# taz.de -- Justizministerin will kleineres Abkommen: Für ein Acta „light“ | |
> Die Bundesjustizministerin hat sich für eine abgespeckte Version des | |
> umstrittenen Acta-Abkommens ausgesprochen. Es wäre besser, die Regelung | |
> von Patentrechten und Urheberrechten zu trennen. | |
Bild: Das Abkommen soll leichter werden. | |
HAMBURG afp/taz | Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger | |
(FDP) hat sich für eine Verabschiedung des umstrittenen Acta-Abkommens in | |
einer abgespeckten Form ausgesprochen. „Wenn wir das Urheberrecht bei Acta | |
ausklammern, hätten wir wenigstens einen Bereich, in dem wir uns einigen | |
können“, sagte die Ministerin dem Spiegel. „Besser wäre es gewesen, von | |
vornherein Marken und Patente von der Frage der Urheberrechte zu trennen.“ | |
Das von der EU-Kommission ausgehandelte Acta-Abkommen soll den Schutz des | |
geistigen Eigentums verbessern. Es geht dabei unter anderem um | |
Zollkontrollen, bei denen gefälschte Markenware aus Fernost beschlagnahmt | |
wird. Das Abkommen berührt aber beispielsweise auch illegale Downloads von | |
Musikdateien in einer Tauschbörse im Netz. Kritiker machen unter anderem | |
geltend, Acta könne die Freiheit im Internet beschneiden. Der | |
wissenschaftliche Dienst im Bundestag hatte allerdings in einem Gutachten | |
auch gewarnt, dass Acta in Patentfragen mit dem Menschenrecht unvereinbar | |
sei. | |
Leutheusser-Schnarrenberger äußerte Verständnis für die Anti-Acta-Proteste. | |
„Wenn wir sehen, wie viele Leute es in ganz Europa gibt, die Acta nicht | |
wollen, dann ist es richtig, diese Proteste aufzunehmen und zu sagen: Wir | |
betreiben das vorerst nicht weiter“, sagte sie dem Spiegel. „Wir können | |
doch nicht so tun, als interessierten uns die Sorgen der Menschen nicht. | |
Das haben wir früher vielleicht getan, und das hat zur | |
Politikverdrossenheit beigetragen.“ | |
Die Justizministerin kündigte zugleich an, nach der parlamentarischen | |
Sommerpause einen Entwurf zum Urheberrecht vorzulegen. „Wir wollen zum | |
Beispiel die Möglichkeiten für Rechteinhaber erleichtern, an die | |
Mail-Adressen von illegalen Downloadern zu kommen, um ihre Ansprüche | |
geltend zu machen“, sagte Leutheusser-Schnarrenberger dem Magazin. | |
Allerdings werde das Gesetz nicht der erhoffte große Wurf zu dem | |
umstrittenen Thema. „Wir müssen ehrlich gestehen, dass wir noch nicht die | |
richtigen Instrumente gefunden haben, um das Urheberrecht im Netz | |
überzeugend und umfassend zu schützen.“ | |
Zudem warnte die Justizministerin vor dem neuen Internetprotokoll IPv6, das | |
seit wenigen Tagen gilt und theoretisch jedem User eine persönliche | |
Netzkennung zuweisen kann. „Wir müssen aufpassen, dass die neue Technik | |
nicht dazu führt, dass jeder User in seinem Surfverhalten identifiziert | |
werden kann“, mahnte Leutheusser-Schnarrenberger. „Das neue | |
Internetprotokoll darf nicht zu einem Überwachungsinstrument werden.“ | |
11 Jun 2012 | |
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