| # taz.de -- EU prüft Dumping-Klage: Sonnenfinsternis in China | |
| > Die EU-Kommission prüft nun die Dumping-Vorwürfe gegen chinesische | |
| > Solarfirmen. Die Ermittlung wird sich über ein Jahr hinziehen. | |
| Bild: China exportierte im vergangenen Jahr Solartechnik im Wert von 21 Milliar… | |
| BERLIN taz | Solar Millennium, Solon, Solarhybrid, Sovello oder Q-Cells – | |
| die Liste insolventer deutscher Photovoltaikfirmen ist lang. Die | |
| EU-Kommission will das Siechen der einst so erfolgreichen Sonnenindustrie | |
| nun mit einem Anti-Dumping-Verfahren gegen China stoppen. | |
| Mit dem Beginn des Verfahrens, das 25 Solarfirmen als Initiative EU ProSun | |
| im Juli beantragt hatten, eskaliert der seit Jahren schwelende Solarstreit | |
| zwischen Europa und China. Es gehe um „die bedeutendste | |
| Anti-Dumping-Beschwerde, die jemals eingegangen ist“, erklärte die | |
| Kommission. | |
| China exportierte 2011 Solartechnik im Wert von 21 Milliarden Euro in die | |
| EU. Nach Zahlen der EU-Solarindustrie liegt der Marktanteil der | |
| chinesischen Produkte schon bei über 80 Prozent. | |
| Die Europäer prangern deshalb Chinas Methoden an. Die Preise für | |
| Solarmodule aus Fernost lägen „weit unter den Herstellungskosten“, erklär… | |
| EU ProSun. Die Anbieter machten „enorme Verluste, gehen aber nicht | |
| bankrott, weil ihnen die chinesische Regierung unbegrenzten Zugang zu | |
| Krediten gewährt.“ | |
| ## Ermittlungen und Strafzölle | |
| Zwar sollen die Ermittlungen laut Kommission 15 Monate dauern. Doch Brüssel | |
| drohte schon mit der Einführung vorläufiger Schutzzölle in zwei Monaten. | |
| Das US-Handelsministerium verhängte bereits im Mai Strafzölle von bis zu | |
| 250 Prozent auf Solarimporte aus China. | |
| Das chinesische Handelsministerium äußerte am Donnerstag „tiefes Bedauern“ | |
| über die Maßnahme der EU. Einschränkungen für Chinas Solarfirmen würden | |
| nicht nur den Interessen der chinesischen und europäischen Solarwirtschaft | |
| schaden, sondern auch der Entwicklung der erneuerbaren Energien weltweit, | |
| sagte ein Sprecher. | |
| Chinas Marktführer wie Yingli, Suntech, Trina und Canadian Solar hatten die | |
| EU bereits gewarnt. Yingli-Chef Wang Yiyu sagte, Strafzölle auf | |
| Solarimporte aus der Volksrepublik würden „einen umfassenden Handelskrieg | |
| zwischen der EU und China auslösen, der auf beiden Seiten nur zu enormen | |
| Verlusten führen wird“. | |
| ## Umstrittenes Vorgehen | |
| Erst letzte Woche hatte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei ihrer | |
| China-Visite bemüht, die Wogen zu glätten. Es wäre besser, den Streit durch | |
| Gespräche beizulegen, sagte sie. | |
| Das Vorgehen der Initiative EU ProSun ist in der heimischen Branche | |
| umstritten. So hält der bayerische Großhändler von Photovoltaik-Anlagen, | |
| Phoenix Solar, nichts von protektionistischen Maßnahmen. "Damit wird eine | |
| Spirale in Gang gesetzt, die dem freien Welthandel nicht zuträglich ist", | |
| sagte der Vorstandsvorsitzende Andreas Hänel. | |
| Experten glauben zudem, dass das Brüsseler Kartellverfahren die Krise der | |
| Branche nicht beenden kann. Die Anti-Dumping-Debatte blende aus, dass | |
| Deutschland als Wirtschaftsstandort für die Massenproduktion der | |
| Solarfirmen international nicht wettbewerbsfähig sei, sagte Wolfgang Hummel | |
| vom Zentrum für Solarmarktforschung in Berlin. Und: „Statt der | |
| Anti-Dumping-Diskussion wäre eine Standortdebatte zu führen.“ Die | |
| kostengünstigen Solarmodule aus China seien zudem ein wesentlicher Treiber | |
| der Nachfrage auf dem Weltmarkt. „Davon“, sagte Hummel, „profitiert die | |
| gesamte Branche.“ | |
| 6 Sep 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Kai Schöneberg | |
| ## TAGS | |
| Solarworld | |
| China | |
| China | |
| China | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Zentrum für Solarmarktforschung: Ein Hochstapler fliegt auf | |
| Einer der führenden Solarmarktexperten Deutschlands ist unter Druck. Medien | |
| wollen zukünftig auf die Analysen von Wolfgang Hummel verzichten. | |
| EU beschwert sich bei WTO: Chinas Schutzzölle für Stahlrohre | |
| Die Handelsbeziehungen zwischen China und Europa werden nicht besser: Die | |
| EU ruft die WTO wegen Zöllen auf Stahlrohre an. Es gehe aber nicht um | |
| „Vergeltung“. | |
| Chinesische Solarfirma: Suntech ist pleite | |
| Kaum ist ein Ökonom an der Spitze Chinas, geht eine der weltgrößten | |
| Solarfirmen pleite. Ein Insolvenzverfahren soll Suntech retten. | |
| Regenerative Energien in China: Der lange Solarmarsch | |
| Die Volksrepublik will in Wind- und Solarstrom investieren und zum größten | |
| Abnehmer von Solarmodulen werden. Den europäischen Herstellern nutzt das | |
| kaum. | |
| Verstoß gegen europäische Regeln: Oslo erhebt hohe Lebensmittelzölle | |
| Um die heimische Landwirtschaft zu schützen, will Norwegen die Zölle auf | |
| Lebensmittelimporte deutlich erhöhen. Brüssel ist verärgert und droht. | |
| Kommentar Solarpolitik: Ein hausgemachtes Problem | |
| Dass sich die EU jetzt um die chinesischen Subventionen sorgt, genügt | |
| nicht. Die europäische Solarindustrie braucht Förderung. | |
| Merkel in China: Viele Unterschriften und doch Ärger | |
| Beim Besuch von Kanzlerin Angela Merkel und sieben ihrer Minister in Peking | |
| gab es jede Menge Harmonie. In einigen Punkten aber auch erheblichen Unmut. | |
| Bundesregierung riskiert Handelskrieg: Sonnenbrand im Ministernacken | |
| Beim Staatsbesuch will Peter Altmaier Chinas Solarsubventionen anprangern. | |
| Europas Unternehmen werfen dem Land Dumping vor – mit schwachen Argumenten. | |
| Sovello stellt den Betrieb ein: Solarsterben geht weiter | |
| Die Pläne einer Transfergesellschaft sind vom Tisch. Der | |
| Solarzellenhersteller Sovello setzt sämtliche Mitarbeiter auf die Straße. | |
| Schuld ist nicht nur die Konkurrenz. |