# taz.de -- Landtagswahl in Schleswig-Holstein: Piraten beeinflussen rot-grüne… | |
> Die Piratenpartei in Schleswig-Holstein liegt in einer aktuellen Umfrage | |
> bei elf Prozent. Das bringt Rechnereien über mögliche Koalitionen | |
> durcheinander. | |
Bild: Bringen die Politik in Schleswig-Holstein durcheinander: die Piraten. | |
HUSUM taz | Sie sind noch nicht mal richtig da, aber sie treiben die | |
anderen Parteien schon vor sich her: Die Piraten sorgen im | |
schleswig-holsteinischen Wahlkampf für Aufregung. Grund sind steigende | |
Ergebnisse bei Umfragen für die Landtagswahl am 6. Mai. | |
Nach den jüngsten Zahlen, die am Donnerstag vorgestellt wurden, liegt die | |
Partei bei elf Prozent, fast gleichauf mit den Grünen, die zwölf Prozent | |
erhalten würden. CDU und SPD liegen mit je 32 Prozent Kopf an Kopf. FDP (4) | |
und Linke (3) würden an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern. Mit vier Prozent | |
in das Kieler Landeshaus einziehen kann die Partei der dänischen und | |
friesischen Minderheiten, SSW, da für sie die Ausschlussklausel nicht gilt. | |
Durch die starken Piraten wird es schwieriger, eine Regierung zu bilden. | |
Bis vor wenigen Wochen sah es nach einer Entscheidung zwischen Rot-Grün | |
oder Schwarz-Grün aus. Jetzt ist diese Zweier-Kombination rechnerisch kaum | |
mehr möglich. Denkbar wäre nun eine „Dänen-Ampel“, also ein Bündnis aus | |
SPD, Grünen und dem SSW. Letzterer hat sich erstmals bereit erklärt, einer | |
Regierung beizutreten und eine Zusage in Richtung Rot-Grün gemacht. Klappt | |
es mit dem Dreierbündnis nicht, müssten sich CDU und SPD zusammentun. | |
Das Tempo, mit dem die Piraten an Zulauf gewinnen, überrascht die | |
etablieren Parteien: „Ich gebe zu, ich hatte die Dynamik unterschätzt“, | |
sagte SPD-Spitzenkandidat Torsten Albig der taz. Je stärker die Piraten | |
würden, desto schwieriger werde es, eine stabile Mehrheit herzustellen, am | |
Ende liefe es auf eine große Koalition hinaus: „Wer klein wählt, bekommt | |
groß“, fasst Albig zusammen. | |
Es wäre für keinen der Beteiligten eine Wunsch-Kombination. Die SPD in | |
Schleswig-Holstein gilt als „links, dickschädelig und frei“, wie der | |
Landesvorsitzende Ralf Stegner gern betont. Die CDU im Flächenland ist vor | |
allem in den ländlich geprägten Gemeinden verwurzelt. Der jüngste Versuch | |
einer schwarz-roten Regierung scheiterte im Sommer 2009 vorzeitig. | |
## „Kompetente Menschen mitten aus dem Leben“ | |
Die Piraten machen sich nun Gedanken um die Personen, die sie ins | |
Landeshaus schicken wollen. „Keine Karrierepolitiker, sondern kompetente | |
Menschen mitten aus dem Leben“ sollen es sein, so Pressesprecher Torsten | |
Krahn. An der Spitze der Liste steht der 25-jährige kaufmännische | |
Angestellte Torge Schmidt, Mitglied der Partei seit der Debatte um | |
Vorratsdatenspeicherung im Jahr 2009. | |
Einer der Organisatoren des Kampfes gegen die Datenspeicherung war Patrick | |
Breyer. Der Jurist trat den Piraten 2006 bei, zuvor war er in | |
Bürgerrechtsgruppen aktiv. Er steht jetzt auf Platz vier der | |
schleswig-holsteinischen Landesliste. Die ehemalige Bundesvorsitzende der | |
Grünen, Angelika Beer, ist mit Platz sechs die höchstplatzierte Frau auf | |
der Liste. | |
Inhaltlich setzen die Nord-Piraten auf ihre Kernthemen wie | |
Internet-Freiheit, Transparenz und Bürgerbeteiligung. Bildung soll von Kita | |
bis Studium kostenlos sein. Um die Verschuldung in des Griff zu bekommen, | |
wollen die Piraten die heutige Schuldenbremse sogar noch verstärken. | |
Geplant ist auch ein kommunales Insvolvenzrecht, damit hoch verschuldete | |
Gemeinden sich mit einem „Befreiungsschlag“ ihre Altlasten abwälzen | |
könnten. | |
13 Apr 2012 | |
## AUTOREN | |
Esther Geisslinger | |
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