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# taz.de -- Kommentar Al-Baradei: Der unbekannte Prophet
> Der ehemalige IAEO-Chef Al-Baradei hat längst bewiesen, dass er keine
> Marionette des Westens ist. Am Nil kümmert das jedoch kaum jemanden.
Bild: Amru Musa (r.) und Abdel Moneim Abul Futuh schenkten sich nichts.
Eigentlich hatte er ja für das Amt des ägyptischen Präsidenten kandidieren
wollen. Aber Ende Januar gab Mohammed al-Baradei resignierend auf: Das
„alte Regime“ sei in Gestalt des Obersten Militärrats weiterhin an der
Macht, und sein Gewissen erlaube es ihm nicht, zu kandidieren, solange in
Ägypten nicht ein wirklich demokratisches System etabliert sei.
Von einem solchen demokratischen System ist das Land drei Monate später
unverändert weit entfernt. So verwundert es umso mehr, dass al-Baradei nun
die Gründung einer eigenen Partei bekannt gibt. Zumal auf absehbare Zeit
keine Wahlen anstehen, bei denen diese Partei antreten und sich um die
Gunst der Wähler bewerben könnte. Die Präsidentschaftswahlen im Mai werden
von den wenigen Kandidaten bestritten, die nicht aus dem einen oder anderen
Grund disqualifiziert wurden.
Und die Parlamentswahlen, die Ende Januar zu Ende gingen, können auch nicht
gerade als Ermunterung zur Gründung einer liberalen und weltoffenen Partei
gesehen werden: Fast drei Viertel der Stimmen gingen an die Muslimbrüder
und die radikaleren Salafisten. Unvorstellbar, wie da in absehbarer Zeit
eine dritte Kraft antreten könnte, die auch nur annähernd eine realistische
Chance hätte, die Geschicke Ägyptens entscheidend mitzubestimmen.
Al-Baradei war vor allem im Ausland als Hoffnungsträger für einen
demokratischen Neubeginn gefeiert worden – und der aufrechte ehemalige
IAEO-Chef ließ sich offenbar davon zu sehr beeindrucken. Denn in weiten
Kreisen der Bevölkerung wird er längst als Mann des Westens betrachtet. Man
begegnet ihm mit Skepsis. Zu Unrecht, denn gerade im Atomstreit mit dem
Iran hatte al-Baradei ja immer wieder bewiesen, dass er keine Marionette
des Westens ist. Nur scheint das am Nil kaum jemanden zu kümmern.
29 Apr 2012
## AUTOREN
Peter Philipp
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