# taz.de -- USA dehnen Drohnen-Anschläge aus: „Signature strikes“ auch im … | |
> Die CIA darf den Drohnenkrieg nun intensivieren: Verdächtige Personen | |
> können getötet werden, ohne namentlich bekannt zu sein. Menschenrechtler | |
> sind frustriert. | |
Bild: Die USA und Israel sind die Profiteure des lukrativen Drohnengeschäfts. | |
WASHINGTON taz | Barack Obama eskaliert den nicht erklärten Krieg im Jemen: | |
Künftig darf die CIA dort ihre Drohnenangriffe intensivieren. Nachdem | |
bislang nur Drohnenschläge gegen namentlich bekannte Personen zugelassen | |
waren, lässt das Weiße Haus künftig auch „signature strikes“ zu: Schläge | |
gegen Personen, die in Washington nicht unbedingt namentlich bekannt sind, | |
aber verdächtig erscheinen, an „Komplotten gegen die Sicherheit der USA“ | |
beteiligt zu sein. | |
Gleich in der ersten Woche der neuen Regel töteten die USA im Jemen aus | |
Drohnen mehrere Aufständische, die zu Al-Qaida gehören sollen. Damit erhöht | |
sich die Zahl der Drohnen-Anschläge im Jemen auf dreizehn in den ersten | |
vier Monaten dieses Jahres. Nach zehn Drohnen-Anschlägen im vergangenen | |
Jahr in dem Land. | |
Mehrere US-Medien – als erstes das Wall Street Journal – haben berichtet, | |
dass Obama mit der neuen Regel der „signature strikes“ Forderungen von | |
CIA-Direktor David Petraeus entgegen gekommen sei. Eine offizielle | |
Bestätigung aus dem Weißen Haus oder der CIA über die Intensivierung des | |
Drohnenkrieges gibt es nicht. Es gehört zu den Besonderheiten von | |
Drohneneinsätzen, dass sie nirgends nachvollziehbar diskutiert werden. | |
Andrea Prasow von der Human Rights Watch Gruppe in den USA spricht von | |
einem „frustrierenden Mangel an Transparenz“. Sie sagt, die | |
US-Öffentlichkeit habe ein Recht, zu erfahren, was in ihrem Namen | |
geschieht. Und beklagt, dass Obama „nie den juristischen Rahmen für | |
Drohnen-Einsätze definiert hat.“ Sowie dass die CIA grundsätzlich keine | |
Auskunft erteile. | |
## Erst nachdem die Jemeniten den Angriff meldeten, bestätigten ihn die USA | |
Den ersten Drohnen-Schlag dieser Woche gab am Dienstag die jemenitische | |
Botschaft in Washington bekannt. Erst nachdem sie erklärt hatte, ein | |
„militanter Konvoi“ sei aus der Luft von der CIA angegriffen worden und der | |
angebliche Top-Al-Qaida Mann, Mohammed Al-Umda sowie zwei weitere Personen | |
seien getötet worden, bestätigten US-Offizielle, dass es sich um einen | |
Drohnen-Einsatz gehandelt habe. | |
Die Drohnen-Anschläge werden vorab zwischen US-Behörden und jemenitischen | |
Behörden abgestimmt. Sie können sich auch gegen US-Staatsangehörige | |
richten. Das erste Mal geschah dies Ende September vergangenen Jahres, als | |
der US-amerikanisch-jemenitische Imam Anwar al-Awlaki in Jemen aus einer | |
Drohne getötet wurde. Wenige Tage danach tötete ein anderer | |
US-Drohneneinsatz auch seinen 16jährigen Sohn Abdul Rahman al-Awlaki. | |
In den USA sind Drohnenschläge in der Regel nur Kurzmeldungen. In der Regel | |
kommen darin nicht einmal die Namen der Opfer vor. Auch die Erlaubnis für | |
„signature strikes“ machte keine großen Schlagzeilen. Doch in der Linken | |
ist der „saubere“ Krieg aus Drohnen umstritten. Einerseits argumentieren | |
Kritiker, dass die Luftschläge auch Unbeteiligte töten. | |
Und dass sie der Terrororganisation Al-Qaida zu neuer Sympathie bei der | |
betroffenen Bevölkerung und zu neuem Zulauf verhelfe. Andererseits | |
bestreiten sie, dass Präsident Obama das Recht hat, ohne Konsultation des | |
US-Kongresses Drohneneinsätze zu verfügen. „Er bricht die Barriere, die der | |
Kongress errichtet hat, um einen endlosen Krieg gegen den Terror zu | |
verhindern“, schrieb der Yale-Professor Bruce Ackerman in der Washington | |
Post. | |
27 Apr 2012 | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
## TAGS | |
David Petraeus | |
Schwerpunkt Überwachung | |
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