtigte Partner wahrgenommen zu werden.
In Bosnien, Serbien, Montengro, Makedonien und im Kosovo wären die
Zustimmungsraten zu einer EU-Integration wahrscheinlich sehr viel höher
ausgefallen.
Das Zögern in Kroatien mag sogar mit dem Selbstbewußtsein zusammenhängen,
dass man sich ohnehin als Teil Mitteleuropas fühlt. War doch das
katholische Kroatien jahrhundertelang von Habsburgern regiert.
Die Kroaten sollten sich jedoch hüten, sich gegen ihre südlichen Nachbarn
zu wenden. Die in Serbien aufkommende Befürchtung, Kroatien könnte nun
Serbien Steine in den Weg legen, hat nicht nur ihren Grund im Krieg der
90er Jahre.
Es handelt sich um einen Konflikt mit vielen historischen und religiösen
Facetten. Noch ist die Vergangenheit zwischen beiden Ländern nicht
bewältigt.
Serbien und Kroatien werden in Zukunft aber gerade daran gemessen werden,
wie sie mit der Vergangenheit umgehen - auch in Bezug auf die von beiden
Seiten begangenen Verbrechen in Bosnien und Herzegowina. Kroatien hat
immerhin schwierige Reformen durchlaufen - Reformen, die Bulgarien und
Rumänien nicht durchführen mußten.
Den Nachfolgestaaten Jugoslawiens wird die Integration in die EU nicht so
leicht gemacht. Kroatien als ein Land, das Ministerpräsidenten und Minister
wegen Korruptionsvorwürfen vor Gericht bringt, hat in Europa Respekt
verdient. Manch andere, so Italien, haben dies ja bisher nicht geschafft.
24 Jan 2012
## AUTOREN
Erich Rathfelder
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