# taz.de -- Förderabgabe für Braunkohle: Grüne gegen „Alte Rechte“ | |
> Ausgerechnet der klimaschädlichste Energieträger ist von Förderabgaben | |
> befreit. Den Tagebau-Ländern gehen damit Millioneneinnahmen verloren. | |
Bild: Das Bundesberggesetz besagt, dass Firmen jährlich 10 Prozent des Marktwe… | |
BERLIN taz | Braunkohle soll teurer werden. Das zumindest fordert die | |
Fraktion der Grünen im Bundestag und bringt am heutigen Donnerstag dazu | |
einen Gesetzentwurf ein. Demnach sollen die Bundesländer eine Förderabgabe | |
auf den fossilen Brennstoff erheben dürfen. | |
Das Bundesberggesetz schreibt vor, dass Unternehmen jährlich 10 Prozent des | |
Marktwerts der Bodenschätze an das Land zahlen, in dem sie fördern. Für | |
Braunkohle gilt aber eine Ausnahme. Gegenwärtig werde zum Beispiel auf | |
„Erdgas eine vergleichsweise hohe Förderabgabe erhoben“, heißt es in dem | |
Gesetzentwurf. | |
Dabei könne „dieser Energieträger deutlich klimaschonender zur | |
Stromerzeugung genutzt werden“ als Braunkohle. Die Ausnahme, von der in | |
Deutschland vor allem die großen Tagebau-Betreiber RWE aus Essen und | |
Vattenfall aus Berlin profitieren, ist im Bundesberggesetz festgeschrieben. | |
## 149 Millionen für NRW | |
Das existiert erst seit 1982 und ersetzte Landesgesetze, die zum Teil aus | |
dem 19. Jahrhundert stammten. Einige der alten Regelungen wurden | |
übernommen, beispielsweise die sogenannten Alten Rechte, zu denen die | |
Abgabebefreiung der Braunkohle gehört. | |
149 Millionen Euro könnte das Land Nordrhein-Westfalen einnehmen, wenn RWE | |
Förderabgaben für seine dortigen Braunkohletagebaue zahlen müsste, haben | |
die Grünen errechnet. Es sei „nicht zu vermitteln, warum ein Konzern wie | |
RWE ganze Landschaften abbaggert und Milliardengewinne macht, aber keinen | |
Cent an den Staat zahlt“, so Oliver Krischer, Sprecher für Energie- und | |
Ressourceneffizienz der Bundestagsfraktion der Grünen. | |
Im SPD-geführten NRW-Wirtschaftsministerium sieht man keine rechtliche | |
Handhabe für eine solche Förderabgabe. Und für Ostdeutschland sei die | |
Befreiung von der Förderabgabe im Einigungsvertrag festgelegt, sagt Steffen | |
Streu, Sprecher des brandenburgischen Wirtschaftsministeriums. Das könne | |
nicht einfach rückgängig gemacht werden. | |
## Großere Debatte über das Bundesberggesetz | |
Der Gesetzentwurf ist Bestandteil einer größeren Debatte über das | |
Bundesberggesetz. Die Fraktion der Linkspartei hatte im März Änderungen in | |
den Bundestag eingebracht, die mehr öffentliche Beteiligung bei den | |
Verfahren vorsehen. | |
Das Bundesberggesetz schränkt die Mitspracherechte der Öffentlichkeit | |
deutlich ein – steht doch die Rohstoffgewinnung im Vordergrund. Ein Aspekt | |
der Linksfraktion: die Streichung von Sonderregelungen bei der Förderabgabe | |
für Braunkohle. Auch die SPD arbeitet an einem Antrag zur Novelle des | |
Gesetzes, die im Mai in der Fraktion diskutiert werden soll. | |
26 Apr 2012 | |
## AUTOREN | |
Heike Holdinghausen | |
Heike Holdinghausen | |
## TAGS | |
Niedersachsen | |
fossile Energien | |
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