# taz.de -- Von der Leyen lobt Gabriel: Rentenkoalition auf Probe | |
> SPD und Union nähern sich bei ihren Konzepten zur Bekämpfung der | |
> Altersarmut an. Der FDP gefällt das gar nicht. | |
Bild: Urteilt man nach dem schwarz-roten Mienenspiel am Wochenende, sind SPD un… | |
BERLIN taz | In der Rentenfrage proben SPD und CDU schon einmal die große | |
Koalition. Nachdem am Samstag Eckpunkte des SPD-Entwurfs für eine neue | |
Rentenpolitik bekannt wurden, steuerte CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe | |
auf die Sozialdemokraten zu. Wenn sich die SPD „ohne Wenn und Aber“ zur | |
notwendigen, schrittweisen Einführung der Rente mit 67 bekenne, „sollte | |
auch ein Konsens zur dauerhaften Vermeidung von Altersarmut möglich sein“, | |
sagte Gröhe zur Welt. | |
„Der erforderlichen Verlässlichkeit tut es gut, wenn Fragen der | |
Rentenstruktur parteiübergreifend geregelt werden.“ Zuvor hatte bereits | |
Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) die SPD – und sich | |
selbst – gelobt: „Es ist gut, dass die SPD die Gerechtigkeitslücke mit | |
ähnlichen Mitteln angehen will.“ Sie regte eine parteiübergreifende | |
Initiative gegen Altersarmut an. | |
Eine informell eingesetzte Arbeitsgruppe unter dem SPD-Parteivorsitzenden | |
Sigmar Gabriel hatte am Samstag ihre Eckpunkte für eine neue Rentenpolitik | |
bekannt gemacht. Am Montag soll das Konzept im Parteivorstand diskutiert | |
werden. | |
## SPD: Ausweitung der betrieblichen Altersvorsorge | |
Zentrale Aussage des Papiers: Die Sozialdemokraten wollen weder von der in | |
ihren Reihen umstrittenen Rente mit 67 noch von der vorgesehenen Absenkung | |
des Rentenniveaus von heute 51 auf 43 Prozent im Jahr 2030 abrücken. | |
Stattdessen setzten sie unter anderem auf die Ausweitung der betrieblichen | |
Altersvorsorge, wollen eine Solidarrente für Geringverdiener einführen, die | |
Erwerbs-minderungsrente verbessern und Kindererziehungszeiten in der | |
Rentenberechnung aufwerten. | |
Fast alles Punkte, die auch von der Leyen in ähnlicher Form benennt. Mit | |
der Solidarrente soll Geringverdienern die monatliche Rente auf bis zu 850 | |
Euro aufgestockt werden. Im Unterschied zur Zuschussrente von der Leyens | |
von gleichfalls maximal 850 Euro wären die Zugangsbedingungen zu dieser | |
Rente etwas einfacher geregelt: Statt 45 müssten 40 Versicherungsjahre in | |
der gesetzlichen Rentenkasse nachgewiesen werden. | |
Unklar bleibt aber, welcher Unterschied eine Vollzeit- oder | |
Teilzeittätigkeit für die Höhe der Solidarrente spielen soll. Als | |
wichtigste Maßnahme, um das sinkende Rentenniveau auszugleichen, setzt die | |
SPD auf eine „Betriebsrente plus“: Möglichst jeder Arbeitnehmer soll bei | |
Abschluss eines Arbeitsvertrags künftig mindestens 2 Prozent seines | |
Bruttolohns automatisch in eine kapitalgedeckte Betriebsrente einbezahlen. | |
## Aus Steuermittelnfinanziert | |
Der Staat soll dann noch einmal 400 Euro jährlich dazulegen. Allerdings | |
sollen die Tarifpartner entscheiden, wie die Betriebsrente im Detail | |
organisiert wird. Sie müssten unter anderem klären, ob sich Arbeitgeber an | |
der Finanzierung beteiligen. Sowohl die Solidarrente als auch die Zuschüsse | |
zur betrieblichen Altersvorsorge sollen nach dem Willen Gabriels aus | |
Steuermitteln finanziert werden. | |
Allein die Solidarrente dürfte im Jahr 2030 über 10 Milliarden Euro im Jahr | |
kosten. Mit wie viel Geld die Rentenreform insgesamt zu Buche schlagen | |
wird, geht aus dem SPD-Papier nicht klar hervor. | |
Die FDP reagierte am Sonntag äußerst vergrätzt auf den SPD-Vorstoß und die | |
Reaktionen aus dem Unionslager. „Die Bundesarbeitsministerin hat offenbar | |
den Ehrgeiz, Steigbügelhalterin einer großen Koalition ohne Angela Merkel | |
zu sein“, sagte der nordrhein-westfälische FDP-Chef Lindner. | |
9 Sep 2012 | |
## AUTOREN | |
Eva Völpel | |
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