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# taz.de -- Fernsehduell vor der Wahl in Ägypten: Premiere zur Primetime
> Zum ersten Mal debattieren vor einer Präsidentschaftswahl in Ägypten zwei
> der aussichtsreichsten Kandidaten im Fernsehen. Im ersten Wahlgang wird
> wohl niemand gewinnen.
Bild: Amru Musa (r.) und Abdel Moneim Abul Futuh schenkten sich nichts.
KAIRO taz | Es war ein Stück Fernseh- und Demokratiegeschichte, das live
vor den Augen von Millionen ägyptischen Fernsehzuschauern geschrieben
wurde. Das erste Mal traten zwei Favoriten für das höchste Amt am Nil in
einem Fernsehduell zusammen.
Kairos Straßen waren wie leer gefegt und die Cafés voll mit neugierigen
Menschen, die den Schlagabtausch verfolgten, zwischen Amru Musa, dem
ehemaligen Generalsekretar der Arabischen Liga und zuvor Außenminister
unter Mubarak, und Abdel Moneim Abul Futuh, einem Arzt und Aussteiger aus
der islamistischen Muslimbruderschaft. Vier Stunden lang, bis um zwei Uhr
morgens, schenkten sich die Kandidaten nichts.
Musa stellte Abul Futuh, der die Muslimbruderschaft aus ideologischen
Gründen 2011 verlassen hatte, weil sie ihm zu konservativ war und um selbst
für die Präsidentschaft zu kandidieren, immer noch als verkappten
Islamisten mit einer geheimen Tagesordnung dar. Abul Futuh seinerseits
konterte, indem er Musa als Mann des Mubarak-Regimes beschrieb, der auch
als Generalsekretär der Liga einmal öffentlich die Wiederwahl Mubaraks
propagiert hatte. „Ich möchte von ihnen ein einziges Wort der Opposition
hören, das sie damals dem Mubarak-Regime entgegengebracht haben“, sagte
Abul Futuh, der unter Mubarak und dessen Vorgänger Sadat mehrmals im
Gefängnis saß.
Inhaltlich präsentierte sich Musa stets als der Kandidat mit der größten
politischen Erfahrung, um das Land in neue Zeiten zu führen. Abul Futuh gab
sich als Mann der Revolution, indem er zu Beginn der Toten des Aufstands
gegen Mubarak gedachte, denen er als Präsident durch einen umfassenden
Wandel des Landes gerecht werden wolle.
Dabei hat er eine recht bunte Koalition geschmiedet. Unterstützt wird er
von Teilen der Salafisten, der Jugend der Muslimbruderschaft, aber auch von
einigen Liberalen und Linken, und selbst die Tahrir-Jugendlichen sehen in
ihm den geeignetsten der aussichtsreichen Kandidaten. Genau diese
widersprüchliche Koalition wurde ihm von Musa in der Debatte immer wieder
vorgeworfen. Musa seinerseits vereinigt hinter sich vor allem jene, die
Angst vor dem Einfluss der Islamisten auf die Politik haben und weniger auf
Wandel, sondern auf eine Rückkehr von Ordnung hoffen.
Wahrscheinlich ist, dass keiner der insgesamt 13 Kandidaten mehr als 50
Prozent der Stimmen erhält und es im Juni zu einer Stichwahl kommt.
11 May 2012
## AUTOREN
Karim Gawhary
Karim El-Gawhary
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