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# taz.de -- Negativ-Rating für Barclays nach Skandal: Bankchef will nichts gew…
> Bob Diamond, ehemaliger Chef der Großbank Barclays, sagt, er habe von
> manipulierten Zinssätzen nichts gewusst. Die Agenturen senken ihre
> Bewertungen der Bank weiter ab.
Bild: Stiller Protest: Bob Diamond in seiner letzen Rolle als „BOB THE ROB“.
DUBLIN taz | Als Folge aus dem Skandal um manipulierte Zinssätze haben zwei
der drei großen Ratingagenturen ihren Ausblick für die britische Bank
Barclays auf „negativ“ gesenkt. Zunächst behielt das Geldinstitut seine
bisherigen Bonitätsnoten. Allerdings rechnen Moody’s und Standard & Poor’s
(S & P) mit einer Eintrübung der Geschäftsaussichten.
S & P begründete die Entscheidung damit, dass die Auswirkungen des Skandals
wohl noch eine Weile an Barclays haften würden, was zu schwächeren und
weniger stabilen Erträgen führen könne. Moody’s erklärte, die Neubewertung
spiegle Sorgen darüber wider, dass der Rücktritt der Führungsriege und die
Unsicherheit über die weitere Richtung der Bank negative Auswirkungen haben
könnten.
Bob Diamond, der frühere Vorstandschef der britischen Großbank Barclays,
kündigte bereits an, um eine Abfindung in Höhe von 22 Millionen Pfund zu
kämpfen. Diamond musste am Dienstag wegen des Skandals um die Manipulation
von Zinsen im Interbankenverkehr zurücktreten. Diese Manipulationen kosten
Barclays mittlerweile die Rekordsumme von 290 Millionen Pfund an
Strafzahlungen. Der Aufsichtsratschef Marcus Agius hatte deshalb bereits am
Montag seinen Hut genommen.
Diamond sagte am Mittwoch vor einem parlamentarischen Ausschuss, dass ihm
beim Lesen des E-Mail-Verkehrs zwischen 14 Barclays-Angestellten, die sich
über die Manipulation des Libor (London Interbank Offer Rate) verständigten
und sich gegenseitig Champagner versprachen, „regelrecht schlecht“ geworden
sei. Diamond sagte, er habe die E-Mails erst am vorvergangenen Wochenende
zu Gesicht bekommen. Der Libor ist der Zinssatz, zu dem sich Banken
untereinander Geld leihen. Er ist nicht nur ein Indikator für die Bonität
einer Bank, sondern er beeinflusst auch, zu welchem Zinssatz Banken Geld an
ihre Kunden verleihen.
Diamond war 16 Jahre bei Barclays, die letzten 18 Monate davon als
Vorstandschef. Seit 2006 verdiente er 100 Millionen Pfund. Er verteidigte
seine Arbeit vor den Unterhausabgeordneten vehement. Diamond wiederholte
vor dem Ausschuss die Behauptung nicht, dass der stellvertretende
Gouverneur der Bank of England, Paul Tucker, ihm bei einem Telefongespräch
am 29. Oktober 2008 dazu geraten habe, den Libor zu manipulieren. Barclays
hatte das in einer Presseerklärung unter Berufung auf einen internen
Vermerk von Diamond mitgeteilt.
## Jeder beschuldigt jeden
Der Tory-Schatzkanzler George Osborne wies die Behauptungen, Tucker habe
Druck auf Barclays ausgeübt, als absurd zurück. Stattdessen beschuldigte er
die frühere Labour-Regierung unter Premierminister Gordon Brown, dass sie
„eindeutig daran beteiligt“ war, während der Finanzkrise 2008 Banken zu
drängen, den Libor zu manipulieren.
Diamond sagte vor dem Ausschuss, dass der Labour-Politiker Lord Myners und
Browns Wirtschaftsberaterin Baronin Vadera ihm gegenüber ihre Sorge über
die Höhe des Libor und des europäischen Äquivalents Euribor ausgedrückt
hatten. Beide bestritten aber kategorisch, Tucker in dieser Sache
kontaktiert zu haben.
5 Jul 2012
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Libor
Energiepreise
Ratingagentur
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